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FREIHERR VON KRIEGHAMMER#

Minister
Freiherr von Krieghammer, gemeinfrei

1906: Das Budapester Tagblatt „Pesti Hirlap“ erhält von privater Seite, wie es beifügt, von einer einflussreichen, am Hof lebenden Persönlichkeit, die Nachricht, der ehemalige Kriegsminister Feldzeugmeister Baron Krieghammer sei bei einer Hofjagd angeschossen worden und an den Folgen der Verletzung gestorben.

In dem Brief wird erzählt, dass am 27. Juli in der Nähe Ischls eine Hofjagd stattfand, an der außer dem Kaiser der Prinz Leopold von Bayern und dessen beide Söhne Georg und Konrad, Erzherzog Franz Salvator, Graf Paar, Baron Krieghammer und einige andere Persönlichkeiten teilnahmen, Der Hofjagdmeister teilte die Plätze zu. Es war regnerisch und stürmisches Wetter. Kaum hatte die Jagd begonnen, fiel der erste Schuss. Prinz Georg von Bayern, der älteste Sohn der Prinzessin Gisela von Bayern, hatte ihn abgefeuert und Baron Krieghammer, der in der Nähe stand, getroffen. Baron Krieghammer stürzte bewusstlos zusammen.

Es folgte eine Szene von unbeschreiblicher Verwirrung. Prinz Georg eilte auf den am Boden Liegenden zu. Erzherzog Franz Salvator ließ den Leibarzt Dr. Kerzl, der sich in einiger Entfernung am Standplatz des Kaisers befand, herbeigerufen. Der Kaiser, über die Entfernung des Arztes sehr beunruhigt, eilte selbst zu den Platz, wo sich das Unglück ereignet hatte. Er ließ sofort die Jagd fistieren und ordnete die Überführung Krieghammers nach Ischl an. Der Verwundete wurde in das Hotel Kreuz befördert und von zwei Ärzten, Hofrat Dr. Kerzl und Dr. Mayer, in Behandlung genommen. Die Ärzte versuchten die Entfernung der Kugel, die in den linken Schenkel eingedrungen war. Doch die Operation gelang jedoch nicht, und die Kugel musste im Körper bleiben, infolgedessen war sein Zustand von Beginn an gefährlich.

Man beschloss Geheimhaltung. In den ersten Tagen des August war jedoch der Zustand des Patienten äußerst bedenklich geworden, da das Wundfieber seine Kräfte vollständig erschöpft hatte. Schließlich sah man ein, dass die Öffentlichkeit auf das Ableben vorbereitet werden müsse, und so erschien am 11. August in den Wiener Abendblättern die kurze Notiz, in der nur ganz allgemein erwähnt war, dass Krieghammer bei einer Jagd gestürzt sei und am Fuß eine Verletzung erlitten habe, infolge deren nun die Anzeichen der Altersschwäche auftreten. Zehn Tage später starb Krieghammer an den Folgen der erlittenen Verletzung. Wie man sieht wiederholte sich derselbe Fehler wie im Fall Kronprinz Rudolf.

Die Budapester Korrespondenz meldet: Die Ischler Meldung eines Budapester Morgenblattes über die angebliche Ursache des Todes des gewesenen gemeinsamen Kriegsministers Freiherrn von Krieghammer wird in best unterrichteten Kreisen als müßige Erfindung bezeichnet. Freiherr von Krieghammer starb an Herzlähmung. Andere Blätter behaupteten, dass der einstige Minister am Marasmus gestorben wäre. Außerdem verkündete ein Blatt, dass der Prinz mit seinen Söhnen an der Jagd überhaupt nicht teilgenommen hätten. Es scheint sich hier um eine Verwechslung zu handeln.

