!!!Die Kosaken

Die Kosaken waren Gemeinschaften freier Reiterverbände, zu denen sich flüchtige russische und ukrainische Leibeigene, manchmal auch Abenteurer oder anderweitig Abtrünnige, in den südlichen Steppengebieten zusammenschlossen.
Der Name Kosak stammt aus den Turksprachen und bedeutet in etwa „freier Krieger“. Er ist etymologisch, jedoch nicht inhaltlich mit den Kasachen verwandt. 

Die slawischen Kosaken gründeten ab dem 16. Jahrhundert eigene Siedlungen und Gemeinschaften und wurden zu Wehrbauern, die sich gegen die häufigen Überfälle asiatischstämmiger Reiternomaden (vor allem Krimtataren) verteidigen mussten. In der Ukraine bildete sich im 17. Jahrhundert das quasistaatliche Kosaken-Hetmanat heraus, das gegen die polnische Herrschaft kämpfte und später als Autonomie ins Russische Zarenreich einging. Bis zum 18. Jahrhundert waren sowohl russische als auch ukrainische Kosaken vom Zarenreich teilweise unabhängig, dann wurden sie nach und nach als freie Kavallerieverbände in die russische Armee integriert. Hauptsiedlungsgebiete der Kosaken waren das Don-, das Dnipr- und das Ural-Gebiet.

Traditionell sind die Kosaken hierarchisch unter Atamanen oder Hetmanen organisiert. Die Kosaken spielten eine maßgebliche Rolle bei der russischen Eroberung und der Erschließung Sibiriens sowie des Nordkaukasus.

!Kosaken in der Deutschen Wehrmacht

Viele Kosaken sympathisierten wegen ihrer antibolschewistischen Einstellung für das nationalsozialistische Deutschland, das sie als Bollwerk gegen Stalin betrachteten. Im Vorrücken der deutschen Wehrmacht glaubten sie eine Möglichkeit zu erkennen, alte Rechte und Privilegien wieder zu gewinnen bzw. die orthodoxe Religion wieder offen bekennen zu können. Deshalb boten sie in der zweiten Jahreshälfte 1941 dem Nazi-Regime ihre Dienste an. 

Am 22. August 1941 lief das sowjetische 463. Infanterieregiment unter Iwan Kononov, einem Donkosaken, fast geschlossen zur Wehrmacht über und wurde von der Heeresgruppe Mitte als Kosakenabteilung 600 für Sicherungsaufgaben und zur Partisanenbekämpfung eingesetzt. Während der Sommeroffensive der Wehrmacht 1942 billigte Hitler den Einsatz von Kosakenverbänden nicht nur bei der Partisanenbekämpfung, sondern auch an der Front. Mit Hilfe von 25.000 Freiwilligen sollte ein großer kampfstarker Verband geformt werden.
 
 
[{Image src='Kosak.jpg' height='270' width='194' class='image_left' caption='Ein Kosake leistet den Eid auf Hitler.\\Foto:~[Unknown]. Aus: [Wikicommons|https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Bundesarchiv_Bild_146-2008-0335,_Russland,_Kosaken_in_der_Wehrmacht.jpg] unter [CC|http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/at]' alt='Ein Kosake leistet den Eid auf Hitler'}] 

Als sich die Wehrmacht nach der Niederlage von Stalingrad aus dem Kaukasus zurückziehen musste, wurde der Plan fallengelassen. Es standen aber rund 20 Kosakeneinheiten in Bataillonsstärke über die ganze Ostfront verteilt im Kampf.
Die im Sommer 1943 in Polen aufgestellte 1. Kosaken-Kavallerie-Division zählte etwa 10.000 Mann. Sie war die erste große Kosakeneinheit im Osten. Den Stamm der Division bildeten die Kosaken des Auffanglagers Cherson in der Ukraine, Kosaken vom Don, Kuban, Terek, aus Sibirien, Transbaikalien und Ussurien. Das Offiziers- und Unteroffizierkorps wurde aus ehemaligen Kriegsgefangenen der Roten Armee und aus Emigranten-Kosaken westlicher Länder gebildet, die sich zur Kollaboration bereit erklärt hatten. Jedes Regiment hatte 2.000 Mann, dazu 160 Deutsche als Rahmenpersonal. Die Kosakeneinheiten wurde dem deutschen Generalmajor Helmuth von Pannwitz unterstellt.

