!!!ANTON STEINHAUSER



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1890:  Seit durch die bahnbrechende  Tätigkeit Al. von Humboldt, Carl Ritters und Oscar Peschels die Erdkunde an wissenschaftlicher Vertiefung und sodann auch an echter  Volkstümlichkeit ungemein gewonnen hatte, hat auch eines der wichtigsten Hilfsmittel dieser Wissenschaft, die kartographische Darstellung der Erde als   Ganzen und in ihren Teilen großartige  Fortschritte gemacht.

Unser österreichisches Vaterland ist dabei vielfach in erster Reihe  zu stehen. Ein Kartenwerk, wie die unter der Ägyde des damaligen  Kriegsministers FZM Freiherrn von Kuhn begonnene und nun schon vollendete Generalstabskarte der Monarchie ist ja in der Tat eines der ersten Kartenwerke der Welt. Aber auch sonst ist  Österreich vielfach in erster   Reihe gestanden und lange war  Artaria  Handlung in Wien eine der größten Kartenhandlungen der Welt. An der  Bedeutung dieses Geschäftes hat sehr hervorragenden Anteil der bescheidene Mann gehabt, welchem die  folgenden Zeilen  gewidmet sind:

Am 15. Jänner  1890 ist Anton Steinhauser in Wien verschieden.  Hochbetagt und doch  bis an sein  Lebensende rüstig schaffend gewesen, beweint von  seiner Familie und betrauert von allen,  welche ihm nahe standen durch vielfältige wissenschaftliche oder durch enge freundschaftliche Beziehungen.

Die allgemeine Teilnahme der näher stehenden Fachkreise äußerte sich nebst anderen Kundgebungen gelehrte Korporationen auch in einer pietätvollen Gedächtnisfeier, welche der   Verein  der  Geographen an der Universität Wien am 1. Februar unter Teilnahme zahlreicher Notabilitäten veranstaltete.

Anton Steinhauser, geboren am17.   November 1802 widmete sich schon  in frühen Jahren dem Staatsdienst, aus welchem er nach langer, ehrenvoller Dienstzeit als kaiserlicher Rat schied,  um sich  zunächst mit seiner Familie nach Wilhering bei Linz zu stiller, wissenschaftlicher Tätigkeit – hauptsächlich in mathematischer Richtung, die ihn stets sehr anzog – zurückzuziehen. Hier ist wohl das in seinem Nachlass befindliche umfangreiche Werk „Sammlung fünfstelliger Logarithmen nebst anderen nützlichen Hilfstafeln, geordnet und zusammengestellt von A. St.“ entstanden.  Diese Arbeit weiteren Kreisen durch Drucklegung zugänglich zu machen, war ein Wunsch des Verewigten, der vielleicht doch noch  zur Ausführung gebracht werden könnte. - Dagegen wurden mit Subvention der kais.  Akademie der Wissenschaften 1880 die: „Hilfstafeln zur präzisen Berechnung 20stelliger Logarithmen“ veröffentlicht, nachdem schon 1865 „Hilfstafeln zur Berechnung 15stelliger Logarithmen“ in Wien erschienen waren.

Eine weitere Reihe mathematischen Hilfswerken,  teils wissenschaftlicher, teils populärer Richtung, war im laufe der Zeit  von Steinhauser herausgegeben worden; aber auch noch in den  letzten Jahren beschäftigte er sich mit unermüdlichem Fleiß in diesem Fach, und fand in Herrn Josef Blater in Rastatt einen gleich  strebenden jüngeren Genossen, welcher in regstem, unausgesetztem Kontakt mit ihm die  Verwirklichung einiger seiner Anregungen ermöglichte. So erschien „Napiertafel zu bequemeren und rascheren Ausführung von Multiplikationen und Divisionen nach Angabe  von Anton Steinhauser herausgegeben von J. Bl. Mainz 1886, in Wien 1889 in etwas erweiterter Form gleichfalls publiziert, und Blater widmete sein umfangreiches Werk; „Tafel der  Viertelquadrate aller ganzen Zahlen von 1 bis 200.000“ seinem  getreuen Wiener Berater, der auch ein Vorwort zu dem Werk schrieb.

Die geographische  Tätigkeit Anton Steinhausers  beginnt bereits  in den Vierziger  Jahren,  zu welcher Zeit sich die Aufmerksamkeit weiterer Kreise durch seine weit ausgreifenden  kritischen Aufsätze in den „Österr. Blätter für Literatur und Kunst“ auf ihn zu lenken begann. Diese Tätigkeit setzte er  seitdem ununterbrochen  fort,  und bis in sein hohes Alter verließ ihn der kritische Scharfblick nicht,  wobei er stets seinen Erörterungen einen  höheren, den  Zusammenhang mit den allgemeinen Fragen vermittelnden Standpunkt zu geben wusste. -  Ein unschätzbarer Reichtum an wissenschaftlichen Ausblicken ist auf diese Weise seit fast einem halben Jahrhundert in Fachzeitschriften aller Art gelangt, wobei  auch die  Vielseitigkeit seines Schaffens deutlich zu Tage tritt.

