!!!ARISTIDES  BALTAZZI




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Einer der markantesten Persönlichkeiten des Pferdesports und  der Wiener Gesellschaft ist am 24. Oktober 1914 an den Folgen eines Herzschlages gestorben.

Der 61. Jährige  1853 in Konstantinopel geboren, war zweifellos  der hervorragendste Kenner des Vollblutes in unseren Züchter Kreisen. Selbst  Besitzer des  größten Vollblutgestütes in Öserreich-Ungarn, hatte er in Napagedl eine Musterzuchtanstalt errichtet,  deren Produkte alljährlich  Sensationspreise erzielten. Der diesjährige Derbysieger  Confusionarius war eine Napagedler Zucht.

In den letzten Jahren litt  Aristides Baltazzi  an einem Rückenmarkleiden  das sich zuletzt durch Komplikationen verschlimmerte, daher hielt er sich meist in seiner Villa in Abbazia auf. Noch vor vier Tagen erschien er wie gewöhnlich am Nachmittag im  Jockey Club. Gestern Abend weilte er mit seiner Gemahlin und in Begleitung einer Krankenschwester  im Speisesaal des vornehmen Hotels Imperial, wo er das Souper zu nehmen pflegte. Plötzlich lehnte sich Baltazzi  im Sessel zurück und wurde ohnmächtig. Jede ärztliche Hilfe  war vergeblich. Die Leiche des Verstorbenen wurde aus dem Hotel in die Wohnung in die Belvedergasse gebracht.

Der 19. April 1874  war in der Freudenau wieder ein Ereignis voller Tag, denn das frisch erwachende Interesse  für alles, das mit Rennen in Verbindung stand und auf Rennen Bezug nahm, führte die  Sportingwelt  in die Freudenau. Kaiserin Elisabeth in Mitte  eines glänzenden Hofstaates an der Spitze. Doch einer übertraf  wieder einmal  alles, Aristides Baltazzi im offenen drag und Viererzug.

Nikolaus Eszterhazy  war es der der Kaiserin die verwegenen Sportler vorgestellt hatte und Elisabeth, selbst eine vortreffliche Reiterin zeigte sich von ihnen begeistert, so waren die Baltazzis in ihrer Gesellschaft  und zählten ab da zu ihrem Gefolge. Sie hatten ihr Ziel erreicht. Noch  ahnte die Kaiserin nicht wie dramatisch  diese Bekanntschaft enden werde, dass deren Nichte die Hauptrolle im Drama Mayerling  spielen würde.

Im Mai  1875 fand das große Wiener Pferderennen statt, es war der zweite Renntag. Die Tribünen, besonders die Logen waren gut besetzt.  Vom Hof waren Ihre Majestät die Kaiserin im Reitkleid, der Kronprinz, die Erzherzöge Albrecht, Wilhelm, Rainer und Karl Ludwig mit ihren Gemahlinnen, der Herzog von Coburg erschienen. 

Um halb 3 Uhr  begann das Rennen mit dem Trial-Stakes. Von 24 Genannten starteten  7,  von welchen den ersten Preis Herrn Aristides von Baltazzi dreijähriger schwarzbrauner  Hengst „Hector“ gewann, den zweiten Platz belegte  ebenfalls ein Pferd von ihm „Konotoppa“,  den dritten Platz  nahm Alexander  Baltazzis „Renée“ ein. Beim Damenpreis siegte wieder Baltazzis „Hector“. Beim Freudenauer Handicap passierte nach heftigem Kampf des Hofgestüts Kladrub vierjähriger brauner Hengst „Gauntlet“ zuerst das Ziel. Beim Verkaufsrennen startete Baltazzi mit der dreijährigen braunen Fuchsstute  „Paperl“ die erste wurde.  Nach dem Sieg wurde sie um 900 Gulden an den Fürsten Kinsky verkauft.

Baltazzi hatte mit seinem älteren Bruder Alexander  gemeinsam den größten  Triumph als  Rennmann gefeiert, denn sie besaßen den englischen Derbysieger von 1876, Kisber, ein ungarisch gezüchtetes Pferd, das außer dem Derby  auch noch den Grand Prix  de Paris gewann.


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Baltazzi war auch ein ausgezeichneter Herrenreiter, wie überhaupt alle vier Brüder auf dem Gebiet des Pferdesports große Erfolge verzeichneten. Als Herrenreiter ganz besonders populär war Hector Baltazzi der nach Paris übersiedelte und den Rennstall  des Baron Hirsch leitete.

Aristides Baltazzi  war durch mehrere Perioden  Direktoriumsmitglied  des Jockeyklubs  für Österreich und die  Rennpropositionen in der heutigen Gestalt, ist sein Werk. 

Der Jockeyclub in dem pompösen Philipp Hof am Albertinaplatz untergebracht, den Carl König für den Bankier Zierer errichtete, nach verschiedenen Eigentümern, hatten Philipp Haas & Söhne den prächtigen Bau erworben, der dann in den Besitz Kaiser Franz Joseph  um  den Kaufpreis von 1,600.000  Gulden überging.



