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DER PHILIPPHOF#

Wien
Philipphof, Alte Ansicht

Am 24 Oktober 1947 soll für das 5 stöckige prunkvolle Palais Philipphof das endgültige Ende. kommen Das von Karl König errichtete Gebäude war am 12. März 1945 durch Brandbomben schwer beschädigt worden. Nur die Außenwände und die Treppe in der Mitte bestanden noch. Inzwischen durch Witterungseinflüsse baufällig geworden, war das Gebäude mit seiner bekannten Fassade bis zum Zeitpunkt eines möglichen Wiederaufbaues nicht mehr zu retten, denn Mauerreste die sich immer wieder von der Ruine lösten waren zur ständigen Gefahr für alle Menschen die das Gebäude passieren mussten.

Vor einigen Tagen wurden deshalb Vorbereitungen für die Sprengung der ausgebrannten Ruine getroffen und die umliegenden Häuser mit Brettern verschalt, alle Fenster mussten offen bleiben und die Bewohner dieser Häuser mussten zur bestimmten Stunde ihre Unterkünfte aus Sicherheitsgründen verlassen.

Um 14 Uhr rückte das Sprengkommando an. Die Sprengung erfolgte in zwei Teile. Verwendet wurde dazu das von den Amerikanern hergestellte Sprengstoff Ladit Gegen 14 Uhr 30 hieß es: „Achtung Sprengung!“ und wenige Sekunden darauf gab es einen furchtbaren Krach Mauerstücke und Holzteile flogen durch die Luft. Einige Zeit war der spätere Albertinaplatz in eine riesige Staubwolke gehüllt. Erst nachdem sich der Staub verflüchtigt hatte, herrschte eine unnatürliche Stille. Den Philipphof gab es nicht mehr, er war in sich zusammengefallen, nur ein ungeheurer Schutt und Trümmerhaufen blieb als Erinnerung übrig, dem der heftige Wind dichte Staubwolken entführte. Überall lagen Trümmerreste von den einst großartigen Gebäude herum.. Die Bewohner der Umgebung waren froh, als alles vorbei war und außer Staub ihre Wohnungen keinerlei Schäden erlitten hatten.

Das sogenannte Haus des Kaisers wie es bei den Wienern genannt wurde, weil es kaiserlicher Besitz und der Vermögensverwaltung der kaiserlichen Güter unterstand. Getroffen von Bomben wurde nicht nur der Philipphof sondern vor allem die Oper, die in Flammen aufging und das Innere völlig zerstörten, getroffen und schwer beschädigt wurde das Albrecht-Palais mit samt der Rampe und dem Brunnen.

Zahlreiche Opfer sind zu beklagen, die unter den Trümmerhaufen begraben wurden. Obwohl am Unglückstag sogleich mit der Suche nach Verschütteten begonnen wurde, konnten nur wenige unter den schwersten Bedingungen geborgen und gerettet werden, alle anderen Opfer ruhen noch immer im Luftschutzkeller, der zu ihrem Grab wurde.

Seit dem Bombentreffer war der elegante Philipphof unbenutzbar, die Stockwerke unbewohnt, die vornehmen Geschäfte in ihnen herrscht völliges Durcheinander.

Sehr betroffen wird wohl der prominenteste Mieter, der Jockeyclub sein, der den gesamten ersten Stock inne hatte und dem Rang entsprechend, den er unter den Wiener Gesellschaftsräumen einnahm, mit gediegener Eleganz ausgestattet war, noch dazu in einem so berühmten Bau wie es der Philipphof gewesen, mit einem Hausherrn der sie weiter in seinem Palais duldete.

In diesen Räumen wurde auch zwischen dem ungarischen Sportsmann Nikolaus von Szemere und dem polnischen Grafen Josef Potocki jene in Wien viel diskutierte Kartenpartie gespielt, die die ganze Nacht bis zum Morgen währte und Szemere einen Gewinn von über einer Million Kronen brachte. Auch andere Hasardpartien fanden in diesen Salons statt, die dann zu Tagesgespräche führten.

Verschiedene oft aufgesuchte Kaufläden reihten sich an den vier Fronten des Hauses aneinander, so dass der Philipphof stets ein Zentrum des Verkehrs bildete.

Wie die Innsbrucker Nachrichten im Februar 1895 zu berichten wussten, hat der Generaldirektor der kaiserlichen Privat- und Familienfonds, Freiherr von Chertek, im Auftrag des Kaisers den Philipphof in Wien der 1882 im Auftrag des Bankiers Wilhelm Zierer entstand aus dessen Eigentum es dann in den Besitz des Markgrafen Alphons Pallavicini und später in jenen des Ritters von Haas überging nach welchem das Gebäude den Namen „Philipphof“ erhielt. von Philipp R. von Haas käuflich erworben. In den Abendstunden drang die Kunde zu einigen Bewohnern des Hauses und als ein Fremder sich in der Portiersloge um den Namen des Besitzers erkundigte, ward ihm die stolze Antwort „O Euer Gnaden, heut haben wir einen neuen Hausherrn, seit heut Mittag ist unser Hausherr, unser Kaiser!“

Der Philipphof wurde um den Betrag von 1,600.000 Gulden angekauft. Außer dem Philipphof hat die General-Direktion auch den sogenannten „Garellihof“ in der Garnisonsgasse auf dem Alsergrund angekauft. Ferner ist auch das Nr. 1 auf der Mariahilferstraße, bekannt unter den Namen „Casa picola“ für den kaiserlichen Familienfonds angekauft worden. Im März 1895 fand im Philipphof die Ausstellung von Diefenbachs neuestem Gemälde „Erlösung“ statt und wurde in den drei ersten Tagen von nahezu 3000 Personen besucht, darunter auch Erzherzog Ludwig Victor

Das prachtvolle Café Philipphof, Führichgasse wurde 1904 neu eröffnet. Es ist ein fashionables Café im Zentrum der Stadt mit modernstem Komfort und vorzüglicher Ventilation. Separierte Spielzimmer stehen zur Verfügung. Sämtliche hervorragende Journale des In- und Auslandes liegen auf.

Milchbezug ausschließlich von dem k u k Familienfondsgut Sr Majestät Weinzierl-Wolfpassing, Hof-Rottenhaus. Milch von garantiert tuberkelfreien, unter landestierärztlicher Aufsicht stehenden Kühen. Jänner 1925 Der Kriegsgeschädigtenfonds ist derzeit auf der Suche nach einem Käufer, der den Philipphof in Wien erwirbt. Bekanntlich sind dem Kriegsgeschädigtenfonds nach dem Umsturz gewisse Liegenschaften aus dem ehemaligen Hofbesitz zur Bewirtschaftung überwiesen worden, wofür er sich verpflichtet fühlte.

Der Philipphof, das schönste Objekt des Fonds, war scheinbar .unverkäuflich, außerdem zählte er zum Privatbesitz der Habsburger.

QUELLEN: Neuigkeits Weltblatt, 17. Jänner 1925, Agramer Zeitung, 14. Februar 1895, Salzburger Volkszeitung, 8. November 1949, Innsbrucker Nachrichten, 16. Februar 1895, Wiener Zeitung, 25. Oktober 1947, Neues Österreich, 25. Oktober 1947, Österreichische Nationalbibliothek ANNO

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