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EDELWEISSZUCHT#

Zucht
Edelweiss

1892: Das Edelweiss war immer schon sehr begehrt, um es seiner Liebsten als Liebesbeweis zu schenken, setzte so mancher Verliebte sein Leben aufs Spiel, oder er verunglückte oft tödlich.

In Unterpreth, zwei Stunden vom Predilpass, im engen Koritenzatal,, das vom Manhart, Jalouz, dem Predil- und Seekopf eingeschlossen ist, somit befinden wir uns in Kärnten, hängt an einem Haus, nächst der Reichsstraße ein Schild mit einem ungewöhnlichen Angebot: „Andreas Jakels Edelweisshandlung“. Das jeden Vorbeikommenden neugierig macht.

In Unterpreth wird schon seit Jahren mit dem Edelweiss nicht nur gehandelt, sondern erfolgreich gepflanzt und gezüchtet. Andreas Jakl hat bereits vor Jahren hinter seinem Haus ein Feld zur Anpflanzung von Edelweiss mit großer Mühe, denn das Erdreich sollte jenem des Hochgebirges gleichen.

Seit einiger Zeit verkauft er schon alljährlich mehrere hunderttausende schöner Blüten und eine Anzahl von blühenden Edelweissstöcken, viele mit 10 bis 15 Blüten. Eine wahre Pracht ist es, gerade zur Blütezeit diese Dichte der sternenförmigen Alpenblume bewundern zu können. Zum Blühen kommen die Pflanzen erst im zweiten und dritten Jahr. Das im Tal gepflanzte Edelweiss blüht einige Wochen vor dem Hochgebirgsedelweiss und hat auch sehr schöne, doch nicht so wollige und zart weiße, aber größere Blüten als jenes in den hohen Regionen.

Das Gebirgsedelweiss wird im Juli und August, von den Resianern, die es in der Kamingruppe, und von den Raccolanatalern, die es auf dem Montasch und auf der Grenadul- und Nevea-Alm sammeln und wochenlang Korbweise ins Tal bringen, gekauft, sortiert und dann gepresst. Beim Pressen sind gegen zwei Monate 30 bis 36 Personen beschäftigt, was den in der Abgeschiedenheit lebenden Bevölkerung einen beachtenswerten.

Die Blüten werden beim Sortieren nach Größe und Schönheit in drei oder vier Nummern geteilt und dann auf sehr einfache Weise, doch nicht mit der Genauigkeit eines Botanikers, gepresst. Das Tausend wird zu drei, vier, fünf und auch mehr Gulden verkauft. Die heurige Einnahme dafür soll gegen 6000 Gulden gewesen sein. Angeblich wurden zirka 2 ½ Millionen Blüten gepresst. Die größten Sendungen gehen nach Deutschland, wo die Blüten zum Ausschmücken von Galanteriegegenständen verwendet werden. Zur Blütezeit der Edelweisszucht lohnt es sich sehr, von Raibl aus eine Partie nach Unterpreth zu machen, umso mehr, als man schon unterwegs hoch romantische und sehr interessante Aus- und Ansichten auf die zahlreichen Felsgiganten und schaurigen Schluchten und Tiefen des Gebirges findet.

QUELLE: Dillingers Reisezeitung, 1. Jänner 1893, Österreichische Nationalbibliothek ANNO

https://austria-forum.org/af/Wissenssammlungen/Essays/Historisches_von_Graupp