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Das Schild zut Station #7: Spiegegitterhaus.
Das Schild zut Station #7: Spiegegitterhaus.

Konvergenzzone: Der Trail, die Eröffnung#

(Raum Gleisdorf)#

von Martin Krusche

An jenem Tag im Frühjahr 2024 waren aufgespannte Sonnenschirme wohltuend. Prächtiges Wetter für eine Veranstaltung, die auf der Website der Stadt Gleisdorf so erwähnt wird: „Am 4. Mai versammelten sich viele Kunst- und Kulturinteressierte vor dem Kunstraum Spiegelgitterhaus in der Kernstockgasse, um gemeinsam die Eröffnung des Kunsttrails Region Gleisdorf zu feiern.“

Der Artikel aus dem Büro für Kultur und Marketing gibt detailliert wieder, was auch live zu erfahren war. Hauptsächlich die Hervorhebung der Gemeinden, über die sich der Trail erstreckt. Und was das EU-Programm LEADER ist, was es kann.

Außerdem ein Lob für die Verwaltungskräfte, von denen die Umsetzung erbracht wurde. Nicht zu vergessen „Die Projektkosten des Kunsttrail Region Gleisdorf“, denn die „beliefen sich insgesamt auf knapp € 40.000,–. Das Projekt wurde zu 60 % aus EU-Mitteln gefördert. Neben anfallenden Kosten für die Erstellung und Produktion der Infotafeln und Beklebungen sowie Marketing und Öffentlichkeitsarbeit wurde auch der für den Themenweg künstlerisch gestaltete Silo am Bauernhof Hütter in Hofstätten/Raab mit Unterstützung von Bund, Land und Europäischer Union finanziert.“

Wir erfuhren im Detail, welche Teams all das geleistet hatten und daß man auf dem Trail angeblich immer wieder neue Exponate zu sehen bekommen werde. Es wurden uns selbstverständlich auch einige Regionalpolitiker vorgestellt. Den touristischen Nutzen des Projektes und die gewünschten PR-Effekte kann man also nicht übersehen. Das Budget für die gute Arbeit trägt dazu bei, ein paar Arbeitsplätze in der Kommune und im regionalen LEADER-Büro zu stärken.

Da zählt wirklich jedes Projekt, wie hier erneut deutlich gemacht wurde. Zusammenfassend wäre zu sagen, Zitat: „Ziel des Projekts ist es, regionale Kunst im öffentlichen Raum auf niederschwellige Art und Weise in den Fokus zu rücken. Anknüpfend an das LEADER-Projekt 'Freizeit- und Bewegungsraum der Region Gleisdorf' wurde auf bestehende Infrastruktur aufgebaut.“ (Das mit „niedrigschwellig“ ist mir bei der Kunst im öffentlichen Raum vorerst noch nicht klar, denn die Werke sind gewöhnlich von keinen Barrieren umgeben.)

Gleisdorfs Bürgermeister Christoph Stark hat eröffnet.
Gleisdorfs Bürgermeister Christoph Stark hat eröffnet.
Trail-Station #7, das Spiegelgitterhaus
Trail-Station #7, das Spiegelgitterhaus

Es waren freilich auch einige Kunstschaffende anwesend, die haben aber weiter nicht gestört. Und zugegeben, wollte an jenem Tag unter der prächtigen Maisonne auch noch irgendjemand etwas zur Bedeutung der Gegenwartskunst für das geistige Leben im Gemeinwesen sagen, es wäre alles viel zu lang geworden. (Das mit Freizeit und Bewegung versteht wenigstens jeder Mensch.) Hätte man die Eröffnung für mehr als eine PR-Veranstaltung genutzt, bei der Politik und Verwaltung ihr Leistungsvermögen darstellen, das wäre womöglich eine inhaltliche Herausforderung weit über der Gehaltsklasse unserer Verwaltungskräfte gewesen, selbst wenn welche mit akademischem Grad darunter sind.

Ich darf allerdings anmerken, daß beizeiten eine kleine Debatte hilfreich wäre, in der ein ansässiges Bildungsbürgertum sich einmal aktuell über ein paar denkbare Kriterien verständigen könnte. Kriterien, nach denen wir unterscheiden mögen, was Gegenwartskunst sei, was unter Kunsthandwerk fallen mag, was die Hobbykünste sind, auch „Voluntary Arts“ genannt, was Gebrauchsgrafik ist und was einfach Dekorationsgegenstände sind, die in keinem redlichen Kunstdiskurs Platz hätten.

Immerhin sind uns seit rund zweitausendfünfhundert Jahren Diskurse über Kunst schriftlich überliefert. Das muß man ja bei der Verwendung öffentlicher Gelder für Kunst und Kultur nicht völlig ignorieren. Als kleiner Hinweis: In der Antike wurden „Freie Künste“ von „Knechtischen Künsten“ unterschieden. Einige Zeit hatte man überdies für Handwerk, Kunst und Wissenschaft einen gemeinsamen Begriff, nämlich „Techne“. Es gibt also nicht erst seit der Renaissance allerhand Gründe, weshalb wir diese Dinge heute etwas differenzierter sehen.