Wir freuen uns über jede Rückmeldung. Ihre Botschaft geht vollkommen anonym nur an das Administrator Team. Danke fürs Mitmachen, das zur Verbesserung des Systems oder der Inhalte beitragen kann. ACHTUNG: Wir können an Sie nur eine Antwort senden, wenn Sie ihre Mail Adresse mitschicken, die wir sonst nicht kennen!
unbekannter Gast

DOMBAUHÜTTE ST. STEPHAN#

Wien
St. Stephan Österr. Ill.Zeitung

1929: Ganz unauffällig schmiegt sich die Dombauhütte an der Nordseite von St. Stephan zwischen dem unausgebauten Adlerturm und den Heidentürmen und ist dazu da, Vollendetes zu erhalten, erscheint ihre erste und vornehmste Aufgabe zu sein.

Die Arbeit und Verantwortung des Dombaumeister ist auch heute, keine geringere, denn die seiner Vorgänger und der ganzen Tatkraft eines Mannes bedarf es, um dieses mächtige Baudenkmal vor Unheil zu bewahren, es uns und den zukünftigen Generationen zu bewahren. Kein Wunder wenn stets ein Teil des Domes eingerüstet ist, das davon deutlich zeugt von der Vielseitigkeit der Arbeiten vom Knauf der Kreuzrose bis zu den Katakomben zu den Obliegenheiten der Hütte gehören. Wie man sieht ein gewaltiges Unternehmen des Dombaues ließ verhältnismäßig früh, wohl zwischen 1150, zu dieser Zeit Oktavian Volkherr, der Architekt des romanischen Baues, tätig war und 1368 Meister Seyfried eine Bauhütte in Wien erstehen ließen. In ihr wurden aber auch alle Erfahrungen gesammelt, aufgezeichnet und s weitergegeben, wodurch die Baumeister und Steinmetze reiches, Wissen zur Verfügung steht.Aus den heute noch erhaltenen Baurechnungen ersieht man, dass Meister und Gesellen aus aller Herren Länder an dem Bau beteiligt waren. Sie alle brachten Neues, Unbekanntes mit und so den Schatz an Wissen und, Erfahrungen vermehrt und alle hatten sie dann, weiterwandernd, den gefestigten Stil der Wiener Hütte mit hinaus in die Fremde genommen und verbreitet. Dadurch wurde der gesamte Sakralbau der damaligen Zeit nicht nur in Niederösterreich und Oberösterreich, sondern weit hinein in das Ungarland somit bestens begünstigt. Der im Jahr 1459 zu Regensburg abgehaltene große Hüttentag bestimmte auch Wien zu einer Haupthütte des deutschen Reiches, und unterstellte ihr unter Meister Spenyng alles Land von Lambach und Steyr bis Ungarn, Die Wiener Bauhütte hatte demnach keine geringere Bedeutung als beispielsweise die berühmten Hütten in Straßburg oder Köln und erhielt sich auch während Abdämmerung der Gotik bis zum Jahr 1634 in welchem das Hüttenwesen als sinnlos und schemenhaft hingestellt und daher aufgelassen wurde.

Wie bereits erwähnt hatten sie die Restaurationsarbeiten über. Besonders im Frühjahr nach der Schneeschmelze, aber auch starke Stürme hinterließen ihre Spuren, wie auch Gewitter, muss der ganze Bau an seiner Außenseite abgegangen werden. Blitzschlag, Frost und Verbrennungsgase der Kohle verursachen laufend Materialschaden und oft müssen ganze Teile des feinen Maßwerkes entfernt werden, um die Gefahr des Absturzes zu bannen. Nicht geringe Sorge machte der Bauhütte auch das Begehren des Läutens der sogenannten Pummerin. Diese Riesenglocke, die gewöhnlich auf einem Balkenrost ruht, versetzt nämlich beim Läuten die Spitze des Turmes in Schwingungen, welche bis acht Zentimeter auf jeder Seite betragen und es würde deshalb ein ständiges Läuten eine ernste Gefahr für den Turm darstellen, der allein schon bei stärkerem Wind um zwei bis drei Zentimeter schwankt. Nicht geringere Sorgen bereitet auch das Dach, oder besser gesagt, der Dachstuhl von St. Stephan. Um eine harmonische Linie zwischen dem hohen Turm und der 22 m hohen Kirche zu erzielen, wurde der letzteren ein bedeutend höherer Dachstuhl aufgesetzt. Außerdem sind großecha Wasserbottiche aufgestellt und die Steigleitungen der Wasserleitung gehen bis in die zweite Etage. Wäre einmal der halbdunkle Raum von Rauch erfüllt, würde ein Eindringen ein Ding der Unmöglichkeit werden. So ist ständig eine Feuerwache am Dachboden. Neuerdings verursachen auch die verschiedenen Buden des Christkindelmarktes und so weiter mancherlei Schäden an den Grabtafeln und Denkmälern an der Außenseite des Domes und ständig zeigen sich neue Stellen die einer Reparatur bedürfen, doch es fehlt an Geld.

Glaubt man den Stephansdom zu kennen, der irrt, denn vom Dombaumeister ist noch viel Unbekanntes zu erfahren.

QUELLE: Österreichische Illustrierte Zeitung, 17. Februar 1929, Österreichische Nationalbibliothek ANNO

https://austria-forum.org/af/Wissenssammlungen/Essays/Historisches_von_Graupp