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Laaser Marmor#

Historische Verwendung#

Im Mittelalter wurde Laaser Marmor als Werkstoff für Portale, Wappensteine und Ornamentstücke von Vinschgauer Burgen verwendet, etwa beim Palasportal von Schloss Tirol, in dessen Tympanon der Erzengel Gabriel die Besucher mit segnender Geste empfängt. Anonyme Künstler fertigten aus Laaser Marmor Taufsteine, Altäre, Grabsteine und Portaleinfassungen für Kirchen an. Zu den ältesten bekannten Werkstücken aus Laaser Marmor gehören die Marmorreliefs in der karolingischen St.-Benedikts-Kirche in Mals. Von der romanischen Laaser Pfarrkirche konnte nur mehr die Apsis gerettet und rekonstruiert werden.
Während der Renaissance kam Laaser Marmor für die Ausgestaltung einiger Vinschgauer Schlösser (Churburg, Goldrain, Dornsberg, Obermontani, Schlandersburg) zum Einsatz. Jakob Trapp VII., Jerusalempilger und Herr der Churburg, ließ sich 1573 von Wolf Verdroß ein Grabdenkmal in der Schludernser Pfarrkirche errichten.

Der aus dem Martelltal stammende Barockbildhauer Gregor Schwenzengast verwendete den Marmor in der Zeit um 1700 für zahlreiche Arbeiten. Seine Madonnenreliefs in Form von Marmormedaillons schmücken die Portale verschiedener Gebäude im Vinschgau, unter anderem die Rosenkönigin der St. Annakapelle in Latsch und das Rathaus von Schlanders. Ein von Schwenzengast behauenes großes Reliefbildnis Leopolds I. ist im Hof der Schlandersburg ausgestellt. Von ihm stammt auch das Grabdenkmal in der Latscher Pfarrkirche für den Adeligen Kleinhans, den Erbauer des Roten Schlosses in Latsch.

Laaser Marmor und die Wiener Ringstraße#

Dank der Technisierung des Marmortransports ins Tal (siehe Artikel Laaserbahn) und der Modernisierung der Marmorbearbeitung in Laas, nicht zuletzt durch die Wiener Bauunion, fand der weißstrahlende witterungs- und frostbeständige Marmor neue Anhänger und Absatzmärkte, gerade rechtzeitig für den Bauboom und die Prachtenfaltung der neuen Wiener Ringstraße. Auf der Wiener Weltausstellung 1873 wurde der Laaser Marmor einer weiten Öffentlichkeit bekannt. Architekten und Künstler wie Theophil Hansen und Viktor Tilgnerschätzten diesen Stein für Prunkfassaden und Statuen, der die Wiener Ringstraße prägte: Werke wie das Parlament mit dem Brunnen der Pallas Athene, der Hochaltar der neugotischen Votivkirche, die Denkmäler und Büsten für Mozart, Bruckner, Haydn, Kaiserin Sisi (im Volksgarten), Grillparzer, sowie die beiden Brunnen "Macht zur See" und "Macht zu Lande" auf dem Wiener Michaelerplatz (1897).

Parlament
Parlamentsgebäude - Foto: P. Diem
Michaelerplatz
"Die Macht zur See" - Foto: P. Diem
Der größte noch mit Schleifbäumen transportierte Block wog mehr als 80 Tonnen, maß 30 Kubikmeter und war 1903 für das Moltke-Denkmal bei der Siegessäule in Berlin bestellt worden.

In Laas selbst wurde aus Laaser Marmor und Onyx 1911 eine Jugendstilstatue von Kaiser Franz Josef mit den Wappenschilden von Österreich und Tirol, mit seinem Wahlspruch Viribus Unitis geschaffen. Nach dem Ersen Weltkrieg, während der Zeit des Faschismus, wurde die Statue in einer Scheune versteckt und vergessen. Erst 1980 kaufte sie die Gemeinde an und stellte sie nahe der Johanneskirche mit ihrer romanischen Apsis auf.

Johanneskirche
Apsis der Laaser Johanneskirche
FJ I
Statue Fanz Josef I.

Marmor
Laaser Onyx
Franz Waldner
Franz Waldner
Führung
Marmorführung
Laas
Marmordorf Laas


--> Redaktion und Fotos: Kurt Hengl

Heutige Verwendung#

Heute werden die Marmorblöcke zum Großteil in Platten geschnitten und zu Fußbodenbelägen, Fliesen und Fassadenplatten verarbeitet.
In Laas gibt es heute (2008) neben dem Marmorwerk nur mehr zwei marmorverarbeitende Betriebe sowie zwei Bildhauer. Ein weiterer marmorverarbeitender Betrieb steht in der Fraktion Eyrs. Das Ortsbild von Laas ist durch Kopfsteinpflaster, dekorative Elemente und Skulpturen aus Marmor geprägt. Seit 2000 wird der Laaser Marmor auch durch das Ausstellen marmorner Kleinkunstwerke im Rahmen des jährlich stattfindenden Laaser Kulturfests marmor & marillen ins Licht der Öffentlichkeit gerückt.
Versuche, den Laaser Marmor für Künstler und Künstlerinnen wieder interessant zu machen, führten 1982 zur Wiedergründung der Berufsfachschule für Steinbearbeitung in Laas.
Eines der größten aktuellen umweltpolitischen Probleme und damit des Abbaus von Naturstein im Laaser Abbaugebiet ist die Frage um den Transport des Marmors, da sich alle Brüche auf dem Gebiet des Nationalparks Stilfser Joch befinden.