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Mai acht_Vererbte Traumata#

(Die Grafik „Hippocampus“)#

von Monika Lafer

Was passiert bei überwältigenden Ereignissen im negativen Sinn wie Krieg mit uns? Wie geht unser Gehirn damit um? Geben wir das Erlebte unbewusst bei der Erziehung unserer Kinder weiter oder haben auch unsere Gene etwas damit zu tun?

Die Grafik „Hippocampus“ befasst sich mit einigen Strukturen in unserem Gehirn, wo Veränderungen eindeutig zu sehen sind, wenn wir längerfristigen Überlastungen ausgesetzt sind. Zusätzlich haben auch unsere Gene einen Einfluss darauf, ob und wie Traumata weitergegeben werden. Dieses Fachgebiet nennt man Epigenetik.

Monika Lafer: Hippocampus,41 x 55 cm, Linsolschnitt, Buntstift, Papier, 2022
Monika Lafer: Hippocampus,41 x 55 cm, Linsolschnitt, Buntstift, Papier, 2022

Epigenetik#

„Epigenese“ + „Genetik“ = Entwicklung eines Lebewesens. Es bedeutet eine Art Bindeglied zwischen Umwelteinflüssen und Genen – die Epigenetik bestimmt mit, unter welchen Umständen Gene angeschaltet werden und wieder stumm werden.

Wie die DNA wird auch die epigenetische Signatur an nachfolgende Generationen weitergegeben (derzeit ist das bis zur dritten Generation feststellbar). So gibt es bei der Enkelgeneration von Holocaust-Überlebenden oder Soldaten des Zweiten Weltkrieges epigenetische Spuren dieser Traumata. Es ist bisher ungeklärt, wie es zu dieser Vererbung kommt.1)

Veränderungen des Gehirns bei Traumata#

Strukturen des Gehirns, die für die Verarbeitung von traumatischen Ereignissen zuständig sind, verändern sich hinsichtlich Volumina und Physiologie – wenn der Mensch an einer posttraumatischen Belastungsstörung erkrankt.

Beispielsweise wird der Mandelkern, die Amygdala, deutlich kleiner und eine Veränderung der Botenstoffe weist auf einen Schutzmechanismus des Gehirns hin.2)

Drei Hirnregionen sind bei der Traumaverarbeitung besonders wichtig: Der Hippocampus, die Amygdala (Mandelkern) und der präfrontale Cortex (ein Teil der Großhirnrinde).

  • Hippocampus („Seepferdchen“): im Schläfenlappen gelegen, wichtiges Lernzentrum, sorgt für die Überführung von Gelerntem vom Kurz-ins Langzeitgedächtnis.
  • Amygdala („Mandelkern“): direkt an den Hippocampus anschließend, Verarbeitung von Angst und Aggression und Veranlassung entsprechender Reaktionen  wichtig für die Entwicklung des Angstgedächtnisses.
  • Präfrontaler Cortex: Kontrolle der Vorgänge in der Amygdala.3)
Bild 'traumata'

Eine relativ neue Erkenntnis gibt es um den nucleus reuniens als einen der Thalamuskerne. Er ist ein wichtiges Bindeglied zwischen Hippocampus und präfrontalen Cortex. Dysfunktionen in diesem Bereich manifestieren sich unter anderem in Epilepsie, Mb. Alzheimer und Schizophrenie.4)

Zur Grafik: Der Linolschnitt wurde der Darstellung des Hippocampus von Golgi nachempfunden, welche seit über hundert Jahren bekannt ist. Amygdala und nucleus reuniens (als ein wichtiger Kern des Thalamus) wurden in Buntstift dargestellt.

Anmerkungen#

  • 1) Forschungen von Alon Chen am Max-Planck-Instituts für Psychiatrie: https://www.dw.com/de/epigenetik-wenn-wir-traumata-vererben/a-50547821 (abgerufen am 25.4.2022)
  • 2) https://www.aerzteblatt.de/archiv/207148/Neurophysiologie-Gehirnveraenderungen-durch-Traumata (abgerufen am 25.4.2022)
  • 3) https://www.dasgehirn.info/handeln/verlernen/ptbs-wie-sich-traumata-verlernen-lassen (abgerufen am 25.4.2022)
  • 4) https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/31209114/ (abgerufen am 25.4.2022)


Kontext#

Siehe zu diesem Themenkomplex und zur Erinnerung an den 8. Mai 1945 auch: "Mai acht" (Mein Banzai Baby und das Drumherum) von Martin Krusche