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Notiz 090: Zeichen im Raum#

(Die nächste Phase der „Wegmarken“)#

Von Martin Krusche#

Das gesamte Vorhaben hat im Kern eine sehr kontrastreiche Besetzung. Ich arbeite dafür mit äußerst unterschiedlichen Persönlichkeiten zusammen, was ich äußerst spannend finde. Dazu kombiniere ich Ehrenamt und Hauptamt, was bedeutet, ich kombiniere bezahlte und unbezahlte Arbeit, um den Prozeß und das Ergebnis zu stärken.

Typisches Wegkreuz mit Begleitbäumchen, hier im urbanen Raum.
Typisches Wegkreuz mit Begleitbäumchen, hier im urbanen Raum.

Die „Wegmarken“, das meint primär Klein- und Flurdenkmäler. Das meint hauptsächlich religiöse, aber auch profane Zeichen in unserem Lebensraum. Dazu wird ein Buch entstehen, für das ich mir vier oststeirische Gemeinden genauer ansehe: Albersdorf-Prebuch, Gleisdorf, Hofstätten und Ludersdorf-Wilfersdorf. Das ist der hauptamtliche Bereich, bei dem Fotograf Richard Mayr für die visuelle Umsetzung sorgen wird.

Ich binde dieses Vorhaben in eine Reihe ehrenamtlicher Schritte ein, die insgesamt davon handeln, wie wir im öffentlichen Raum über Gegenstände, über allerhand Artefakte, miteinander kommunizieren. Verkehrszeichen, Firmenschilder, Zaunpfähle, Architekturdetails, Automobildesign, Dresscode, das sind alles nicht nur Mittel der Alltagsbewältigung. Mit diesen Artefakten machen wir einander Mitteilungen.

Lösungen für Blockaden#

Die Pandemie, mehrere Lockdowns, einschränkende Maßnahmen, das alles hat unsere Arbeit an diesem Projekt erschwert, verzögert, manchmal völlig blockiert. Aber die kollektive Wissens- und Kulturarbeit muß eben stets unter den Bedingungen gelingen, die wie vorfinden. Wenn Kooperation kein leeres Schlagwort bleiben soll, ist unser Einfallsreichtum gefordert.

Peter Moser, Vizebürgermeister von Ludersdorf, ist mein Projektleiter für den operativen Bereich. Unser bevorzugtes „Konferenzzentrum“: das Gast Saulauf, wo Wirtin Teresa Leitner ihren Lauf der Dinge mit großer Gelassenheit abwickelt. (Siehe zu Leitner und der regionalen Kulturarbeit auch: „Das 730er Projekt: Zukunftsweisend. In Kenntnis der Vergangenheit“!

Die Vielfalt der Zäune und Zaunpfähle erscheint wie ein starres Vokabular.
Die Vielfalt der Zäune und Zaunpfähle erscheint wie ein starres Vokabular.
Betonsäule aus lokaler Produktion.
Betonsäule aus lokaler Produktion.

Ich nutze gerne das neue Sammeltaxi, verzichte aber bei Buchungen auf die App. Mir ist das Telefonat mit einer realen Person lieber: „Ich brauche einen Lift von WZ 1514 nach WZ 1616.“ Das sind zwei der vielen dicht gesetzten regionalen Sammelpunkte, über die ich fast von Haustür zu Haustür gelange.

Buch und Internet#

Wir sind uns einig, daß es zu jeder der vier Gemeinden zehn exemplarische Beispiele geben soll, die mit den vier Schlüsselpersonen abgestimmt werden. Dazu will ich bezüglich der inhaltlichen Fragen auch die Bürgermeister (neben Moser noch Werner Höfler, Robert Schmierdorfer und Christoph Stark), aber auch Pfarrer Giovanni Prietl einbeziehen.

Verstehen Sie mich recht, ich halte übliche Widmungs-Satzbausteine von Honoratioren in derlei Büchern für vollkommen verzichtbar. Statt dieser symbolischen Gesten möchte ich zur eigentlichen Sache kommen: der Umstand, daß ausnahmslos alle Menschen spirituelle und kulturelle Bedürfnisse haben. Sowas drückt sich unter anderem in solchen Wegmarken aus. In dem Fall die Manifestation von Volksfrömmigkeit.

Der Grenzstein (Rainstein) als Säule in einem unsichtbaren Zaun.
Der Grenzstein (Rainstein) als Säule in einem unsichtbaren Zaun.
Das „Roanschinden“, die Manipulation der Grenzmarkierungen, wurde einst extrem brachial bestraft.
Das „Roanschinden“, die Manipulation der Grenzmarkierungen, wurde einst extrem brachial bestraft.

Da geht es aber auch um das Gemeinwesen und Fragen, über welche symbolischen Akte dabei ein „Wir“ hergestellt, beziehungsweise gestärkt wird. Da geht es darum, daß Bürgermeister permanent mit einer Praxis des Kontrastes zurechtkommen müssen und dabei jede Kommune Fragen um ihre Zukunftsfähigkeit zu bewältigen hat.

All das bildet sich letztlich auch in den harten Strukturen unseres Lebensraumes ab. All das prägt, was wir im Stadtbild vorfinden, an den Zaunsäulen, auf den Tafeln und Wegweisern, die uns umgeben etc.

Wie erwähnt, das Buch ist speziell den Klein- und Flurdenkmälern gewidmet, soll die Aufmerksamkeit für dieses faszinieremde Zeichensystem erhöhen. Begleitend zeige ich auch andere Beispiele, mit welchen interessanten Details unser Lebensraum gestaltet ist.

Solide Arbeit verlangt gute Rahmenbedingungen: mit Vizebürgermeister Peter Moser im „Konferenzzentrum Saulauf“.
Solide Arbeit verlangt gute Rahmenbedingungen: mit Vizebürgermeister Peter Moser im „Konferenzzentrum Saulauf“.

Kollektive Wissens- und Kulturarbeit#

Was in diesem komplexen Prozeß den Rahmen des Buches sprengt, dokumentiere ich im Internet, wo Sie auch die Verzweigungen zu den anderen Teilthemen finden. Das heißt, es gibt mehrere laufende Prozesse, die jeweils Schnittstellen haben, über die verbindende Schritte stattfinden. Es ist nicht zwingend nötig, dieses ganze Feld zu betrachten. es steht Ihnen völlig frei, sich auf einen einzelnen Bereich zu konzentrieren.

Es interessiert Sie bloß das Buch? Gut. Es interessiert Sie, was die Region jenseits der Beispiele im Buch noch zu bieten hat? Fein! Sie möchten einen Eindruck gewinnen, wie Kooperation in einem Beispiel kollektiver Wissens- und Kulturarbeit für die Praxis angelegt ist? Hier gibt es die Gelegenheit dazu. (Alle Fotos: Martin Krusche)