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Der vornehme Jockeyclub ließ sich  durch die Kochkunst Eduard Sachers verwöhnen. Als dieser verstarb wollte Anna Sacher für den Jockeyclub sorgen, doch Aristides Baltazzi war dagegen.

Nicht nur in Wien feierte Aristides Baltazzi Siege, auch im Budapester Frühjahrsrennen 1878  siegte er mit dem Fuchshengst Tallos den ersten  Preis.

Bei Hof fanden auch Caroussel statt, so auch  beim großen  Jagdcaroussel im April 1880  das in der Hofreitschule abgehalten wurde, und  überaus glänzend ausgefallen ist, nahmen nicht nur Erzherzöge teil, sondern all die adeligen Persönlichkeiten mit klingenden Namen.  Unter all diesen befanden sich auch die Baltazzis.

Der   furchtbaren  Ringtheater Brand  im Dezember 1881 forderte auch aus der Familie Baltazzi-Vetcera ein Opfer. Ladislaus Vetcera.

Aristides Baltazzi gehörte einige Zeit dem Abgeordnetenhaus an,  in das er im Jahr  1897  von der Mittelpartei des mährischen Großgrundbesitzers entsendet wurde. 

Seit dem 8. August   1884 ist Aristides Baltazzi mit der Tochter  des Grafen Friedrich Stockau verheiratet. Die Trauungsfeierlichkeit fand zu Mittag in der Prälatenkapelle der  Schotten statt. Dieses Ereignis hatte in allen Kreisen der Gesellschaft großes Interesse hervorgerufen. Comtesse Mizzi Stockau  allgemein beliebt, reichte  dem populärsten Mitglied der Wiener Gesellschaft  dem Sportsman par excellence, Herrn Aristide von Baltazzi die Hand zum Lebensbund.

Die Braut, welche entzückend aussah, wurde von dem Bruder des Bräutigams Heinrich von Baltazzi und dem Grafen Rudi Kinsky  zum Traualtar geführt, während der Bräutigam  von seinen beiden Nichten Baronessen Vetcera, sowie den zwei Comtessen Stockau begleitet wurde.. Als Beistände fungierten Alexander Baltazzi und Fürst Rudolf Liechtenstein...

Im Jahr 1887 wurde die  „Graf von Stockau Brauerei Napagedl“ in  „A., und M.  Baltazzi  Brauerei Napagedl“ umgewandelt

Mitglieder dieser Handelsgesellschaft sind Aristides Baltazzi und seine Gemahlin Marie Baltazzi geb.  Gräfin Stockau, gemeinschaftliche  Eigentümer der Herrschaft Napagedl und der dazu  gehörigen Brauerei. Zur Vertretung und  Firmierung ist Aristides Baltazzi allein berechtigt. Prokuraführer ist nach wie vor  der Brauereiverwalter Rudolf Grohmann.

In gleicher Weise wurde die  Zuckerfabrik Napagedl unbenannt, Nur der Prokuraführer  blieb der Zuckerfabriksdirektor  Julius  Sukup.

Napagedl wurde 1890 mit elektrischer Straßenbeleuchtung ausgestattet, Wie auch  die Besitzungen Baltazzis waren mit elektrischem Licht  versehen.

Das Gestüt Napagedl konnte auch besichtigt werden, so  unternahmen Mitglieder der VI. Sektion für Pferdezucht der k.k. Landwirtschaft  Gesellschaft  in Wien   1903  unter Führung  des Präsidenten Geheimrates Grafen Dominik Hardegg eine Fachexkursion zur Besichtigung des Baltazzi Vollblutgestüts. Herr Baltazzi war persönlich zugegen und nach einer herzlichen Begrüßung führte er seine interessierten Gäste in allen Teilen der großartigen Zuchtanstalt  herum.

Wie das Wiener Salonblatt am 3. Mai 1902 meldet hat sich Rittmeister Fritz  Graf Chorinsky mit Fräulein May Baltazzi  verlobt.

Nachdem Aristide Baltazzi im Februar 1904 aus England  zurückgekehrt war, wurde ihm von Kaiser Franz Joseph der Leopold Orden verliehen

Botschafter Graf Heinrich  von Lützow und Herr Aristides Baltazzi gaben am 31.  Mai 1906 im Hotel Bristol einen Ball zu dem u., a,, geladen waren Prinz  Dom Miguel von Braganza,  die Grafen Heinrich und Hans Larisch,  Prinz Alfred von und zu Liechtenstein und all die adeligen Persönlichkeiten waren zu diesem Fest erschienen.

Im damaligen Wien gab es zahlreiche Veranstaltungen. So wurde 1908 von Prinzessin Rosa von Croy-Sternberg zugunsten des Weißen Kreuzes eine Sommernachtsredoute im Schwarzenberggarten  arrangiert, das einen ungemein animierten  und glanzvollen Verlauf nahm. Eine kaum übersehbare Gästeschar  nahm daran teil, auch Aristides von Baltazzi mit Gemahlin und Tochter May.

