!!!FRANZ SCHREKER



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Der Komponist Professor Franz Schreker starb am 21. März 1934  in Berlin  nach langer Krankheit im Alter von  56 Jahren  und ist  einem  Schlaganfall  erlegen. Einer der erfolgsreichsten, aber auch einer der problematischsten und umstrittensten Opernkomponisten der Gegenwart.

Bereits zu Weihnachten hatte er einen Schlaganfall erlitten und siechte seither dahin, ohne das volle Bewusstsein wieder erlangt zu haben.

Schreker wurde  als Kind österreichischer Eltern am 23. März 1876 in Monaco geboren. Sein Vater war Hoffotograf. In Wien absolvierte er  die Realschule und eine private Musikschule, sein Geigenlehrer verschaffte ihm eine Organistenstelle in Döbling. Nun konnte er seinen Traum verwirklichen und ein Musikstudium beginnen, Robert Fuchs war sein Kompositionslehrer.

Franz Schreker  arbeitete zuletzt an einer Oper  „Meumon“. Bruchstücke  daraus sollten  in einem jener Konzerte, das im Jänner dieses Jahres unter Schrekers Leitung stattfinden sollte, zur Uraufführung gebracht werden. Dazu ist es nicht mehr gekommen.

Aus Berlin wurde gemeldet: Zum Ableben Franz Schrekers erfuhr man noch,  dass der Komponist durch die Entfernung aus seinem Lehramt durch das neue Regime außerordentlich erbittert war. Er hat seit dem Sommer  vorigen Jahres vollkommen zurückgezogen gelebt, und auch seine Freunde nicht mehr empfangen.

Die Berliner  „Nachtausgabe“  widmete ihm einen Nachruf, worin sie erklärt, dass seine Musik „auf  kühler Harmonik und Schwülstigkeit aufgebaut“ war. Die von ihm geschriebenen Textbücher seien oberflächlich. Seine Tätigkeit an der  Berliner Hochschule  für Musik habe sich nicht zum Segen des Institutes ausgewirkt und es daher selbstverständlich gewesen, dass die nationalsozialistische   Regierung mit der Bereinigung des Kunstlebens von Fremdrassigem auch Franz Schreker abberief.

Nur 56 Jahre wurde Franz Schreker als er nun in Berlin gestorben ist, wohin er vor 14 Jahren von Wien übersiedelt war. Aber trotz dieser Entfernung ist Schreker mit Wien innig verbunden geblieben.

Er war Sohn eines Wieners hat hier seine erste Ausbildung genossen, hat hier als Meisterlehrer der Theorie  an der Musikakademie  Schüler. Herangebildet  und in der  Stadt, in der Makart  seine Flammenströme über die Leinwand  rasen ließ, seine ersten Opern geschrieben, deren dekorative Pracht an Makart  und noch mehr an den fantastisch  schillernden Glanz  der Bilder Klimts erinnert. Ein Stück Wien steckt im Schaffen Schrekers. Ohne den Fanatismus  der Mahler Zeit  und der ersten Tage der „Sezession“  hätte sich das Talent Schrekers anders entwickelt.

Als ein Werk von eigener Persönlichkeit, eigenem  dichter  musikalischem Stil eigenen Farben, sieht das Werk Schrekers neben dem Opern schaffen von Richard Strauß, neben den vier  Opernwerken  Hans Pfitzners, neben dem legendären  Impressionismus von „Pelleas  und Melisande“ von Debussy.

Wohl hat Franz Schreker neben seinen Theaterwerken auch andere Werke geschaffen, Lieder, Chöre, Orchesterwerke, aber seine Opern, sind doch der stärkste Ausdruck seiner besonderen Persönlichkeit.  Sie sind der  Mittelpunkt seiner  Begabung und  repräsentieren  die Epoche der ausgehenden Romantik mit großen Werken eigenen Charakters. Man kann diese Epoche des Theaters von Richard  Strauß, Pfitzner, Debussy und Schreker bereits als  eine abgeschlossene, klassische  Zeit  des nach wagnerischen Opernschaffens ansehen. Die jüngere Generation  von Opernkomponisten, Krenek, Hindemith, geht andere Wege und hat ein anderes Zeit bewusstsein, aus dem sich eine geänderte Technik, ein neuer unromantischer Stil ergibt. Schreker geht ganz in der Romantik auf und es gehört zur Tragik seines Schaffens, dass er von einer jungen Genration, der er selbst die Wege  bereitet hat, nicht mehr nach Gebühr  geschätzt worden ist.

