!!!DER PRATER FEIERT



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1916:  Der  7. April  1766 wurde ein Tag voller Ereignisse, denn Joseph II., hatte für die Wiener ein besonderes Geschenk. Ab nun war der herrliche Naturpark, der Prater, der Wiener Bevölkerung frei zugänglich. Das geschah vor 150 Jahren. Nicht nur der Prater feiert das Jubiläum, denn an diesem Sonntag öffnete sich für die Wiener Bevölkerung auch der kaiserliche Park in der Leopoldstadt der Augarten.

Die Praterauen waren zur Zeit der Babenberger das Jagdrevier der Landesfürsten. Das Gebiet war damals noch viel größer und erstreckte sich über Eipeldau, Aspern und Stadlau hinaus. Doch im Laufe der Zeit  erhielten  einzelne Stifte aber auch die Gemeinde Stadlau Besitzrechte an Pratergründen als Lehen.

Kaiser Ferdinand I., ließ den Prater mit Planken abgrenzen und im  Jahr 1537 die erste Allee 2496 Klafter lang  zum Jägerhaus, dem späteren Lusthaus, anlegen. Der jagdliebende Kaiser Maximilian II., ließ die Auen zu Jagdzwecken arrondieren und unter den Feldern 18 Jägerhäuser, daraus wurde die Jägerzeile und später die Praterstraße, nach BB. Blasel Wunsch  künftig Hötzendorfstraße errichten, Damals wurde jedermann der Zutritt in den  Prater verboten und das blieb so, bis Maria Theresia Kavalieren zu Pferd  und  Wagenbesitzern täglich nachmittags und nach der Vesper den Besuch gestattete. Aber niemand durfte im Pratergelände  aus- oder absteigen und alle  Besucher  wurden auf Waffen und Hunde visitiert, ersteres um Jagd, letzteres um Duelle auf diesem Gebiet hintanzuhalten.

Als der Prater von Kaiser Joseph  endlich für jedermann eröffnet worden war, wurde der unter Prater gar schnell besiedelt. Zahlreiche  Holzhäuser entstanden dort, die Praterhütten die Nummer und Schild tragen mussten. Man zählte gleich am Anfang acht Ringelspiele, sieben Schaukeln und 38 Ausschankhütten. Im Jahr 1786 gab es bereits das Erste, Zweite und Dritte Kaffeehaus an der  Hauptallee, ihre Besitzer waren Matthias Benko, Ignaz Wagner und  Anton Simon.

Im oberen Prater ließ Kaiser Joseph im Jahr 1775 eine neue Allee bis zum Lusthaus anlegen und  im vorhin genannten Jahr auch zwei Brunnen  für Bewässerung zu beiden Seiten der Hauptallee graben. Schon zu dieser Zeit waren Teile des Praters mit  Namen versehen, Nobelprater, Wurstel- oder  Volksprater, Freudenau, Kriau, Fasangarten, Hirschau. Im Hirschenstadl wurden  die berühmten stattlichen Praterhirsche gehegt, die sich gern von den Wienern füttern ließen, besonders der Waldhansel  war sehr zahm.

Auch einzelne  der schönen großen Praterwiesen hatten bald ihre bezeichneten Namen erhalten: Die große und kleine Galitzin-Wiese, die Jesuiten- später Feuerwerkswiese, die Spennadelwiese und die Rustenschacherwiese.

An Stelle des Zirkusgebäudes nun ein Waldkirchlein das von Leopoldstädter Bürgern ex voto aus Anlass der Pest als Kapelle aus Holz im Jahr 1713 errichtet. Kaiser Karl  VI., war es der eine größere und gemauerte  dort errichten ließ, die dem hl. Johann von  Nepomuk geweiht war, aber nach 46 Jahren abgebrochen um als Nepomuk Kirche in der Jägerzeile wieder zu  erstehen.

Freilich, die barbarische „Herrlichkeit“ des „Lauferfestes“ am 1. Mai im Prater hatte im  Jahr 1847 ihr Ende gefunden und auch die Luftfeuerwerke im Prater, deren erstes von Johann Stuwer im Jahr 1774 nach zweimaliger Verschiebung auf dem Feuerwerksplatz abgebrannt wurde, sind dem Wien von heute fremd geworden, aber die Pferde-Wettrennen in der Freudenau erfreuen sich nach wie vor großer Beliebtheit und die sonstigen Volksbelustigungen wurden immer umfangreicher. Wohl vermisst man Kratky Baschiks Zauber Theater mit seinen Wundern der Schwarzen Kunst, dafür sind  die Wunder des Kinematografen in mehreren Schaupalästen zu sehen, und wenn keine Luftballon Fahrten mehr im Prater stattfinden, wie Dr.  Ingenheim sie als erster im Jahr 1784 vor Kaiser Joseph vorführte, 1791 Blanchard und später andere, so kann man jetzt in den Karussells, wie die Ringelspiele nobler heißen auch auf  Aeroplanen Platz nehmen. Das Vergnügen des 5 Kreuzer  Tanzes hat wohl aufgehört. Doch ein Firmtag ohne Praterbesuch undenkbar. Und während der Praterwurstel nur noch historische Bedeutung hat,  wird das Lustspieltheater, das an Stelle der alten Fürsten Singspielhalle und des Jantsch Theaters steht, gerne besucht.

Statt der alten berühmten Praterfahrten am 1. Mai, sind daraus die Maifeiern der Arbeiterschaft geworden, geblieben sind allerdings die Praterkorsos die wohltätigen Zwecken dienen. Im Lauf der Zeit das Bild Veränderungen erfahren aber es bleibt die Erlustigung und Erholung für alle Bevölkerungsschichten.

Seit 1873, dem Weltausstellungsjahr, das mit der Rotunde dem Prater ein Monumentalgebäude, der Stadt Wien ein neues Wahrzeichen brachte hat jede Ausstellung ihren Platz im Prater gefunden und im Kaisergarten  entstand mit „Venedig in Wien“ eine  Vergnügungs Ausstellung, allerdings mit sehr wechselndem Erfolg, zuletzt ein Misserfolg.

Das Riesenrad einzig hier im Prater darf ebenfalls als Wahrzeichen    bewundert werden, und eine Runde damit eröffnet jedem die Schönheiten der geliebten Wienerstadt
 
Viel hat sich in den 150 Jahren ereignet, manches erleben müssen, dass ihn veränderte, die Großstadt rückte näher, Häuser drangen in das Grün des Praters. In seinem Wesen ist er geblieben was er war, eine Stätte der Fröhlichkeit wie ihn keine Großstadt der Welt sonst besitzt. So möge er auch in Zukunft erhalten bleiben als immergrüne Erinnerung an die Menschenliebe des großen Volkskaisers.

QUELLE: Grazer Vorortezeitung, 9. April 1916, Österreichische Nationalbibliothek ANNO.

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