Die Nachricht wird wie zu erwarten war, von allen Seiten energisch dementiert. Die Bestimmtheit und die Einstimmigkeit der als unterrichtet anzusehenden Persönlichkeiten lässt keinen Zweifel aufkommen, dass es sich tatsächlich um eine Mystifikation handelt. Auffallend ist darum der Passus in dem Bericht des „Pesti Hirlap“, er hatte seinen Bericht unter allen Umständen, selbst gegenüber allen Dementis, aufrecht, da er seine Informationen von einer „bei Hof hoch angesehenen Persönlichkeit“ habe.

Die veröffentlichte Sensationsnachricht über die eigenartige Ursache des Todes des Barons Krieghammer, hat die Kunde durch alle größeren Blätter der Monarchie gemacht und begreiflicher weise ungeheures Aufsehen hervorgerufen.

„Pesti Hirlap“ fügte seiner Meldung hinzu, dass er seine Informationen von einem hervorragenden Staatsmann erhalten habe, und erklärte, die Meldung gegenüber allen erfolgten Dementis aufrecht zu erhalten.

Die Sensationsmeldung des ungarischen Blattes erreichte auch Ischl und sorgte für reichliches Aufsehen. Die befragten Ärzte und Leichenbeschauer dementierten und sagten, dass der Baron an Herzschwäche gestorben sei. Der Totenschein wies die selbe Ursache auf.

Die „Österreichische allgemeine Korrespondenz“ veröffentlichte um den Gerüchten endlich ein Ende zu setzen, nun auf Grund der ihr von Hofjagdleiter Leo Titz und anderen forstamtlichen Organen erteilten Informationen eine authentische Darstellung jener Begebenheiten, die in der Folge zu den erwähnten Unwahrheiten führten.

Freiherr von Krieghammer hatte an drei Hofjagden teilgenommen, jedes mal im Offenseer Jagdgebiet, dem Lieblingsrevier des Kaisers. Die ersten beiden Jagden verliefen ohne jeden Zwischenfall, während am 19. Juli den greisen General, von einem Schwächeanfall übermannt wurde, von dem er sich bald wieder erholte.

Am 19. Juli, dem letzten Jagdtag des Kriegsministers, wurde in der “Gruben“ gejagt. Die „Gruben“ gehört nach der Beschreibung des Hofrates Titz zu den bequemsten Jagden des Salzkammergutes. An der Jagd nahmen der Kaiser, Erzherzog Franz Salvator, Graf Paar, Gardekapitän Graf Alois Paar, Hofrat Dr. Kerzl, Major Driancourt und Kammervorsteher Freiherr von Lederer teil.

Das Jagdrevier, ein wildromantisches Tal, wird zu beiden Seiten von den Lehnen des sogenannten Grubengschirr-Gebirges eingeschlossen. Im Hintergrund erheben sich die Felsen des Weißeneck. Die linksseitige Lehne ist bewaldet, die rechtsseitige fällt ziemlich schroff ab und zeigt zumeist kahles Gestein. In der Talsohle führt zwischen diesen beiden Lehnen ein bequemer Weg und längs desselben waren die Stände für die Jagdteilnehmer errichtet. Nur der Stand des Kaisers war an der rechtsseitigen Lehne etwas abseits vom Talweg und etwas höher gelegen errichtet. Die Stände waren derart angelegt, dass ein Teilnehmer den anderen unmöglich sehen konnte; das Terrain bot die geeignete, jede Gefahr vollständig ausschließende Deckung. Kurz vor halb 5 Uhr nachmittags langte die Jagdgesellschaft mit Hofsonderzug in der Station Steinkogel an.Freiherr von Krieghammer verlangte sofort nach dem Aussteigen ein Glas Wasser und nachdem er sich erfrischt hatte, bestieg er den Wagen, der ihn bis zu einer Holzknechtstube führte, von der aus durch einen Spaziergang zu den Ständen zu gelangen war. Als erster ging der Kaiser seinen Gästen voran, er brauchte zirka 20 Minuten zu seinem Stand. Krieghammer ging so langsam, dass er hinter der Jagdgesellschaft zurück blieb. Ihm zur Seite gingen die beiden Forstverwalter Racka und Zeppitz. Dr. Kerzl war nur wenige Schritte voraus. Racka bemerkte, dass Krieghammer nur schwer vorwärts komme, sein Schritt wurde unsicher und plötzlich begann er zu wanken. Der Forstverwalter stützte sofort den greisen General der ohne diese Hilfe zu Boden gefallen wäre. Herr Zeppitz der den Eindruck gewann, als ob Krieghammer von einer Ohnmacht befallen wäre, wollte ihm aus seiner Jagdflasche eine Stärkung bieten. Hofrat Dr. Kerzl hatte diese Szene bemerkt, eilte rasch herbei und verabreichte ihm einige Tropfen eines Stärkungsmittel die die erhoffte Wirkung zeigte. Daraufhin erholte sich Krieghammer sehr rasch. Dr. Kerzl geleitete ihn zum nächst gelegenen Stand. Nachdem die Besserung eingetreten war, begab sich Dr. Kerzl zu seinem Stand. Um 5 Uhr nahm die Treibjagd ihren Anfang. Der Kaiser, wie auch übrigen Teilnehmer hatten diesen Vorfall nicht mitbekommen.

