Wir freuen uns über jede Rückmeldung. Ihre Botschaft geht vollkommen anonym nur an das Administrator Team. Danke fürs Mitmachen, das zur Verbesserung des Systems oder der Inhalte beitragen kann. ACHTUNG: Wir können an Sie nur eine Antwort senden, wenn Sie ihre Mail Adresse mitschicken, die wir sonst nicht kennen!
unbekannter Gast

Couch-Partisan#

(Coronismus: Eine kleine Enzyklopädie des Hintergründigen)#

Haben Sie es auch schon zu hören bekommen? Auf unseren Straßen scheppert das manchmal so dahin: „Wiiiiiederstand! Wiiiiiederstand! Wiiiiiederstand!“ Es ist die zeitgemäße Variante von „Ich esse keine Suppe! Nein! Ich esse meine Suppe nicht! Nein, meine Suppe ess' ich nicht!“

Das ist eigentlich die gute Nachricht. Der „Struwwelpeter“ (Heinrich Hoffmann) wurde ja längst als Standardwerk schwarzer Pädagogik aufgedeckt und viele Menschen wollen genau jene Suppe nicht auslöffeln, die ihnen andere eingebrockt haben, was heute honoriert wird statt anfochten. Da bleibt dann bloß das bescheidene Problem, ob anschließend jemand selbst Verantwortung übernehmen und handeln möchte oder ob man jene anbrüllt, die den Job für einen erledigen sollen. (Der „Wiiiiiederstand!“ erklärt sich ja nicht in einem Handlungsplan, sondern in einer Verweigerung.)

Das aktuelle Phänomen scheint mir auf der Kippe zu stehen. Einige Leute haben begonnen, eine politische Partei zu formieren. (Interessanter Plan!) Wer etwas weniger Wumms in den Knochen hat, brütet über dem Konzept für einen Kulturverein. Dann bleiben noch Hartgesottene, so eine Art von Wohlstands-Allerwelts-Resistance, die uns als harte Typen in Hausschuhen entgegensitzen.

Was einst, dank Tom Wolfe, als Radical Chic beschrieben wurde und ein Phänomen unter bessergestellten Leuten war, hat sich auf österreichische Art rationalisiert. Die Oberschichten-Spießer hatten sich seinerzeit - gemäß Wolfe’s Schilderung – gerne mit politisch radikalen Leuten in Verbindung gebracht, respektive mit politisch heißen Themen assoziiert. Freilich nur bei geselligen Anlässen, im Party-Leben, bei Vernissagen etc.

Wir sind da etwas sparsamer, damit solche Posen auch für weniger Betuchte, für Subalterne aller Arten, für angestelltes Volk vieler Professionen, leistbar wird. Dafür kann das soziale Ereignis (Party, Vernissage etc.) sogar entfallen, wir haben ja Social Media. So läßt sich von der Couch aus richtig hart sein, rebellisch, großspurig, ohne daß man seine Spießerexistenz aufs Spiel setzt. Das ergibt Kampfeinsätze der gepolsterten Art.

Bild 'corona013'