Der Schule  und den Bedürfnissen des geographischen Unterrichtes war überhaupt fast der größte Teil seiner Arbeit gewidmet, dazu zählen noch seine mathematischen Lehrbücher.

Als Anton Steinhauser im Oktober  1862 nach Wien übersiedelte, begann er  seine  ununterbrochene kartographische Tätigkeit, eine Reihe größerer Werke schaffend  und mit steter Bereitwilligkeit  ratend und helfend, wo immer man seine Kenntnisse  benötigte.

Bereits  im Jahr 1862  erschien seine Arbeit in  sechs Heften „Atlas  zum geographischen Unterricht in den österreichischen Schulen“ die er bearbeitete und daraus 48 Blätter mit Text, dessen  wissenschaftliche Systematik  stets hohe Anerkennung  bei den Fachleuten fand. Nach und nach wurden die Schul Atlanten aktuell, die   ständig verbessert wurden.

Nach den Schulwandkarten kamen nun eine Reihe von Generalkarten einzelner österreichischer Länder und dazu noch Ungarn heraus, sogar in Farbe. Artaria und das k. u. k. Reichskriegsministerium mit Entwürfen von  einem größeren Handatlas, welche  von dem  bekannten Kartographen Josef R.  von Scheda, später k. u. k. Generalmajor stammten. Steinhauser übernahm die durchgreifende Ergänzung und Bearbeitung der vorhandenen Gerippe und fügte eine Anzahl ganz neuer Karten nämlich über Österreich-Ungarn hinzu. So entstand 1869 -  1876 der „Scheda-Steinhauser Handatlas“, dessen  erste,   der  Länderkunde gewidmet,  Abteilung 24  Blätter umfasst. Von Steinhauser  allein hinzugefügt  wurden 14 Karten zur physikalischen und mathematischen Geographie.

1874 erschien die Schulwandkarte der Alpen 9 Blätter, die erste  Gesamtdarstellung,  das wieder  eine besondere Fülle an schätzbarem Details, Namen und Höhenzahlen enthält. Ein Ergebnis des regen Verkehrs, in welchem Steinhauser mit dem als  Geograph und vielseitiger, und  künstlerisch hochbegabten Gelehrten FZM Franz Ritter von Hauslab stand.

Durch die Bekanntschaft mit Hauslab kamen Wandkarten über Mitteleuropa , wohl das  eigenartigste und bedeutendste seiner Werke, das rückhaltlose  Anerkennung  gefunden hat und stets eine Zierde aller Fachausstellungen bildete. Mit Steinhausers  eigenen Sorgfalt sind 16 Schichtenstufen eingetragen, und  mit   Hauslabs Farben Skala ein ausgezeichnetes Gesamtbild ergab.

1880 erschienen die Karten der Balkanländer in Neubearbeitung. Immer mehr und detailliertere Karten über den Wörthersee und  zahlreichen anderen Gebieten   wurden immer besser und schöner. Steinhauser arbeitete nun mit dem k. u. k.  General-Kriegskommissär  Valentin  v.  Streffleur zusammen und brachten eine Serie von hypsometrischen  Handkarten der österr. Ungarischen Länder bis zur Gesamtkarte der Monarchie deren Farbenskala wieder von Hauslab stammte.

Wie man erkennen muss war Anton Steinhauser ein fleißiger, mit umfassendem Wissen und einer Arbeitslust, seine peinliche Gewissenhaftigkeit und Pflichttreue, sowie seine persönliche Liebenswürdigkeit und Bescheidenheit so erhielt er  Auszeichnungen so war er Ritter des  Franz Joseph-Ordens, wurde Regierungsrat, war Ehrenmitglied der k.k.  Geographischen Gesellschaft, des Vereines für Landeskunde von Niederösterreich. der Gesellschaft  für Erdkunde in Berlin, sowie Ehrenmitglied und Meister des freien deutschen Hochstiftes in Frankfurt am Main, a. o. Mitglied der k.k. Statistischen Zentral-Kommission in Wien . Erhielt  als Auszeichnung bei diversen Kongressen Medaillen.Bei der Wiener Weltausstellung 1873  fungierte er als Spezial Berichterstatter für den  offiziellen Bericht und gehörte der Kommission für die Pariser Weltausstellung von 1878 an. Bis zu seinem letzten Atemzug beschäftigte er sich mit dem  Relief Cesare Pomba in Turin,   durch Steinhausers Vermittlung wurde es dem geographischen Institut der Wiener Universität gewidmet.

Eine besondere Vorliebe hatte Steinhauser  zu Kärnten, denn er verbrachte seine Sommer liebend gern an den Gestaden des Wörthersees.

__QUELLE:__   Klagenfurter Zeitung, 23. März 1890, S 1 bis 3, ANNO Österreichische Nationalbibliothek

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