!!!DIE  SEIFE



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Die Seife spielt auch heute  noch eine große Rolle, ob  fest oder flüssig, sie ist und  bleibt ein wichtiger Artikel des täglichen Lebens.

Wie und wer die Seife erfunden hat, bleibt noch ein Geheimnis. Bei den Griechen wird im Werk des berühmten Galen die Seife erwähnt.

Der älteste und berühmteste griechische Dichter Homer, welcher 260 Jahre nach Trojas Zerstörung gelebt hat, teilt uns eine Wasch- und Badeszene mit,  aus welcher ersichtlich ist, dass damals die Seife noch unbekannt war.  Wie die liebliche Nausikaa zum Fluss ging um Wäsche zu waschen, von ihrer Mutter bekam sie nur Wein und Öl mit,

Von den Römern nennt Plinius die Seife eine Erfindung der Gallier, gibt aber der deutschen den Vorzug, worauf ein Schriftsteller die Frage gegründet hat, ob die Seife nicht vielleicht deutschen Ursprungs sei,  und die griechische  mit der beinahe gleichlautend klingenden Benennung  nicht etwa von dem altdeutschen Sepe hergeleitet werden könne?

Ovidius 48 vor Chr., sagt sehr bestimmt über diesen Punkt: „Die Frau färbt ihre Haare mit dem Saft der Kräuter Germaniens die  Kunst gibt ihnen so eine gesuchte Farbe  als die natürliche.“

Der berühmte Arzt   Galenus empfiehlt die Seife nicht allein als Mittel zur Reinigung, sondern auch als Medikament.

Das Wort Seife wird  im allgemeinen so verstanden, ein Stoff welcher mit Wasser vermengt, Fett und Unreinheit aufzulösen imstande ist.

Im engeren Sinne bezeichnet  Seife ein aus Kali oder Natron mit einer Fettigkeit gebildeten Produkt, im Wasser auflösbar, dessen Auflösung in der Bewegung schäumt. Die natürliche Seife wird ihrer Abstammung  nach  aus dem Tierreich, Pflanzen- und   Mineralreich benützt.  Die künstliche nach  ihrer Zubereitung in Talg-,  Öl- Wachs und Harz  und dergleichen Seife, nach ihrem inneren  Gehalt in feste und weiche oder Schmierseife eingeteilt.

Die natürlichen Seifen bestehend aus  Rindergalle, fauliger Menschenharn, Schweinekot, eine in Bengalen anzutreffende Art Käfer uam. 

Die  Seifen aus dem Pflanzenreich  beinhalten, das Seifenkraut, Waizenkleie, Bohnenmehl, Mehl von den Rosskastanien, die Blätter der Aloe  americana und mehr dergleichen. Mineralisch sind: Walkererde. Talgstein   usw.. Aus den verschiedenen Beimengungen war man sogar imstande Luxusseifen herzustellen.

Die  Wäsche wurde mit Seife, bestehend aus Talg, Holzasche, Pottasche, oder Soda und Kalk mit Wasser gekocht. In Hermannstadt gab es  drei Seifenarten, nämlich eine schwere weiße, eine weiße leichte und eine bunte schwere, die sogenannte Flussseife.

In einer siebenbürgischen  Stearinkerzenfabrik kam nun die neue Art von Seifen hinzu die aus abfallenden Fettsäure, Elain, mit Soda gekochte sogenannte Sodaseife, Elainseife, welche die Unternehmer der Fabrik, die Seifensieder auf Jahrmärkten verkaufen durften, von der königlichen Landesregierung ermächtigt worden sind.

Wie alles Neue gab es sogleich Anhänger aber auch die  Kritiker die dieser Neuigkeit  misstrauten. Sie erreichten dass diese neue Seife wissenschaftlich untersucht werden sollte.

Durch diesen Untersuchungsbericht ist den Seifensiedern gestattet worden ihre Erzeugnisse zu den billigen Preisen zu verkaufen. Nun war es möglich, dass die Elainseife den gewünschte  Absatz fand.

Bekanntlich wurde ein Volk daran gemessen wie viel Seife es verbraucht,  so wusste man dann wie es um Wohlstand und Bildung in diesem Land  stand.