Die Dauer der Jagd war um 7 Uhr zu Ende. Krieghammer hatte keinen Schuss abgegeben . Die Forstverwalter wollten den Freiherrn zum Wagen geleiten, doch er lehnte deren Hilfe dankend ab......

Krieghammer wurde am 4. Juni 1832 in Landshut in Mähren als Sohn eines Rittmeisters geboren. Im Alter von 21 Jahren kam er nach Wiener Neustadt zur militärischen Ausbildung. Im Jahr 1849 wurde er Leutnant im 5. Kürassierregiment, wo sein Vater gedient hatte. Während des Krieges von 1859 war er Ordonnanzoffizier und erwarb sich das Militärverdienstkreuz mit der Kriegsdekoration. 1861 wurde er Rittmeister und kam 1866 bei Königgrätz und Tischnowitz ins Feuer. Nach dem Krieg wurde er in die Zentral-Kavallerieschule berufen und besuchte als außerordentlicher Hörer den zweiten Jahrgang der Kriegsschule, Im Jahr 1869 wurde er Major und kam als Flügeladjutant zum Kaiser. Zwei Jahre später wurde er Oberstleutnant bei den Kaiserdragonern, 1874 Oberst und Regimentskommandant beim 10. Dragonerregiment, 1877 wurde er zu den Sachsendragonern transferiert, worauf er nacheinander als Generalmajor des 13. Kavalleriebrigade in Brod, bis 14. in Prizemysl und die 3. in Marburg kommandierte. Am 1. Mai 1884 wurde er Feldmarschalleutnant, zwei Jahre später Kavalleriedivisionär in Lemberg 1888 Infanteriedivisionär in Graz und ein Jahr später Korpskommandant in Krakau, in welcher Eigenschaft er bis zum 23. September 1893 blieb, an welchem Tag er, nach dem Ableben des FZM Ferdinand Freiherr von Bauer, zum Reichskriegsminister ernannt wurde. Zum General der Kavallerie wurde er im November 1994 befördert. Er besitzt das Großkreuz es Stephan- und des Leopold Ordens und die Eiserne Krone erster Klasse. Anlässlich seines 50jährigen Dienstjubiläums wurde Krieghammer in den Freiherrnstand erhoben. Am 18. Dezember 1902 gab er seine Demission als Kriegsminister. Während seiner Amtszeit hat er sich große Verdienste um die Wehrmacht des Reiches erworben, die vom Kaiser wiederholt anerkannt worden sind.

QUELLEN: Salzkammergut Zeitung, 9. September 1906, Mährisches Tagblatt, 22. August 1906, Linzer Tagespost, 5. September 1906, Österreichische Nationalbibliothek, ANNO

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