!!!ANTONIE SCHLÄGER




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Die ehemalige großartige Hofopernsägerin Frau Toni  Theumer-Schläger, eigentlich Lautenschläger, erlitt vor einigen Tagen auf ihrem Gut Gstettenhof bei Türnitz einen  heftigen Asthma-Anfall,   von dem sie sich nicht wieder erholte und ist am 27. August 1910 ihrem Leiden erlegen. Niemand war zugegen als sie  starb, weder ihre Tochter die  extra aus Wien angereist war, und sich zu Bett begeben hatte, noch ihr Mann, der sich geschäftlich in Wien aufhielt. Die Ortsbewohner sowie die Armen hatten den Verlust einer großen Wohltäterin zu beklagen.

Die Künstlerin laborierte infolge ihrer Fettleibigkeit an asthmatischen  Affektionen und Herzmuskelentartung und so musste man jederzeit befürchten, dass es plötzlich zu einer Katastrophe kommen könne.

Mit Antonie Schläger ist eine großartige Künstlerin, eine kraftstrotzende Bühnenerscheinung der Wiener Hofoper aus dem Leben geschieden. Auf dem Höhepunkt ihrer Stimme, ein dunkel gefärbter, heroisch klingender Sopran, war erstklassig, von bedeutendem Volumen und einer Höhe, von dem die Massen eines reich besetzten Orchesters nicht überwältigt wurde. Weniger war es der einst der viel gefeierten Künstlerin gegeben arte  Lyrik zum  Ausdruck zu bringen, starke Leidenschaften, schärfere Akzente  hingegen gaben ihr Gelegenheit zur richtigen Entfaltung ihres Könnens und ihres Talentes. Sie war jedenfalls eine Sängerin die das Fach  der Heldinnen einzigartig  beherrschte.

Es war auch eine  Kunst mit dem Singen rechtzeitig Schluss zu machen. Sie zog sich von der Bühne zurück, als ihr selbst am Organ und an der Atemführung bemerkte. Ihr letztes  Konzertereignis, ein Wohltätigkeitsfest fand in der Meidlinger Katharinenhalle statt und wo sie mit sichtlicher Anstrengung, mit merkbarer Selbstüberwindung, mehrere Lieder sang. Man ehrte  dann die einsichtige Primadonna, die nach Atem ringend und mit  tränendem Auge im Lehnstuhl zurücksank froh, dass es  endlich  vorbei war.

Sie hatte sich stets als naturalistisches Gesangsgenie von dramatischer Schlagkraft erwiesen. Durch ihr ernstes künstlerisches Streben, ihren musikalischen Sinn, ihre prachtvolle Stimme von sattem, üppigem Klang, ihre vortreffliche Schulung, ihre imponierende Bühnenerscheinung, von  dem dramatischen Zug beseelten Vortrag war es ihr gelungen bis zu den Höhen der ernsten Gesangskultur aufzuschwingen.

Ihre diversen Rollen der Opernwelt, später kamen noch die dramatischen Frauenrollen der Wagner Opern hinzu, all das waren Meisterleistungen die unvergesslich bleiben. 

Antonie Schläger, verehelichte von Theumer, wurde am 4. Mai 1860 geboren und verbrachte ihre Jugendzeit äußerst bedürftig in   Simmering wo ihre Eltern ein Greißlerei betrieben.

In einer Schriftgießerei arbeitete sie als Schleiferin. Ihre Freundinnen erwähnten immer wieder ihre hübsche Stimme und da sie Neigung zum Theater hatte, trat sie 1877als Choristin in den Verband des Carltheater. Die Frau des Kapellmeister Johannes Brandl wies ihren Mann auf die Choristin hin. Dieser nahm sich ihrer an, musste  feststellen, dass ihre mächtige Stimme  etwas  Besseres verdiene und bildete sie zur Sängerin aus.

 
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Rasch ging der Aufstieg zu den erwünschten Höhen des Gesanges. Lewinsky wurde ihr dramatischer Lehrer, und schon am 29. Oktober  1879 trat sie als Schiffskadett in  „Hundert Jungfrauen“ in einer Operettenpartie auf. Dem  Publikum gefiel sie sofort.

Nach einigen Jahren gelang es ihr ein Engagement an die  Wiener Hofoper zu erhalten. Sie begann und beendete als Valentine  in „Die Hugenotten“. In dieser Zeit hatte sie an Umfang sehr zugenommen und das schien der wahre  Grund gewesen zu sein, sich von der Bühne zurückzuziehen, das Publikum bedauerte es sehr. Sie bekam noch den Titel Kammersängerin verliehen.


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Toni Schläger war inzwischen die Gemahlin des  Oberleutnants von Theumer geworden und wurden Eltern dreier Kinder, zwei Söhne und einer Tochter.

Ihre zur Verfügung stehende Zeit widmete sie ab nun    ihrem Gut Gstettnerhof.   Ihr ältester Sohn half ihr dabei. Der jüngere Sohn ist erst im Vorjahr in die Militär-Unterrealschule eingetreten. Ihre  Tochter ist mit dem Fleischhauer Karl  Marcher, in der Kettenbrückengasse, verheiratet

Die einst gefeierte Künstlerin  nun als Wirtin zu begegnen, muss  man sich erst gewöhnen. Früher befand sich hier eine Glasfabrik.

In dem herrlichen Naturpark bediente sie selbst trotz ihrer kolossalen Gestalt flink ihre Gäste, darunter viele Wallfahrer, Arbeiter und Bauern. Für jeden hatte  sie ein freundliches  Wort  und wurde nicht müde auf Bitten der Gäste ihren Namen auf  Ansichtskarten zu notieren. Hin und wieder  sie ihre Gäste mit einem lustigen Lied und ihr Gemahl spielte den Gästen auf dem Klavier zum Tanz auf.

QUELLE: Die Zeit,30. August 1910 Österreichische Nationalbibliothek ANNO

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