!!!EDUARD GRAF LAMEZAN



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Einen Monat nach seiner Pensionierung, nach langer Krankheit verstarb am 15. März 1903 Senatspräsident, Präsident des Landesgerichtes in Wien Eduard Graf   Lamezan-Salins mit  68. Jahren in seiner Wohnung, Wieden, Theresianumgasse 4.

Er war einer der bekanntesten und interessantesten Gestalten des österreichischen  Richterstandes.

Lamezan war in Lemberg am 28. August 1835, als Sohn des Landrates Johann Grafen Lamezan und der Gräfin Franziska Seraphine, geborene  von Lhotsky, zur Welt gekommen. Sein Vater starb kaum vier Monate  nach seiner, des jüngsten Sohnes, Geburt. Die Erziehung genoss der  Letztgeborene im Theresianum. Absolvierte anschließend an der Wiener Universität die juridischen Studien und trat am  19. Juli 1858 in die Rechtskanzlei beim Landesgericht in Wien ein. Im Oktober des gleichen Jahres wurde er Auskultant, am 6. März 1868 Gerichtsadjunkt. Von 1870 bis 1872 wirkte er als Staatsanwaltssubstitut.  Zum Staatsanwalt 1872 ernannt, entwickelte er seine Haupttätigkeit, die ihm den bekannten Namen und das Ansehen schuf. 1882  wurde er Vizepräsident, 1889 Präsident des Landesgerichtes für Strafsachen. Seit 1891 wirkte er als Präsident des Zivilgerichtes. Am 5. Mai 1901 erhielt er den Titel und Charakters eines Senatspräsidenten.

Jahrelang hat er an der von Kaiserin Maria Theresia gegründeten orientalischen Akademie als Professor für Straf- und  Zivilrecht gewirkt. Nach der Versetzung in den Ruhestand, die erst einen Monat vorher erfolgt  war, gestattet der Kaiser, dass ihm  für seine jahrelange treue und  stets ausgezeichnete Arbeit neuerlich die Anerkennung bekanntgegeben werde.

Graf  Lamezan war Ritter des Ordens der Eisernen Krone dritter Klasse, des Leopold Ordens, Kommandeur des serbischen Takowa-Ordens und  Besitzer des Medjidie-Ordens. Er war seit 14. Februar 1863 mit Marie Angelika von Mack vermählt. Die Ehe wurde durch drei Kinder gekrönt. Gräfin Marie, vermählt mit  Paul  R. von Radakovski, und die Grafen Leo und Robert Lamezan.

Das Leichenbegängnis erfolgt Morgen am Nachmittag statt.  Die Einsegnung erfolgt in der Elisabethkirche, und  die Beerdigung auf dem Zentralfriedhof. Der Verstorbene war seit vielen Monaten krank und Bekannte wie Freunde wussten, dass dessen Tage gezählt waren.

In der  Schreckensnacht vom 8. Dezember 1881, in der das Ringtheater in Flammen aufging und Hunderte von Menschen ihren Tod fanden, tat sich Lamezan besonders hervor. Auf die erste Nachricht von dem Brand eilte er aus dem Landesgericht auf den Schottenring, und so eilig verließ er das Büro, dass er vergaß, seinen Hut aufzusetzen und mit der Amtsmütze auf dem Brandplatz erschien. Er war einer der wenigen die an  dem unheilvollen Theaterabend den Worten  des Polizeirates Landsteiner „Alles gerettet“ keinen Glauben schenkte, und sofort eine umfassende Hilfsaktion startete.

Mit Todesverachtung drang er sofort in das brennende Haus und beteiligte sich eifrig an dem Rettungswerk, so eifrig, dass die Polizeiorgane ihm schließlich das Betreten des Theaters verboten, weil sie für seine persönliche Sicherheit besorgt waren.

Graf Lamezan musste seine  Autorität als Staatsanwalt einsetzen, um sich weiter an den Bergungsarbeiten beteiligen  zu können, und man sah ihn dann noch lange im Verein mit Polizisten und Feuerwehrmännern Leichen aus dem Theater tragen.

Nach dem Prozess des Ringtheaterbrandes brachte Lamezan Jauner persönlich ins Gefängnis

Am nächsten Tag traten  Baron  Jaromir Mundy und Graf  Hans Wilczek zusammen und gründeten unter dem Eindruck der Katastrophe, bei der sich der Mangel an einem organisierten  Rettungsdienst sehr fühlbar gemacht hatte, die Rettungsgesellschaft. Freudig schloss Graf Lamezan sich ihnen an, und er wurde der erste Präsident des Instituts,  das sich seither so großartig entwickelt  und so segensreich gewirkt hat.

Graf  Lamezan stand dem Baron Mundy bei der Organisierung des Dienstes hilfreich zur Seite, machte jene Kurse mit die auch  die Freiwilligen in  der Ersten Hilfe unterrichtet wurden, fuhr oft als Freiwilliger in dem bekannten Sanitätswagen aus, um Verunglückten zu helfen.

Lamezan war als Staatsanwalt  temperamentvoll und leidenschaftlich in der Verfolgung einer vorgefassten Meinung war er bis zur Verblendung. Von der Leidenschaft der Verfolgung war er stellenweise derart befangen, dass er sich oft bei seinen Kollegen beklagte, dass er sich hinreißen habe lassen. Privat war er einer der liebenswürdigsten  Persönlichkeiten, durch und durch Wiener mit hohem Intellekt  begabt,  und mit einer glänzenden Beredsamkeit ausgestattet. War er außerhalb der Verhandlung und vor der Beschlussfassung, ob er die  Anklage erheben sollte, gerechten und opportunistischen Erwägungen zugänglich, und keineswegs leichtfertig  angeklagt habe. Auch gab es für ihn kein Zurückziehen der Anklage. Lamezan war ein strenger  aber  gerechter Richter.

In seine Amtsführung fällt der Prozess Ofenheim und viele andere große Strafprozesse, die den Namen des Grafen Lamezan zu einem der bestbekanntesten in der österreichischen Juristenwelt machten.

Unter dem Regime Taaffe  erwies er sich als einer der strengsten österreichischen  Staatsanwälte, denn eines Tages verfielen  fast sämtliche Wiener Blätter der Beschlagnahme. Einen erbitterten Hass der Sozialdemokraten zog er sich zu, nachdem er das Wort „Wassersuppensozialisten“ prägte.

Lamezan war ein kleiner schwächlicher Mann mit magerem Gesicht, dessen energische Züge sein ganzes Wesen verrieten.

Grau in Grau, aber unparteiisch, hatte die Justiz in früheren Zeiten ihres Amtes gewaltet: mit  dem Grafen Lamezan zog das Interessante in den Saal ein: unter seinen Händen erhielten Fälle, die sonst sehr schlicht, sehr unscheinbar gewesen wären, eine spannende, oft geradezu an die  Kolportage erinnernde Gestaltung. Alle Verteidiger fürchteten Lamezans Schlagfertigkeit, die besonders bei Prozessen die länger dauerten zum Vorschein kam. Diese Befähigung kam ihm besonders in em monatelangen Prozessen Ofenheim zustatten und früher noch in dem sensationellen Giftmordprozess Chorinsky-Ebergenyi

QUELLEN: Neues Wiener Journal, 16. März 1903, Grazer Volksblatt,  16. März1903, Grazer Tagblatt, 16. März 1903, Österreichische Nationalbibliothek ANNO

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