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Niki Popper: Ich simuliere nur!#

Bild 'Popper'

Niki Popper: Ich simuliere nur! Von mathematischen Modellen, virtuellen Muttermalen und dem Versuch, die Welt zu verstehen. Aufgezeichnet von Ursel Nendzig. Amalthea Verlag Wien. 256 S., ill., € 26,-

"Simulationsforscher" war bis vor einigen Jahren keine allgemein bekannte Berufsbezeichnung - spätestens seit der Corona-Pandemie aber ein "geflügeltes Wort". Es hat einen Namen und ein Gesicht: Dr. Niklas ("Niki") Popper. Der 1974 geborene Architektensohn studierte Mathematik und Philosophie in Wien, Spanien und den USA. Er ist u. a. Hochschullehrer und Unternehmer, doch die meisten Leserinnen und Leser kennen mich hoffentlich als Forscher, der versucht, Dinge greifbarer zu machen (manchmal auch, soweit möglich, heiter) aber dabei jedenfalls professionell und ernsthaft zu agieren. Popper erlangte durch seine Arbeit in der Modellierung, Simulation und Visualisierung dynamischer Systeme als gefragter Fernseh-Interviewpartner Bekanntheit.

Wie viele Menschen, die in den Medien vorkommen, hatte Niki Popper die Idee, ein Buch zu schreiben. Dies ist ihm, wie nicht anders zu erwarten, gleichermaßen seriös und originell gelungen. Einerseits geht es darum, … wie ich seit meiner Kindheit die Welt betrachte und warum es mir wichtig ist, Modelle zu bauen, um diese Welt besser zu verstehen, täglich etwas dazu zu lernen oder auch manchmal Dinge zu verbessern. … Die Kapitel mit ungerader Nummer … sind aus meiner Perspektive geschrieben. In ihnen geht es um Modelle, Simulationen, ein bisschen Mathematik und Informatik. … Es ist nicht so einfach, so etwas zu erzählten, dass es verständlich, unterhaltsam und dabei trotzdem faktisch halbwegs korrekt bleibt. In den Kapiteln mit geraden Nummern geht es um Persönliches, den Blick hinter die Kulissen der Mathematik, Alltag und Tratsch.

Zentrum der Kreativität ist die "Drahtwarenhandlung" (dwh GmbH). Seinen Namen verdankt das "Biotop für Profis aus Mathematik, Simulation und künstlicher Intelligenz" seiner früheren Bestimmung. Seit fast 20 Jahren ist das einzigartige Lokal im 7. Wiener Gemeindebezirk ein Forschungszentrum für 20 Personen, mit angeschlossenem Gasthaus (Die Mathematiker kochen und essen gerne) und einer Animationsfilm-Firma. Der Medienprofi Niki Popper absolvierte seine journalistischen Lehrjahre beim ORF. Dabei "machte er einen größtmöglichen Bogen um jedes Medizin-Thema ". In der geforderten kurzen Zeit fand er es nicht möglich, seriös und ausgewogen zu recherchieren. Aber das Thema holte ihn ein, mit Aufträgen des Hauptverbands der österreichischen Sozialversicherungsträger über Krankheiten und Gesundheitsvorsorge. Seit 2020 ist er Mitglied im COVID-19-Beraterstab des Gesundheitsministeriums. Das letzte Kapitel des Buches bietet eine Chronologie der Ereignisse seit Jänner 2020.

Modellieren kann man alles, dazu werden verschiedene Methoden vorstellt. Man muss nur sehr vorsichtig sein und das Ergebnis richtig einordnen. Die mit Grafiken erklärten Beispiele behandeln Füchse und Hasen, hüpfende Bälle, Pneumokokken, Flüge, Züge, Partys und vieles mehr. Für das Wissensvermittlungs-Festival "Lange Nacht der Forschung" überlegen sich Niki Popper und sein Team Geschichten und Modelle, mit denen sie zeigen können, was sie da eigentlich treiben. So dienten Sonette des italienischen Dichters Francesco Petrarca aus dem 14. Jahrhundert als (nicht ganz ernst gemeinte) Basis eines "Liebes-Simulators."

Mit Kompetenz und Humor weckt der Autor Interesse an seiner Tätigkeit und bleibt immer realistisch: Dieses Buch wird es der Leserin und dem Leser nicht ermöglichen, selbst Modelle zu entwickeln. … Es bietet auch keine neuen "großen" Lösungen. Es erzählt nichts darüber, wie wir die Probleme der Zukunft lösen können. … Wir können nur versuchen, Prozesse besser zu begreifen und dieses Wissen mit anderen Menschen teilen. Das sollte man immer mit viel Demut tun, aber auch mit dem freudigen Blick auf das Potential, das diese Arbeit uns gibt. … Wir bauen keine Brücken, wir entwickeln keine Impfungen, und wir erfinden kein neues Material, das die Welt besser macht. Ich simuliere nur.

hmw