Die Erfindung der Seife kann als glänzender Triumph gefeiert werden. Seifen aus Soda und Natron sind fest, während  Seifen aus Pottasche und Kali stets weich und schmierig sind. Bei der Fabrikation  der festen Seifen erscheinen diese beim Erkalten als kristallinische Massen mit seidenglänzenden Fasern und wird  siw zur  Kernseife, setzt man ihr wieder Wasser und Lauge zu, wird sie in glatte Seife verwandelt und enthält mehr Wasser  als die Kernseife und in diesem Zustand kommt sie als schöne weiße Seife in den Handel. Enthielt die Kernseife natürliche  Unreinheiten so äußerte sich das in den weißen Seifen mit  Marmorierungen, die von den Menschen als besondere Güte ausgezeichnet wurde.

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Unter den Sodaseifen nimmt ihrer Reinheit wegen die im Süden bereitete Marseiller, spanische und  venezianischer Seife wohl den ersten Rang ein. Sie ist aus Soda und Olivenöl  bereitet und  findet  sogar in der Medizin  Verwendung. Die  Hausfrau wiederum verwendet diese Seife nur für  außergewöhnliche  Wäschestücke wie Spitzen, Bänder  uam. Selbst zur Reinigung des menschlichen Körpers würde sie sich  bestens eignen.

In England, in sehr bedeutender Menge, wie auch bei uns, wird die Palmseife  bereitet. Sie ist zäher, als die gewöhnliche Seife,  pomeranzengelb und von veilchenartigem Geruch. Das Palmöl  durch Pressen und Auskochen der Früchte von Avoira Elais gewonnen, gleichzeitig  Harz verseift ist sie als Windsor soap bekannt.

Eine weitere  die  als  Kokosnussölseife  bekannt, darf in diesem Reigen nicht fehlen. Sie ist spröder als die gewöhnliche Talgseife, ist sehr weiß und erhält  ihre Farbe  auch an der Luft. Sie zeichnet sich als Schaum freudiger aus und daher  sehr beliebt, da man der Ansicht  ist desto mehr Schaum um so besser, das entspricht jedoch nicht der Wahrheit, im Gegenteil,  sie  zählt zu den  minderen  Seifen  da sie  sehr viel Wasser und Lauge enthält.

Die Bimstein-,  Schwefel-, Glyzerinseife, und andere,  enthalten  einfach Beimengungen der genannten Bestandteile. 

Als Grundlage der Luxusseifen nahm man die Kokosseife, versetzte diese mit wohlriechenden ätherischen Ölen und daraus  entstand die Mandel-, Rosen- und Veilchenseife. So wird man getäuscht, in dem Glauben etwas Besonderes zu besitzen, doch es wurde nur die Brieftasche  erleichtert.

Eine Transparentseife kann  man dadurch erreichen indem man sie mit Weingeist in Verbindung bringt.

Zu den Kaliseifen verwendet man   gewöhnlich Tran, Hanf- oder Rüböl. Die aus Hanf bereitete ist dann die grüne Seife, die anderen sind gelbbraun, werden aber durch Indigo grün, oder durch Eisenvitriol und durch Abkochung von Blanholz schwarz gefärbt.

Die Schmierseifen reinigen auf alle Fälle die Wäsche besser als die harten, da sie freies Kali enthalten; doch die Wäsche wird dadurch angegriffen.

Eines der hervorragendsten Mittel für die Kosmetik und Hygiene der Haut ist die Seife, so anno 1895  das Salonblatt und deren Anwendung ist heute so allgemein, dass der  Chemiker Justus von Liebig behaupten konnte: „Die Seife ist ein Maßstab für den Wohlstand und die Kultur der  Völker.“

Den verschiedenen Kulturhistorikern ist zu entnehmen, erzeugten in Algerien die Araber, besonders die Kabylen, Seifen verschiedener Sorten und zu verschiedenen Zwecken, so war es auch in Spanien der Fall, wo die Araber während ihrer Herrschaft, unter dem Namen Mauren bekannt, Seife erzeugten. Aber nicht allein in Spanien, auch  in Italien befasste man sich mit der Seifenerzeugung im größeren Umfang. Denn  als man im Jahr  1748 beim Brunnengraben zufällig die vor mehr als achtzehnhundert Jahren durch Aschenregen des Vesuvs verschütteten Städte Herculanum und  Pompeji entdeckte, fand man vollständig eingerichtete Seifensiederei mit fertigem und unfertigem Material, welches nun bewies dass die Seifenerzeugung schon damals ein hochentwickeltes Gewerbe war. Nun hatte man Gewissheit, dass beim Bart abnehmen bereits Seife verwendet wurde.