Franz Streker war Dichter und Musiker und das Element der Farbe hat  Dichtung und Musik in ihm verbunden.

Nur seine erste Oper hat Schreker  nach  fremden Text verfaßt: eine Oper  „Flammen“ nach Text von Dora Leen. Zu allen anderen Opern hatber selbst die  Texte gedichtet. Schreker hat die Art  seines Schaffens  selbst geschildert: „Ich komme von der Musik der Geheimnisvoll-Seelisches ringt noch musikalischem Ausdruck. Um dieses rankt sich die äußere Handlung, die unwillkürlich schon in der Entstehung musikalische Form und Gliederung in sich trägt. Mit der Vollendung der Dichtung steht in großen Umrissen  der musikalische Bau  des Werkes vor mir:“ Das Dichten hat bei Schreker Zwanghaftes, nicht Willkürliches. Das beweist die Wiederkehr  ähnlicher Figuren in seinen Opern Dichtungen, die Wiederkehr  verwandter Symbole, die Variationen derselben poetischen Komplexe. Schrekers Dichtungen sind immer neue Erhellungen derselben dunklen Seelengründe. Aus diesem Dunkel rauscht der Klang auf. Der Dichter ist gleichzeitig Musiker.




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Schon sein erstes großes Opernwerk „Der ferne Klang“ ist von diesem Klingen durchzogen. Sein Held, Fritz, kann nicht Ruhe finden ehe er  nicht den rätselhaften weltfernen Klang  erjagt. Und den Meister such ich, der die Harfe rührt, und die Harfe such ich, die den Klang gebiert, und halt ich den Klang hin ich reich  und frei, ein Künstler von Gottes Gnaden. In der folgenden Oper, dem ion der Wiener Staatsoper aufgeführten „Spielwerk und der Prinzessin“ ist der gleiche magische Klang in einem Spielwerk das von der Flöte eines jungen Burschen zum Erklingen gebracht wird. Eine Operndichtung Schrekers heißt: „Die tönenden Sphären“. Hier sammelt ein Künstler Klänge: „Der Natur Stimmen sammelt er ein und gibt sie wieder in seltsamen mechanischen Werken“. Im Operntext „Der rote Tod“ spielt eine Uhr  eine große Rolle. In der Oper „Der Schatzgräber“ ebenfalls in der Wiener Staatsoper aufgeführt  spielen Gold und Gestein eine Rolle.

Ähnliche Symbole gehen durch alle Werke Schrekers. Das Thema des Künstlermenschen wird immer neu angeschlagen.

Alle diese Themen sammeln sich in Schrekers Fantasie in großen farbenprächtigen  Dichtungen. Beide Opern wurden in der Staatsoper gegeben. Immer ist die Fantasie Schrekers auf  Dekoratives  gerichtet gewesen, auf Farben, Farben und wieder Farben, es war, als ob Jugendeindrücke, der in Monaco geboren war, ihm eine geheimnisvolle Sehnsucht nach hellen, gleißenden, bunten Farben eingegeben hätten, (der Tag)

Schrekers Stellung im zeitgenössischen Musikgeschehen ist heute schon ziemlich deutlich erkennbar.  Er hat seinen Ausgang von Wagner genommen. Aber Schreker den eine Richtung der letzten Jahre gegenüber Richard Strauß als das wahrhaft schöpferische Genie einer neuen Opern Epoche allzu aufdringlich hinaufloben wollte, ist weder als Dichter noch als Komponist auch nur entfernt von dem Format des Bayreuther Gewaltigen. (Signale)

In der Oper blieb Schlenker der routinierte Alleinherrscher. So auch bei der Einstudierung von Schrekers „Schatzgräber“. Die größte Arbeit davon aber hatte diesmal das Orchester. Konservative Musiker werden geflucht haben bei den vielen Proben des unheimlich schweren Werkes, Kapellmeister Richter aber, ein begeisterter Freund moderner Musik hatte sicherlich  seine Freude  daran gehabt. Vor drei Jahren bei der Aufführung „Der Gezeichneten“ habe ich diese Freude an den Klangfarbenrausch Schrekers  gern mitempfunden. Diesmal war ich ernüchtert.(Signale)

1928 wurde in der Berliner Oper Schrekers  „Der singende Teufel“ aufgeführt. Eine Uraufführung an der Berliner Staatsoper! Ein seltenes Ereignis! Wir haben uns an die Vorsichtspolitik sorglichster Abwägung bereits gewöhnt.