Damit die Kosaken nicht gegen Landsleute kämpfen mussten, wurden die Reiterkrieger im September 1943 nach Jugoslawien in den Raum Belgrad beordert. Nach der Kapitulation Jugoslawiens im April 1941 und dem Zerfall des Vielvölkerstaates kam es zur Bildung starker Partisaneneinheiten. Die Kosakenregimenter erhielten den Auftrag, neben dem Schutz der Nachschublinien nach Griechenland bzw.  der Volksdeutschen die Partisanen aus ihren Stützpunkten zu vertreiben. Die Jugoslawische Volksbefreiungsarmee war bis Ende 1944 auf über 400.000 Mann angewachsen. Die Beweglichkeit der berittenen Kosakenverbände und ihr Kampfesmut brachten die Partisanen allerdings mehrfach in schwere Bedrängnis. Während der Operation „Rösselsprung“ konnten zwei Kosakenregimenter das Hauptquartier  von Tito in den Bergen von Drvar einnehmen, wobei der Partisanenführer nur durch einen Glücksfall entkommen konnte.



Dem inzwischen zum Generalleutnant ernannten __Helmuth von Pannwitz__ unterstand schließlich ab Februar 1945 das zum Armeekorps angewachsene XIV. Kosaken-Kavallerie-Korps der Waffen-SS, bestehend aus der 1. Kosaken-Kavallerie-Division (Kommandeur Oberst von Baath), der 2. Kosaken-Kavallerie-Division (Kommandeur Oberst Hans-Joachim von Schultz), der Plastunbrigade (nach einem Ort bei Wladiwostok - Kommandeur Oberst Ivan Kononow) sowie der im Aufbau begriffenen 3. Kosakendivision mit einer Kampfstärke von mehr als 25.000 Mann. Die 1. Kosaken-Kavallerie-Division wurde durch eine Vielzahl von Plünderungen, Vergewaltigungen und Erschießungen im jugoslawischen Aufstandsgebiet bekannt.

!Die Umsiedlung

Bedingt durch den Rückzug der Deutschen Wehrmacht im Osten ab 1943 sahen sich auch viele Kosakenfamilien gezwungen, ihre Heimat zu verlassen. Im Frühjahr 1944 zogen sie sich in das heutige Weißrussland zurück. Anfang Juli 1944  wichen sie nach Polen aus und einige meldeten sich als Soldaten, um gegen den Warschauer Aufstand zu kämpfen.

In der Folge wurde den rund 16.000 Kosaken, die mit Planwagen und etwa 14.000 Pferden unterwegs waren von der deutschen Reichsregierung neue Siedlungsgebiete im Raum Tolmezzo (Provinz Friaul), als neues „Kosakia“ zugewiesen. Im Sommer 1944 wurden in 50 Eisenbahnzügen etwa 35.000 Kosaken aus dem Osten evakuiert und in dieser Gegend angesiedelt, wo sie bis Kriegsende hauptsächlich im Kampf gegen italienische Partisanen eingesetzt waren. Das Dorf Alesso wurde vollkommen den Kosaken überlassen und es entstand dort eine Art kosakische Exilregierung. Alesso wurde aber auch der geeignete Platz für Handel und Gewerbe. Es erhielt den Ortsnamen Novotscherkask. Die Kosaken versuchten unter General Krasnov  diplomatische Beziehungen auch zu den Engländern aufzubauen und eine Art Verfassung für ihr Land zu errichten. Die neue Heimat "Kosakia" blieb jedoch eine Illusion.

!Flucht nach Österreich

Die ohnedies prekäre Situation der Kosaken verschärfte sich im April 1945. Die englischen Truppen rückten näher, kommunistische Partisanen verschärften ihre Angriffe. Der Krieg, durch welchen sie gehofft hatten, den Bolschewismus zu besiegen, war verloren. Jedoch erklärte sich General Domanov nicht bereit, die Waffen niederzulegen oder gar mit den Partisanen zu verhandeln. Er verfügte den Abzug des Kosaken-Stans in Italien, um auf österreichischen Boden zu kapitulieren und um dort mit den Engländern zu verhandeln. Tausende Männer, Frauen und Kinder  machten sich Ende April 1945 über den Plöckenpass auf nach Norden.  Während dem Abzug der Kosaken aus Italien wurde auf sie geschossen und das Wetter spielte den Menschen übel mit. Starker Regen begleitete sie und in höheren Lagen setzte sogar ein Schneesturm ein. Völlig erschöpft erreichten die ersten Kosaken am 3. Mai 1945 Österreich und trafen am 9. Mai 1945 auf die 11. britische Panzerdivision.

In Kötschach-Mauthen erhielt man die Anweisung, die Kosaken über den Gailberg ins Drautal weiterziehen zu lassen. Ihr Lagerplatz  wurde der Talkessel zwischen Lienz und Oberdrauburg. Die vielen Pferde der Kosaken fraßen die Wiesen leer, was von der örtlichen Bevölkerung verständlicherweise nicht gern gesehen wurde.

