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Die Hallstätter Holztreppe (Foto Peter Diem)
Die Hallstätter Holztreppe (Foto Peter Diem)

Trail, Protokoll #13: Salz und Eisen#

(Archipel Gleisdorf)#

von Martin Krusche

Das Salzkammergut liegt im Grenzgebiet der Steiermark zu Oberösterreich und Salzburg. Vom Dachsteinmassiv aus kann man nach Norden auf den Hallstätter See hinunterblicken. Bezüglich Hallstatt gibt es im Austria-Forum eine bemerkenswerte Notiz: “In einer Abbaukammer aus der Bronzezeit in 100 m Tiefe, im 'Christian von Tusch-Werk' des Hallstätter Salzbergwerks, wurde die älteste bekannte Holztreppe Europas - vielleicht der Welt – entdeckt.“ (Siehe den Link am Seitenende!)

Der Ort ist für eine historische Epoche namensgebend. Die Hallstattzeit, beziehungsweise Ältere Eisenzeit als Ära der Hallstattkultur; ab ungefähr 800 vor Christus. Das sollte hier im Augenblick genügen, um die Bedeutung von Salz in diesen frühen Kultur- und Wirtschaftsraum zu betonen. Zu Zeiten des Imperium Romanum was das ein Teil der römischen Provinz Noricum.

Der Begriff wurde bei uns einerseits durch eine Pferderasse geläufig. Der Noriker oder auch Pinzgauer ist ein robustes Kaltblut. Damit hab ich auch ein Stichwort zur steirischen Industrie, denn der von Erich Ledwinka mit seinem Team entwickelte Steyr-Puch Pinzgauer ist ein heute schon legendäres Geländefahrzeug.

Dieser Allrad-Pinzgauer steht in der Geschichte auf dem Zeitpfeil zwischen dem Steyr-Puch Haflinger und dem Puch G, der unter dem Code H2 (Haflinger zwo) im Jahr 1974 erstmals als Prototyp lief. Deshalb betrachten wir hier in „Mythos Puch“ schon heuer „50 Jahre Puch G“, während seine Markteinführung 1979 datiert. Die große Sause durch den Mercedes-Konzern folgt also erst. (Siehe zu diesem Thema unten „Weiterführende Links“!)

Kurz zurück ins alte Rom. Dank seiner metallurgischen Qualitäten hatte das Norische Eisen damals einen besonderen Rang. Das fand sogar sprichwörtlich Eingang in die antike Literatur. Ovid schrieb im Abschnitt 15. "Iphis und Anaxarete" seiner "Metamorphosen” über einen scheiternden Verehrer der schönen Anaxarete.

Zitat: "Sie, unsanft wie das Meer, das steigt beim Sinken der Zicklein / Hart wie Eisen und Stahl, in der norischen Esse geschmolzen, / Oder Gestein, das fest noch haftet an lebender Wurzel, / Weist ihn höhnisch zurück und gesellt hochmütige Worte / Schnöde zu kränkendem Tun und benimmt dem Bewerber die Hoffnung."

Ich wollte Ihnen kurz zeigen, daß die Geschichte der Steiermark eng mit Bergbau und Metallurgie verbunden ist. Das sind zwei große Bereiche, die den Menschen Anlaß waren, technische Lösungen zu finden, um sich die Arbeit zu erleichtern. Dazu zählt übrigens auch die Geschichte der Mühlen, denen Sägewerke folgten und schließlich Elektrizitätswerke. Mit Wasserkraft haben unsere Leute das Land verändert.

1966: Pinzgauer, Prototyp 1. Generation mit seiner zweiten Karosserie als Kommandowagen - (Quelle: Archiv Rudolf)
1966: Pinzgauer, Prototyp 1. Generation mit seiner zweiten Karosserie als Kommandowagen - (Quelle: Archiv Rudolf)

Das hat freilich auch mit dem Waldreichtum der „Grünen Mark“ zu tun. Zur Verhüttung des Eisenerzes was Holz überaus wichtig. Und die Gewässer? Holz war nur eines der Massengüter, das man über weitere Strecken einst bloß auf Wasserwegen transportieren konnte. Das galt auch für Salz und andere Waren. (Auf den Landwegen sind seinerzeit nur kurze Strecken möglich gewesen.)

Ich mache einen weiteren Zeitsprung zur Dampfmaschinen-Moderne. Die hat nach meiner Überzeugung mit der Vierten Industriellen Revolution geendet, um mit selbstlernenden Systemen, einem „Internet der Dinge“, mit der KI und anderen Innovationen in eine Digitalmoderne überzugehen.

Erneut erleben wir gesamtgesellschaftlich Irritationen, Verunsicherung, Skepsis, auch gelegentliche Angriffslust. (Wir kennen das schon von den Weberaufständen und der Maschinenstürmerei in der Ersten Industriellen Revolution.) Ein steirisches Beispiel. Peter Rosegger hat uns eine markante Schilderung hinterlassen, wie er und sein Pate sich mit großen Ressentiments dem „Teufelszeug“ Eisenbahn näherten. (Peter Rosegger: "Als ich das erste Mal auf dem Dampfwagen saß.", siehe die weiterführenden Links!)

Kulturwissenschafter Hermann Bausinger hat beschrieben, wie derlei Dämonisierung neuer Technologien damals quer durch Europa typisch war. Er bietet in seinem Buch „Volkskultur in der technischen Welt“ ferner einen interessante Hinweis, den ich in unserer aktuellen Arbeitssituation und Themenstellung für so anregend wie nützlich halte.

Mensch & Maschine: Hermann Maurer und martin Krusche in einer Karikatur von Heinz Payer.
Mensch & Maschine: Hermann Maurer und martin Krusche in einer Karikatur von Heinz Payer.
Zitat: „Das Versagen der Maschine ist Bestandteil und Gegenstand von volkstümlichen Erzählungen in einem Maße, das in keinem Verhältnis zur praktischen Bedeutung solchen Versagens steht: diese Erzählungen bezeugen eben nicht nur, daß es Pannen geben kann und daß es einmal vorkommt, daß eine Maschine repariert werden muß. Sie durchbrechen vielmehr diesen Zweckzusammenhang und bezeugen, daß das Technische insgesamt seine Grenzen hat, an denen sich dann 'vernünftige' Resignation und regressive Bewältigung scheiden.“

Postskriptum#

Diesen Text hab ich speziell als Hintergrundfolie für das Trail, Protokoll #12: „Poesie und Praxis“ verfaßt. Es ist der Ausgangspunkt eines aktuellen Arbeitsvorhabens. Zitat: „Poesie steht also kategorial im Kontrast zur Praxis. Was man dabei jeweils tut, heißt im Altgriechischen poiein und prattein. In der Poiesis geht es um das Herstellen (poiein) von etwas mit bestimmten Eigenschaften. In der Praxis geht es um ein Handeln (prattein), welches ein gutes Leben ermöglicht.“ (Quelle)

Das bezieht sich auch auf den Bereich "Mensch und Maschine", Phase III: "Der Umbruch", in Zusammenarbeit mit Wissenschaftwer Hermann Maurer: (Link)