Feedback-Formular vorübergehend deaktiviert. Bitte wenden Sie sich an das Administrator Team
unbekannter Gast

Japan in Wien - Setagayapark in Döbling#

Ein kleines Paradies#

Von Ernst Lanz

Um den Hauch fernöstlicher Weisheit zu spüren, müssen wir nicht unbedingt nach Asien zu verreisen. Es genügt auch eine Straßenbahnfahrt in Wien, bis zur Ecke Hohe Warte / Gallmeyergasse / Barawitzkagasse. Gegenüber vom Wertheimsteinpark – nach den tiefliegenden Geleisen der kürzlich reaktivierten Vorortelinie –, eine Straßenkreuzung muss überquert werden, stoße ich auf einen eigenartigen Eingang in eine Grünanlage. Ein niedriges „Bambustor“, seitlich ein keilförmiger Stein namens „Furomon“ (dt. Paradies) weist den Besucher dem Weg zum Paradies. Natürlich nur symbolisch. Hier beginnt ein kleiner Exkurs ins Asiatische und Transzendentale Weltbild eingebettet zwischen Ausblick zur Ewigkeit und glückseliger Verheißung. Hier offenbart sich das Bemühen, umgeben von liebreizender, gepflegter Natur dem, den westlichen Denkschema verfallenen Europäer buddhistische Weisheiten nahezubringen.
Farne, Blüten, Nadelgewächse, Kakteen erquicken das Auge und lassen uns in eine Welt jenseits der unsrigen versetzen. Selbstverständlich sprießen auch hier beheimatete Pflanzen und Sträucher. Umrankt von Schönheiten der Natur verläuft der Weg serpentinenartig immer mehr nach oben. So vergleichbar wie der Lebensweg eines Menschen. Jedes Erklimmen einer Brücke bedeutet das Besteigen eines neuen Lebensabschnittes. Das Rauschen des Wasserfalles über die pflanzenumrankten Felsen versinnbildlicht die Lebendigkeit des einzelnen Menschen. Im Quellbecken gurgelt eine Wasserfontäne über einem Stein. Das Nass bahnt sich den Weg hinab, unter der Steinbrücke, unter der breiten Holzbrücke, hinab in den See. Dort heben Seerosenknospen an zu erblühen. Schilf wächst empor. Dort versteckt sich ein Wildentenpärchen.
Kantige Holzbänke laden zur Rast ein. Ein Teehaus lässt uns Japans Alltagskultur andeuten. Nahe dem Quellbecken ermöglicht eine Himmelslaube, ganz aus Holz, im Schatten zu verharren.
Der japanische Gartengestalter Ken Nakajima schuf den kleinen Park von 1990 bis 1992.
Der Setagaya-Park, benannt nach dem Tokioter Vorort Setagaya – seit 1984/85 Schwesterbezirk von Döbling ist nicht groß. Er ist 5 mal 5 Minuten Gehzeit groß. Aber lädt zum längeren Verweilen ein. Genug Zeit über sich nachzudenken.

Ernst Lanz Sommer 1994 / bisher unveröffentlicht


Abbildungen
...
Setagayapark, Wien-Döbling. "Bambustor", rechts unten im Schatten keilförmiger Stein "Furomon" (Paradies) - Foto: Jean-Frédéric (September 2017), Wikimedia Commons - Gemeinfrei
...
Setagayapark, Wien-Döbling. Kaskaden - Foto: Christian Kadluba (Mai 2007), Wikimedia Commons - Gemeinfrei
...
Setagayapark, Wien-Döbling. Steg (Brücke) - Foto: Linie29 (April 2014), Wikimedia Commons - Gemeinfrei
...
Setagayapark, Wien-Döbling. Die Pagode ist ein Geschenk der Stadt Setagaya an Wien - Foto: Jean-Frédéric (September 2017), Wikimedia Commons - Gemeinfrei

Weiterführendes