!Die Lienzer Kosakentragödie

Die Britische Armee lieferte die Kosaken Ende Mai/Anfang Juni 1945 in Judenburg der Roten Armee aus. 
Die unmenschliche Aktion begann am 28. Mai: Nachdem die britischen Armeestellen eine freiwillige Waffenabgabe der Kosaken erreicht hatten, wurden mehr als 1.500 Offiziere aus mehreren Lagern zu einer vorgetäuschten Konferenz in Spittal an der Drau gelockt, dort handstreichartig festgenommen, auf Lastwagen geladen und nach Judenburg gefahren. Dort, jenseits der Mur, begann der Machtbereich der Sowjets, die auf die "Verräter" bereits auf der Brücke warteten.

[{Image src='Park_Kosak.jpg' height='300' class='image_right' caption='Denkmal im Wiener Türkenschanzpark' alt='Zur Einnerung an die Rolle der Kosaken beim Entsatz von Wien 1683' width='400'}]

Danach ging man gegen die führungslos gewordenen Kosaken vor. Wurden sie bis dahin noch zuvorkommend und nicht wie Kriegsgefangene behandelt, so wurden die Lager am 30. Mai erstmals von bewaffneten britischen Soldaten umstellt. Dramatische Szenen spielen sich beispielsweise im Lienzer Ortsteil Peggetz ab, wo 4.000 Kosaken kampierten. Ein Großteil der Kosaken übte passiven Widerstand. Doch die Briten gingen mit Knüppeln, Gewehrkolben und Bajonetten gegen die Menschen vor. Viele wurden in der Panik tot getrampelt. Hunderte Kosaken, auch Frauen und Kinder, stürmten die Drau-Brücke, auf der britische Posten in Stellung gegangen waren. Ein Teil der Verzweifelten stürzte sich von der Brücke in den Fluss. Andere Kosaken-Gruppen verübten kollektiven Selbstmord. Noch Tage später wurden im Lienzer Umland Hunderte Leichen gefunden.  Viele Mütter versteckten ihre Babys im Wald, um ihnen das Leben in Stalins Gulags zu ersparen. Britische Suchtrupps durchkämmten in den folgenden Tagen die Gegend. Von denjenigen, die vor Festnahme und Auslieferung geflüchtet waren, griffen die Briten bis zum 30. Juni fast 1400 Personen auf und lieferten sie aus. Immerhin wurde nach dem 4. Juni bei den Gefassten die Staatsbürgerschaft überprüft, Exilanten genossen von da an Gnade. 

Die Deportierungen wurden täglich bis zum 7. Juni durchgeführt. Während dieser 10 Tage wurden 35.000 Kosaken abtransportiert. Laut Emil Winkler, Bürgermeister von 1938 bis 1945 in Lienz, kamen etwa 3000 Männer, Frauen und Kinder ums Leben. 

Erst Ende Juni stoppten die Briten die Auslieferungen, erster Vorbote des wachsenden Misstrauens zwischen den Siegerstaaten. Diese Ereignisse gingen als "Tragödie an der Drau" in die Geschichte ein. In Lienz erinnern heute der [Kosakenfriedhof in der Peggetz|https://de.wikipedia.org/wiki/Kosakenfriedhof_in_der_Peggetz] und ein Gedenkstein für  General Helmuth von Pannwitz und das XV. Kosaken-Kavallerie-Korps in Tristach an das damalige tragische Geschehen.


!Die Konferenz von Jalta und die Folgen

Die Briten begründeten ihre Vorgangsweise mit  der Vereinbarungen der Konferenz von Jalta 1944, die eine Repatriierung von Sowjetbürgern vorsahen, insbesondere von solchen, die deutsche Uniform getragen oder mit dem Nationalsozialismus kollaboriert hatten. Unter diesen befanden sich allerdings auch Emigranten des Zarenreiches, die keine sowjetischen Staatsbürger waren, und daher auch nicht auszuliefern gewesen wären. Für die meisten Offiziere der Kosaken bedeutete die Auslieferung die meist umgehend erfolgte Hinrichtung, während  die Mannschaften überwiegend in den sibirischen Straflagern verschwanden. Von Pannwitz, Krasnow, Schkuro und neun weitere prominente Kosakenführer wurden nach Moskau gebracht, in einem Hochverratsprozess zum Tode verurteilt und im Jänner 1947 hingerichtet.

> Lesen Sie mehr über die Kosaken in diesem NID Buch: [Das grüne Juwel |https://www.nid-library.com/Home/ViewBook/243/64/view ]

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!Essay

[{InsertPage page='Wissenssammlungen/Essays/Zeitgeschichte/Kosaken_in_Kärnten'}] 

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> Lesen Sie mehr über Adolf Ritter von Guttenberg in diesem NID Buch: [Das grüne Juwel |https://www.nid-library.com/Home/ViewBook/243/78/view ]

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Redaktion: [P. Diem|User/Diem Peter]
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