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GEMMEN#

Muschel
Kamee,Graupp

1907: Unser Jahrhundert, welches sich durch seine Vorliebe für Antiquitäten auszeichnet, hat sein Interesse auch auf die schon bei den Babyloniern und Phöniziern bekannte Kunst des Gemmenschneidens ausgedehnt. Diese uralte, künstlerische Technik wurde schon bei den Griechen zu Alexanders des Großen Zeiten in vollendeter Weise ausgeführt.

Bereits damals kannte man zwei Arten von Gemmen und zwar Intaglios, bei denen die Verzierungen eingraviert, und Kameen, bei denen die Ornamente oder Figuren erhaben herausgearbeitet werden. Die Kameen, die hauptsächlich zum Schmuck von Bechern und anderen Gegenständen verwandte, gaben den Künstlern Gelegenheit, mit ihrer Technik zu brillieren.

Der vielfarbige Achat, dessen obere weißliche Schicht sich vorteilhaft von dem dunklen Grund abhebt, eignet sich vortrefflich für Kameen, für die man auch noch Onyx, Jaspis, Amethyst und Lapislazuli verwendet. Zur Verarbeitung der Intaglios gibt man dem rötlichen Chalcedon und dem Karneol mit Recht den Vorzug. Schon die Alten verstanden es, diese immerhin teuren und kostbaren Steine durch gefärbte Imitationen zu ersetzen.

Von großen Sammlungen aus alter Zeit war besonders die Sammlung von Mithridatis, des Königs von Pontus, berühmt, die aus zweitausend Bechern aus Onyx bestand,. Diese wurden von Pompejus erbeutet, nach Rom gebracht und dort auf dem Kapitol dem Jupiter geweiht.

Auch Cäsar war ein eifriger Gemmensammler. Später als dieser Kunstzweig unmodern wurde schmückte man damit kirchliche Geräte. Im Mittelalter wurden die Sammlungen von den Häusern Gonzaga und Farnese in Rom wieder aufgenommen und fortgesetzt. Die Sammlung der Medici in Florenz war sehr berühmt, ebenso die spätere Sammlung der Königin Christine von Schweden.

De berühmtesten noch vorhandenen Werke aus Cäsars Zeit sind die Gemmen, die Brustbilder Ptolemäos I., und dessen erster Gemahlin zeigen, sie befinden sich in der Eremitage zu Petersburg. Die Gemme Ptolemäos und Arsinoe, die im Antikenkabinett in Wien aufbewahrt wird. Ein wundervolles Exemplar mit der Apotheose des Augustus befindet sich ebenfalls in Wien, während eine Kamee mit der Apotheose des Tiberius in Paris ist. Die berühmte Farnesische Onixschale hat ihren Platz im Museum in Neapel gefunden.

Durch ganz hervorragende Schönheit zeichnet sich die Kamee aus Amethyst aus, die die ruhende Artemis darstellt. Ebenso bedeutend sind die Steinschnitte des Perseus und des Satyrs im baccantischen Taumel.

Das einzige Kunstwerk dieser Art, das sich im Berliner Museum befindet, ist das Onyxgefäß , auf das die Geburt des Caligula gearbeitet ist. Bekannt ist auch der Mantuanische Onyx in Braunschweig. Erst im 16. Jahrhundert begann die Kunst des Gemmenschneidens einen erneuten Aufschwung zu nehmen. Zu besonders großer Meisterschaft brachten es die Italiener Giovanni Bernardi da Castel Bolognese, Matteo del Nassaro, die nach den Vorbildern der antiken Meister arbeiteten.

Als Schmuckgegenstände wurden die Gemmen seit ihrer Einführung sehr geschätzt. Man trug Halsketten und Ringe aus Gemmen. Diese Ringe wurden damals schon als Siegelringe verwendet, und diese Sitte hat sich bis in unsere Zeit erhalten. In neuerer Zeit schneidet man Kameen auch in Muscheln.

QUELLE: Der Bazar, 2. Juni 1907, Österreichische Nationalbibliothek ANNO

https://austria-forum.orf/af/Wissenssammlungen/Essays/Historisches_von_Graupp