Eine unangenehme  Sache holte Baltazzi im Jahr 1908 ein. Im Vorjahr hatte ihn während einer Herrenhaussitzung eine junge Dame besucht, die sich als Gattin  eines ungarischen adeligen Staatsbeamten vorstellte und auf die Frage, was sie wünsche, ihm eröffnete, dass sie seine uneheliche Tochter sei und dem Verhältnis entstamme, welches er vor zweiunddreißig Jahren mit der gestern als Klägerin auftretenden Dame gehabt habe. 

Baltazzi der die angebliche Tochter nie gesehen hatte, wies der Besucherin, als sie von Geldansprüchen zu reden begann, an seinen Rechtsfreund Dr. Kramer.

Es kam zunächst zu einem Paternity Prozess, in welchem Baltazzi verurteilt wurde, die Vaterschaft an der  erwähnten Dame anzuerkennen.

Diese strengte dann unter Hinweis, dass ihr Mann  schwer krank sei und sie nicht mehr angemessen versorgen kann,  eine Klage auf Zahlung  von  15.000 Kronen an.  Baltazzi erhob gegen die Mutter der Klägerin den Vorwurf, dass sie verschiedene Verehrer hatte und sie nach dem Gesetz die freie Wahlrecht hatte, ihn als den zahlungsfähigsten, als Vater anzugeben. Diese Behauptung bildete den Gegenstand der erwähnten Ehrenbeleidigungsklage.

Bei einem Maskenfest im Belvedere habe die Klägerin Baltazzi kennen gelernt und ihn  eine Zusammenkunft gewährt, sie nannte sich damals Virginia Tabat und sei seit damals nie wieder mit ihm zusammen getroffen. Einige Zeit darauf habe sie ihm über die Geburt  eines Kindes  unterrichtet, und er der Vater desselben sein soll. Als Kavalier hatte er der  Kindesmutter damals 6000 Kronen zukommen lassen und sie musste sich verpflichten keine weiteren  Ansprüche zu stellen. Dieser Vergleich wurde von der Vormundschaftsbehörde  genehmigt. Seit dieser Zeit hatte er von der Dame nichts mehr gehört.

Bis sich die Tochter im Vorjahr bei ihm  meldete und als Versorgungskapital 400.000  Kronen verlangt. Diese Klage wieder zurückgezogen und  später neuerlich 150.000 Kronen verlangt. Baltazzi fühlte sich angegriffen  und setzte sich zur Wehr und meinte in den Archiven über die Kindesmutter etwas zu finden. Sie war 1876 französische  Gouvernante in einem großen Haus gewesen. Bei einem Spaziergang habe sie Baltazzi angesprochen und ihn inständig gebeten  mit ihr ins Theater zu gehen. Mit Bewilligung ihrer Herrschaft und in Begleitung ihrer Cousine hatten sie im Burgtheater eine Loge wo noch andere Kavaliere zugegen waren. Die Gesellschaft fand sich dann in Baltazzis Wohnung zu einem Souper ein. Nachdem Baltazzi ins Ausland gereist war ist zwischen ihnen ein Briefwechsel entstanden, Als er hörte, dass sie sich Mutter fühlte brach er die Beziehung ab. Da sie ihren Beruf nicht mehr ausüben konnte, geriet sie in große Notlage und zog zu Tischler Leuten  nach Klosterneuburg wo auch das Kind  zur Welt kam, musste Schmuck und Kleidung versetzen. Balatazzi lehnte die Vaterschaft ab und  hat 6000  Kronen überwiesen, die Zinsen machten monatlich 10 Kronen aus.

Die Tochter hatte mit ihrem Prozess die Mutter bloß gestellt. Baltazzi Prozess wurde vertagt.
 
Zu einem wunderschönen Familienfest gestaltete sich die Hochzeit der Tochter Baltazzis  die am 9. März 1909 die Gemahlin von Ferdinand Graf Wurmbrand wurde. Sie wurden Eltern von zwei Töchtern.

1912 war der Ungarische Jockey Klub  in eine Dopingaffäre  verwickelt. Gewisse ungarische Blätter benutzten die peinliche Angelegenheit  dazu, gegen  Herrn Aristides Baltazzi die rüdesten Beschuldigungen zu begehen, gegen einen Mann, dessen Leistungen  auf dem Gebiet der Vollblutzucht zur Hebung des Rennwesens der Monarchie  einzigartig ist.  Baltazzi  begegnete diesen unwahren Behauptungen mit einer  Entschlossenheit und durch sein entschiedenes Auftreten und raschen Handelns konnte der Ausbreitung des Übels Einhalt geboten werden.

Nur einen Monat später  ist sein Bruder Alexander Baltazzi  im November 1914 nach einer Blinddarmoperation im 64. Lebensjahr gestorben.

__QUELLEN:__  Sport und Salon  31. Oktober  1914, S 11,  Gambrinus  1. Dezember  1887, S 7,  Ill. Sport Zeitung 19. April 1903, S 3, Vaterland  22. Mai  1875, S 3. Wiener Neuesten Nachrichten, 12. August 1912, S  3.ANNO Österreichische Nationalbibliothek  Bilder: Archiv I. Ch. Graupp


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