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DIE HÖHENSONNE#

Wien
Alte Höhensonne Geräte Ausstellung

1926 zählte man die Erfindung der künstlichen Höhensonne, die unsichtbaren violetten Strahlen als den größten Erfolg des letzten Jahrzehnts.

Die Bestrahlungen ergaben eine Verbesserung des Zustandes der Haut, erkennbar durch die gesunde Bräunung und Durchblutung der Haut. Der Blutdruck wird gesenkt und der Gesamtstoffwechsel gehoben und somit werden alle Lebensfunktionen gesteigert.

Geradezu unschätzbar und deshalb unerlässlich sind die Quarzlampenbestrahlungen bei Rekonvaleszenten, Erschöpfungszuständen und Überarbeitete.

Über 100.000 fortschrittliche Ärzte in Universitätskliniken, Krankenhäusern, Sanatorien und in der Privatpraxis behandeln seit 1909 mit der Quarzlampe „Künstliche Höhensonne“ original Hanau. Über 1400 wissenschaftliche Fachberichte und zahlreiche ärztliche Lehrbücher sind in der medizinischen Fachliteratur erschienen.

Von dieser künstlichen Höhensonne erwartete man sich wahre Wunder, nicht nur für Menschen gedacht, auch die Tierwelt wurde damit beglückt.

Wem hatte man diese Erfindung zu verdanken? 1904 war bereits ein Patent vorhanden, das von dem Wissenschaftler Richard Küch für die Quecksilberdampflampe eingereicht worden war. 1905 konstruierte er die künstliche Höhensonne, die dann 1911 von Hugo Bach und Gottlieb Breiger in die allgemeine Therapie als Hautbräunung, eingeführt wurde. Seit 1919 von Kurt Huldschinsky auch gegen Rachitis in Verwendung.

So konnten sich weniger Begüterte, die weder in die Berge, noch in den Süden fahren konnten, die Heilkraft der künstlichen Höhensonne gleichfalls zugute kommen. Es zeigte sich, dass die Höhensonne für Bildung von Vitaminen sehr förderlich war. Auch die Kosmetik profitierte ab nun von dieser Erfindung. Die Hanauer Höhensonne wird zur Bestrahlung der Kopfhaut verwendet und ist zu einem Faktor im Kampf gegen den Haarausfall geworden. Außerdem ist die lokale Stoffwechselbeschleunigung und die Anregung der Blutzirkulation wohl der Grund zu den Erfolgen bei Störungen des Haarwuchses. Die Ernährung des Haares wird gebessert und gekräftigt und das Wachstum gefördert, vorausgesetzt dass die Haarpapillen noch erhalten und lebensfähig sind.

Dieses Wundermittel war scheinbar überall einsetzbar und hilfreich, trotzdem sollte man Vorsicht walten lassen, denn es gibt auch eine Kehrseite, die große Schäden anrichten können, wenn sie zu lange einwirkt.

Es kommt auf die Zeit und Abstand an, denn eine zu lange Einwirkung ruft eine schmerzhafte Entzündung hervor, ein Trost sie heilen schnell wieder ab.Um eine raschere Abheilung der Entzündung zu erreichen sollte man die Mininlampe benutzen, sie hat ein Tiefenwirkung von 4 cm und bewirkt eine schnelle Schmerzlinderung nach zu langer Bestrahlung. Die Augen sind durch das Ultraviolettlicht ganz besonders gefährdet. Nur wenige Sekunden genügen um die Augenbindehäute an einer Entzündung erkranken zu lassen. Eiskalte Umschläge oder eine 5% Kokainlösung in die Augen geträufelt, beheben die Schmerzen und die Entzündung und ist meist am nächsten Tag behoben. Ätherische Öle, besonders Bergamottöl, sind bei manchen Personen in der Lage, die Haut noch empfindlicher zu machen und dadurch eine stärkere, unerwünschte Pigmentierung zu bilden. Es wäre empfehlenswert, das Abwaschen oder gar Bespritzen mit Kölnischwasser oder anderen Wässern, die eventuell mit ätherischen Ölen zusammen gesetzt sind, vor der Bestrahlung zu unterlassen. Sonnengebräunte Haut lässt im starkem Masse die Anzeichen vorgerücktem Alters, wie Falten, Runzeln und Krähenfüße erkennen.

Besonders ältere Herrschaften sollten die Ultraviolettstrahlen seltener anwenden, denn sonst könnte ihr Alter falsch eingeschätzt werden. Bei diesen Personen ist die Anwendung des Jungborn-Apparates von nicht zu unterschätzender Bedeutung. Durch ihn ist es möglich, die ultravioletten Strahlen unmittelbar auf jene Hautstellen einwirken zu lassen, wo man den sichtbaren kosmetischen Erfolg benötigt. Durch die individuelle Bestrahlung kann die Gesichtsröte vom matten Rot bis zum intensiven Rot gesteigert werden.

Zum Schluss noch eine Äußerung die Werner Hangarters in seinem Sammelwerk „Zivilisationsschäden am Menschen“ herausgegeben von Zeiß-Pintschovius, schreibt: dass auch übermäßige und lang andauernde Sonneneinwirkung Krebs erzeugen kann, und dass die Annahme, die ultraviolette Strahlung bilde in der Lichteinwirkung den Krebs bildenden Faktor, durch zahlreiche Tierversuche gesichert wurde.“

Die Anwendung der Ultraviolett-Strahlen ist trotz ihr Vorsichtsmaßnahmen mit Gefahren verbunden. Um so mehr sollte aber jeder, der eine Höhensonne gewerbemäßig verwendet, sein höchstes Streben sein, seine Kenntnisse über die von ihm verwendete Höhensonne und ihre Wirkung zu erweitern und bei der Ausführung seiner Tätigkeit die größte Vorsicht walten zu lassen.

QUELLEN: Das interessante Blatt, 10. November 1938, Neue Wiener Friseur Zeitung, 15. März 1942, Wiener Salonblatt, 10. Juni 1928, Österreichische Nationalbibliothek ANNO

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