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(Foto: M. Krusche)
(Foto: M. Krusche)

Nahrung: Ruabn#

Das war bloß ein kurzes Intermezzo auf dem Gleidorfer Bahngelände. Fette Rübenernte. Und ja, ich mag den Kontrast zur Hochsprache. Die Umgangssprache wird im täglichen Gebrauch rundgeschliffen wie ein Stein im Bach.

Das gefällt mir. Aus den Kürbissen wurden Kirwissn, aus dem Rasen der Wosn, Kleinkram ist Tegerlwerch und so weiter. Es spricht überhaupt nichts gegen die Verwendung solcher Worte. (Manches davon hat auch poetische Qualitäten.)

Aber die Rüben! Also Ruabn. Es ist lange her, daß ich vor so einer großen Anhäufung dieser Knollen gestanden hab. Das sind Zuckerrüben. Die bestehen zu etwa 20 Prozent aus Zucker. Also ein ausgiebiges Futtermittel, eine gute Alkoholbasis und natürlich der Rohstoff, um Zucker herzustellen.

Bei manchen Menschen landen Zuckerrüben auch in der Küche. Man kann sie roh oder gebraten essen. Ich wollte das kurz darauf etwas genauer wissen. Also hab ich mich umgesehen, ob es sowas zu kaufen gibt.

Ich fand „Weiße Rüben“, sogenannte Herbst-Rüben, die milchsauer vergoren wurden. Das ist ein Fermentierungsverfahren wie das auch beim Sauerkraut gemacht wird, um das Lebensmittel zu konservieren. (Rein sachlich klingt das ziemlich unaufgeregt: Glucose und andere Monosaccharide werden zu Milchsäure abgebaut.)

Nach meinem heutigen Geschmack möchte ich vorerst sagen: Man muß schon sehr hungrig sein, um saure Rüben zu essen. Ich denke, genau das war ursprünglich eine wichtige Funktion von vergorenen Rüben, nämlich Hunger zu verhindern, wenn bei uns grade nichts Eßbares wächst.

(Foto: M. Krusche)
(Foto: M. Krusche)

Ich bleibe daher beim Sauerkraut, das in eben dieser Tradition steht: vergoren, haltbar, den Hunger fernhaltend. Und bei meinem Faible für alte Segelschiffe weiß ich überdies, daß Sauerkraut ein bewährtes Mittel gegen Skorbut war, eine üble Vitaminmangelerkrankung.