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Goldhaubenwallfahrt#

Seit 2022 steht die Wallfahrt der Goldhauben- und Trachtenvereine des Mostviertels auf der UNESCO-Liste des Immateriellen Kulturerbes. Die "Goldhaubenwallfahrt" findet seit 1957 zu wechselnden Zielen des Landesteiles statt. Jedes Jahr ist eine andere Gruppe dafür verantwortlich. Rund 1000 Personen nehmen teil. Anfangs war der Grund der Dank für das Ende des Zweiten Weltkriegs und der Besatzungszeit. Jetzt stehen neben der Dankbarkeit die Bitte um eine friedvolle Zukunft, das Wohlergehen in Familie und Beruf im Vordergrund. Man betet um Kraft, die Aufgaben des Lebens zu bewältigen. Ein wesentlicher Aspekt ist der karitative. Die Spenden für die selbst gebastelten Andenken, vor allem die Kräuterbüschel, kommen in Not geratenen Familien im Mostviertel zu Gute. Die Veranstalterinnen erinnern sich mit Stolz und Freude an ihr erstes Auftreten beim Opernball 1956. Im Sinne eines neuen Österreichbewusstseins wurden sie eingeladen, die Damenspenden herzustellen und zu überreichen. Die gute Aufnahme motivierte zu weiteren gemeinschaftlichen Aktivitäten. Sie erneuerten ihre Hauben und Trachten und begaben sich im nächsten Jahr auf ihre erste gelobte Wallfahrt nach Mariazell.

Im Mostviertel, dem südwestlichen Teil Niederösterreichs, bestehen rund zwei Dutzend Goldhaubenvereine mit jeweils bis zu 30 Mitgliedern. Für sie sind neben der Traditions- und Trachtenpflege soziale Anliegen und Gemeinschaftserlebnis wichtig. Ebenso zählen Mitglieder von Perlhauben- Kopftuch- und Hammerherrengruppen zu den Ausübenden des Brauches. Seit den 1970er Jahren bildeten sich in Niederösterreich (wie in Oberösterreich) Goldhaubengruppen, deren Teilnehmerinnen ihre Kopfbedeckungen unter fachlicher Anleitung selbst anfertigen.

Das Mostviertel zählt 54 Wallfahrtsorte, in jedem zweiten wird die Muttergottes verehrt. Bisher fanden Goldhaubenwallfahrten u. a. nach Maria Taferl (2014), Gaming (2015), Wieselburg (2017), Strengberg (2019), Kürnberg (2021) statt. Neuhofen an der Ybbs (2023), 2024 soll Pöchlarn das Ziel sein. Die Veranstalterinnen legen die Ziele für mindestens drei Jahre im Voraus fest. Den traditionellen Termin bildet das Hochfest Mariä Aufnahme in den Himmel ("Maria Himmelfahrt","großer Frauentag") ein gesetzlicher Feiertag am 15. August. Der Brauch zum Fest ist die Kräuterweihe. Von den Büscheln verspricht man sich, dass sie Leib und Seele Segen bringen.

Zur Wallfahrt reisen die einzelnen Gruppen individuell an. Sie gehen das letzte Stück zur Kirche gemeinsam und ziehen dann als Prozession ein. Traditionell führt die Musikkapelle den Festzug an. Ihr folgen Kinder, die veranstaltende Gruppe, Ehrengäste und weitere Gäste. Ein Priester empfängt die Prozession am Portal. Am Ende der Messe segnet der Zelebrant die Wallfahrerkerze und die Kräuterbüschel. Manche Gruppen haben auch Devotionalien (Rosenkränze, Breverl, "Gweichtel") gebastelt, die sie gegen Spenden abgeben. Der Erlös kommt Sozialprojekten zugute. Den geselligen Ausklang bilden das gemeinsame Mittagessen sowie Darbietungen örtlicher Kulturvereine, wie Musikkapellen, Chöre, Volkstanzgruppen oder Theaterensembles.

Quelle:
UNESCO (Gutachten hmw)