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Christa Farka: Römersteine und spätantike Gräber aus der Ottakringer Straße in Wien-Hernals#

Bild 'Farka'

Christa Farka: Römersteine und spätantike Gräber aus der Ottakringer Straße in Wien-Hernals Fundberichte aus Österreich - Beiheft 3. Bundesdenkmalamt. 208 S., ill., € 39,-

2003 erfuhr das Bundesdenkmalamt von einem überraschenden Bodenfund. Bei einem Neubau in der Ottakringer Straße 16 kamen vier spätantike Körperbestattungen in Steinsarkophagen und 60 Werkstücke römischer Grabbauten mit Reliefschmuck und zum Teil gut erhaltener Farbfassung zu Tage. Nun liegt die Auswertung vor. Neben der archäologisch-kunsthistorischen Zusammenfasung finden sich im Buch Einzelbeiträge zu den epigrafischen, anthropologischen, archäozoologischen, gesteinskundlichen und bearbeitungstechnischen Aspekten der „Römersteine aus Hernals“. Außer den detaillierten Forschungsergebnissen enthält der Band einen Katalog- und einen Bildteil. 100 Tafeln zeigen den Großteil der spätantiken Artefakte.

Die Fundstelle liegt etwa 4 km westlich des Legionslagers von Vindobona an der Straße nach Comagena/Tulln. Die bisherigen Gräberfunde legen nahe, dass sich östlich der Legionsziegelei entlang der Fernstraße nach Tulln ein zu der im Umfeld des Ziegeleibetriebes anzunehmenden Siedlung gehörendes Friedhofsareal erstreckt hat, schreibt Prof. Christa Farka. Die Autorin war langjährige Leiterin der Abteilung für Bodendenkmale des Bundesdenkmalamtes und ist Präsidentin der Gesellschaft der Freunde Carnuntums. Sie spricht von einem " für die römische Stadtgeschichte bedeutenden Fund."

Der für das römische Vindobona einzigartige Fundkomplex umfasst zahlreiche Fragmente steinerner Grabbauten des 2. und 3. Jahrhunderts n. Chr. Ihr Material stammt aus drei Steinbruchregionen des nordöstlichen und nordwestlichen Leithagebirges (Bruckneudorf, Winden, Au-Loretto-Strotzing). Die teilweise vorzüglich erhaltenen Reliefs zeigen partiell vorhandene Farbfassungen. Alle vier Gräber waren schon in der Antike beraubt worden. In einem Fall hat man den Sarkophag durch Feuereinwirkung gesprengt. An Beigaben waren nur noch eine kleine silberne Taubenfibel und ein kleiner silberner Knopf vorhanden. Bei den Bestatteten handelte es sich um zwei Frauen und zwei Männer zwischen 45 und 80 Jahren, die wohl an der Wende vom 4. zum 5. Jahrhundert n. Chr. lebten. Alle waren groß, von robuster Statur und wohlhabend. Zu den bemerkenswerten Befunden zählen zwei vollständige Hundeskelette, die aus der Zeit nach der Beraubung (im 5./6. Jahrhundert) stammen.

Der größte Teil der 60 Steinfragmente stammt von repräsentativen Grabbauten, die hier eine Zweitverwendung fanden (was durchaus üblich war). Sie sind von besonderer wissenschaftlicher Bedeutung, da es sich um den bisher größten derartigen zusammengehörigen Fundkomplex aus Vindobona/Wien handelt. Ursprünglich waren die Werkstücke Teile von Ädikulaegrabbauten. An den Außenseiten sind mythologische Figuren dargestellt, auf den Innenseiten Diener oder Dienerinnen. Diese weisen Farbspuren in grün, rot, blau und ocker auf. Inschriften verweisen darauf, dass es sich bei den Auftraggebern der aufwändigen Gräber um Offiziere und Soldaten der an der Wende vom 2. zum 3. Jahrhundert n. Chr. in Vindobona stationierten Truppe handelte. Insgesamt darf der Fundkomplex aus der Ottakringer Straße als wesentliche Bereicherung und Erweiterung des Kenntnisstandes zur römischen Grabarchitektur in Vindobona gesehen werden.

Nach mehrjährigen Untersuchungen stehen die Sarkophage und Reliefplatten im Kreuzgang der vom Bundesdenkmalamt revitalisierten Kartause Mauerbach. So sahen Römersteine seinerzeit aus - bunt, lebendig, ein wenig plakativ. Unsere Römersteine hatten mehr Glück als die meisten anderen, schreibt Bernhard Hebert, der Leiter der Abteilung für Archäologie. Er spricht von einer '"turbulenten" Denkmalschutzgrabung, weil niemand mit derartigen Funden gerechnet hat. Es ist um so erfreulicher, dass jetzt die ausführliche monografische Darstellung vorliegt.

hmw