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René Freund: Liebe unter Fischen#

René Freund: Liebe unter Fischen / Roman, Deuticke, 2013 / Rezension von Guenther Johann

René Freund: Liebe unter Fischen
René Freund: Liebe unter Fischen

FREUND, René: „Liebe unter Fischen“, Wien 2013

Am Cover des Buches ist eine Schleife angebracht auf der steht „Wer Glattauers Gut gegen Nordwind geliebt hat, wird auch an dieser herrlich komischen Liebesgeschichte seine Freude haben.“ Zwei völlig verschiedene Dichter werden da gegenübergestellt. Nun, sie kommen aus demselben Stall, aus demselben Verlag. Einer soll den anderen „ziehen“? Und doch sind beide Bücher grundverschieden. Ist das eine literarisch höher?

Aber zum Freund-Roman: Ein Dichter beschreibt sich selbst. Er hat schon zwei Erfolgsbücher am Markt. Die Verlegerin, die neben ihm keinen Erfolg aufzuweisen hat, braucht ein weiteres Buch und muss eine Pleite ihres Verlags abwenden, indem sie ein Buch ankündigt, das noch gar nicht geschrieben ist und das der Dichter selbst nicht schreiben will. Er steckt in einer Krise: geht nicht aus dem Haus, trinkt zu viel Alkohol, versinkt im eigenen Schmutz …. Er schiebt sein Versagen auf seine Erziehung zurück: „Und ich habe keine Angst vor den dunklen Seiten des Lebens. Weniger jedenfalls als die meisten Menschen, die ich kenne, mich eingeschlossen. Sie wissen um die Distanz, die ich zu allen hege, auch oder vor allem zu mir selbst. Das hat sicher auch mit meiner Vergangenheit zu tun, mein Vater und so, Sie kennen das ja. Ich lebe in einem Raumanzug, gefertigt aus Ironie, genäht mit Zynismus, beschichtet mit Fremdheit. Ich komme da nur raus, wenn ich trinke oder wenn ich schreibe. Zuletzt war nur noch das Trinken geblieben.“ (Seite 58) Die Verlegerin versucht alles und will ihn in eine Hütte in den Bergen schicken, damit er zu sich selbst findet. Dort erlebt er eine neue Welt: „… wie armselig ist doch unsere elektronische Welt geworden! … das Leben nach ein paar Tagen ohne Strom, ohne Geräte, ohne Fernseher, ohne Radio, ohne Handy, Computer. … Der ganze Lärm ist plötzlich weg, das permanente Gequatsche, der sich in den Vordergrund drängende Unsinn, mit dem wir unsere Tage einlullen, anfüllen, zumüllen. Wenn das alles verschwindet ist es plötzlich still! Ich fühle mich in Kontakt. … In Kontakt mit allem. Sogar mit mir!!“ (Seite 74)

Die Verlegerin schickt eine Freundin – eine erfolglose Schauspielerin – zur Hütte. Sie gibt sich als Biologin, Expertin für Fische, aus. Sie übt sich in einem slowakischen Akzent. Ihre Aufgabe ist es, den Dichter zum Schreiben zu führen. Die Beiden verlieben sich. Sie schämt sich ihres Jobs und reist ab. Der Dichter ist unglücklich. Der Förster der Region wirkt als Vermittler und reist mit der „Slowakin“ dem, nach Berlin heimgekehrten, Dichter nach. Es kommt zu einem Happy End. Kitschig? Vielleicht. Aber locker und flott geschrieben. Eine einfache und leichte Lektüre.