In Rom gab es damals zahlreiche Seifensieder und Parfümeure, die Salbenmacher genannt wurden und eine eigene Zunft darstellten. Nebst Seife fabrizierten sie  Seifen, Salben und kostbare Öle und Räucherwerke. So hat Nero beim Leichenbegängnis seiner zweiten Gemahlin Poppäa, die er in ihrer  Schwangerschaft durch Fußtritte tötete, mehr  wohlriechendes Öl und  Räucherwerk verbraucht, als erzeugt werden konnte.

Die in Rom erzeugte  und verwendete Seife entsprach nicht unseren Vorstellungen, sie war Salben ähnlich wurde in Gefäßen  aufbewahrt und in der Pharmazie sehr geschätzt für Haar- und Hautpflege,

Die Vorfahren Ägyptens, ein Volk, das seiner  Haar- und Körperpflege  die vollsten Aufmerksamkeit widmete und mit Seife und Messer bestens  umzugehen wusste, bezeugen noch die vorhandenen Statuen und Bildnisse, die modisch zugeschnittenen Bärte. Von hier aus verbreitete sich das Barbieren nach dem Orient und vor allem nach Griechenland.

Die Seife ist für jeden Menschen so wichtig, für seinen Körper, für sein Wohlbefinden  und für die  öffentliche Gesundheit.

Die meisten Benützer der Seife machen sich kaum Gedanken darüber wie eine Seife eigentlich hergestellt wird, bis dahin hatte sich in der Herstellung dieses Pflegemittels kaum etwas geändert.

Frauen die mindere Arbeiten ausgesetzt waren und mit billigen Seifen hantierten beklagten sich über raue, gesprungene Hände, deren Zustand  noch durch falsche Behandlung verschlimmert wurde. 

In der Damenwelt warf man die Frage auf, ob das Gesicht mit einer Seife gereinigt werden sollte, viele vermieden es ihre Gesichtshaut  damit zu belasten.

Der Mann war ebenfalls mit  Seife konfrontiert und zwar beim Friseur mit der Rasierseife,  die gerade in diesem Gewerbe ein unentbehrlicher Gegenstand  und ein   notwendiges Inventar  darstellte.

1916  Kriegszeit,  war es schwierig Seifen herzustellen, denn es fehlte das Fett und die Seifen wurden sehr teuer und diese Teuerung nutzten manche unreellen Unternehmer aus, schlechte Seifen zu hohen Preisen  auf den Markt zu bringen. 

Ob eine Seife gut ist konnte eigentlich nur von einem  Fachmann festgestellt werden, so sollen hier  einige  äußere Merkmale einer guten Seife  für den Laien angeführt werden.

Vor Gebrauch gut ausgetrocknet, soll dieselbe beim Anfassen kaum einen Fingerabdruck zeigen. Während des Abliegens soll sie  wenig an Gewicht verlieren, nicht weich werden oder gar zerfließen und keinesfalls einen sogenannten Salzausschlag geben, sie soll auch keinen salzigen Geschmack haben. Im reinen Wasser  muss sich so ein Stück ganz und ohne Trennung des Fettes auflösen.  Statt der Seife gab es dann noch ein Seifenpulver.

1920  gab es eine Vollzugsanweisung des Staatsamtes für Handel und Gewerbe, Industrie und Bauten vom 20.Februar 1920, betreffend die Erzeugung und den Betrieb von Seife  und Seifenpulver.

__QUELLEN:__   Neue Wiener Friseur Zeitung 15. November  1898, S 3, 1. Juli  1894,  S 2,   Industrie- und Gewerbe Blatt  11. August  1864, S 2, Grazer Mittags Zeitung  5. September  1916,  S 2. ANNO Österreichische Nationalbibliothek

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