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[{Image src='Grete Wiesenthal ,.png'class='image_block'height='400' caption='Grete Wiesenthal' alt='Tänzerin' width='268' popup='false'}]
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Nun der Abend brachte eine herbe Enttäuschung, sowohl nach den textlichen wie musikalischen Qualitäten. Er ist ein Fantast und verliert sich gern in uferlosen Weiten. Die „Blätter der Staatsoper“ bringen gerade über diese Musik einen jener  „Hosianna Artikel“, die gut gemeint sind, aber grenzenlos verstimmen, weil sie ihr Ziel völlig verfehlen. Wie bedenklich ungeschickt  der Verfasser ist wenn er Wagner neben Schreker zerrt....(Max Chop, Signale)

Mai 1929  feierte man Schrekers  50. Geburtstag: Es ist üblich, den 50. Geburtstag zu feiern. Man hat es auch bei Franz Schreker  im vorigen Jahr getan. Hauptsächlich in Deutschland, in Berlin, weniger vielleicht in Wien, jener Stadt die ihn von seinem zehnten bis zu seinem zweiundvierzigsten  Lebensjahr beherbergt hatte,  die ihm Stätte  des Werdens und Wachsens gewesen ist und in der er lernend und lehrend  und vielseitiger Arbeit tätig war. Der vaterlose Knabe hatte hier trübe und entbehrungsreiche Kindertage  verlebt. Als Vierzehnjähriger musste er sich bereits um Erwerb umsehen. Hilft als Organist in der Döblinger Kirche aus.  Die Sommer  verbringt er als Präfekt  einer Ferienkolonie und kam durch die Empfehlung der Sängerin Ehnn in das Konservatorium der Gesellschaft der Musikfreunde. Das Geigenspiel machte ihn nicht glücklich. Ihn, den Rastlosen drängte es zu praktischen Wirken, so wurde ein Musikverein in Döbling gegründet und im Zögernitz  alles veranstaltet, das mit Musik zu tun hatte. Seine ersten musikalischen Arbeiten fanden Anklang.  Inzwischen war er auch Textdichter geworden . Ferdinand von Saar war ein Förderer von ihm. Trotzdem war sein Dasein voller  Sorgen. In einem Tiefpunkt seelischer und wirtschaftlicher Depression trat eine dramatische Wendung  im Jahr 1908 ein. Die Klimtgruppe der Malervereinigung  „Sezession“ bestellt bei Schreker ein Tanzspiel zur Eröffnung ihrer Kunstschau, das von Grete Wiesenthal  getanzt werden soll. In zehn Tagen ist diese Pantomime  „Geburtstag der Infantin“ nach Wildes Märchen fertig und der Name des Autors  einem kultivierten und für moderne Kunst empfänglichen Publikums bekannt. Im selben Jahr gründete Schreker  den Philharmonischen Chor, dieser Umstand  machte ihn zu einem Dirigenten bedeutenden Formates.

Berlin hatte ihn aus Wien gelockt, und übernahm die Lehrstelle der eben staatlich gewordenen Akademie der Musik, später wurde er Berliner Akademiedirektor.

Von den Opern haben wir  hier bloß  „Die Gezeichneten“ und die „Schatzgräber“ in allerdings vorzüglicher Darstellung gesehen. In diesen und den folgenden Opern ist Schreker immer bewusster und sicherer den Weg  zum Bühnen mäßigen zum Opernhaften zur sinnfälligen dramatischen Handlung, zur Deutlichkeit des szenischen Ausdruck gegangen. Neben den Marksteinen in der künstlerischen Laufbahn Schrekers ist auch noch anderes entstanden wie die „Kammersymphonie“ für 23  Soloinstrumente, die die Professoren der Wiener Akademie so wundervoll gespielt haben und eine Suite, die für den Rundfunk geschrieben wurde. (R.S.Hoffmann)
Über Glück und Unglück hinweg ist dieser Österreicher, Schreker  in die Musikgeschichte eingegangen. Sein Werk gehört zum wertvollsten Bestand zeitgenössischer österreichischer Tonkunst.

__QUELLE:__ Zahlreiche Zeitungen der sowie Bilder, ANNO Österreichische Nationalbibliothek.


https://austria-forum.org/af/User/Graupp Ingrid-Charlotte/FRANZ_SCHREKER

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