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Digitale Transformation der Hochschullehre #


Autor: Martin Ebner | Mit Dank an seine Mitentwickler:innen: Sarah Edelsbrunner, Sandra Schön und Sebastian Dennerlein


2020 wurden die österreichischen Hochschulen unerwartet und plötzlich CoVid19-Pandemie bedingt in komplette Online-Universitäten umgewandelt (Ebner et al., 2020). Die Hochschullehre musste seitdem über mehr als 2 Jahre fast ausschließlich online durchgeführt werden. Eine enorme Herausforderung von der wohl niemand annahm, dass es in diesen Ausmaß funktionieren kann, obgleich durch verschiedene Initiativen seitens der Hochschulleitungen, der Lehrenden, der Studierenden und auch des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Forschung gezielt Projekte gefördert wurden und werden. c iStock Dzmitry Dzemidovich

Natürlich wissen wir, dass Leuchtturmprojekte und Anschubfinanzierungen unerlässlich sind und helfen, Dinge auf den Weg zu bringen. Allerdings ist es bis zur flächendeckenden Marktreife ein langer, manchmal durchaus holpriger Weg. Nach dem Abflauen der Pandemie bzw. der teilweisen Rückabwicklung der Hochschullehre mit vermehrten Präsenzanteilen, stellen sich selbstverständlich brennende Fragen wie "Was hat man gelernt?", "Was hat gut funktioniert?" UND vor allem "Wie geht es nun weiter?". "Ist die digitale Transformation der Hochschullehre nun abgeschlossen oder was gibt es denn überhaupt noch zu tun?" wird nicht selten als Frage an mich gestellt.

Eine solche Beurteilung des IST-Standes ist nicht einfach, zumal die Aktivitäten und Ausstattungsgrade der Hochschulen höchst divers sind. Dies kam insbesondere auch in der groß angelegten österreichischen E-Learning-Studie zum Vorschein (Bratengeyer et al., 2016).

Um einerseits für die TU Graz selbst und andererseits auch international mittelfristig Abschätzungen zu geben, inwieweit eine digitale Transformation im Bereich der Hochschullehre gelungen ist bzw. wieweit diese fortgeschritten ist, braucht man eine Definition, ein Instrument und eine Vorgehensweise. Dies habe ich zusammen mit meinen Kolleginnen und Kollegen versucht zu entwickeln (Ebner et al., 2021).

Im Kern der Arbeit schlagen wir dabei ein Stufenmodell vor, welches aufbauend auf der Idee des "Readiness Level Index" der NASA (2012) und der anschließenden Einführung der European Commission (2017) eines "Technology Readiness Level Index" beruht. Das Modell besteht dabei aus 8 Stufen* und soll helfen, die Bereitschaft zur oder die Umsetzungsstufe von Technologien in der Lehre näher zu beschreiben. Grundsätzlich geht es darum, dass keine normativen Vorgaben durch das Modell gemacht werden, sondern ganz im Gegenteil, soll es helfen den Status darzustellen und wie sich so eine (mögliche) digitale Transformation gestaltet. Dadurch sollen Vorhaben besser im Auge behalten und begleitet werden können, so dass sie im besten Fall in Stufe 8 ankommen und die entsprechende Technologie rundum anerkannt werden. Als Beispiel verwenden wir immer gerne die 2000-2005 höchst umstrittenen Learning-Management-Systeme. Erste Studien um die Jahrtausendwende bescheinigten, dass es durchaus sinnvoll wäre, diese an Hochschulen einzuführen.

Die TU Graz selbst tat dies flächendeckend erst 2006 und hat damit der Pandemie im Jahr 2020 entscheidend vorgebaut: In dem das System robust, nachhaltig und bereits in regelmäßigen Einsatz war. Kurzum: Hier ist Stufe 8 eingetreten, da es in Österreich keine Hochschule mehr gibt, die nicht über ein solches System verfügt. Auch ist die Notwendigkeit klar ersichtlich und der Einsatz eines solchen Systems wird als zwingend notwendig erachtet. Umgekehrt diskutieren wir heute z. B. über Microcredentials und liegen hier wohl zwischen Stufe 2 und 3.

Abschließend soll Folgendes festgehalten werden: Die digitale Transformation ist niemals abgeschlossen, da es immer wieder zu technischen Innovationen und Neuerungen kommen wird. Ob diese langfristig Sinn machen, um an der Hochschule Platz zu finden, sollte man jedoch entlang des Stufenmodells begleiten, denn allen erfolgreichen Beispielen stehen Beispiele gegenüber, die aus unterschiedlichsten Gründen wieder verworfen wurden oder nicht alltagstauglich waren. Daher würde ich gerne abschließend einen Appell an alle Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger richten: Die Begleitung, Steuerung und nachhaltige Implementierung bedarf in jedem Fall einer engmaschigen Betreuung, eines klaren Auftrages, einer entsprechenden Reflexion und natürlich auch der entsprechenden Finanzmittel.

Literatur#