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GRAF JULIUS FALKENHAYN#

Minister
Graf J. Falkenhayn,Stadt Gottes

Wieder ist ein prominenter Toter zu beklagen. In seiner Wohnung Wien 3. Strohgasse 21, verstarb am 12. Jänner 1899 der einstige Ackerbauminister. Die Agonie war schon zu Mittag eingetreten und seither war er nicht mehr zu Bewusstsein gekommen. Nicht nur der Hausarzt Dr. Winkler, selbst der prominente Arzt Hofrat Prof. Freiherr von Widerhofer war in dieser Situation machtlos. Die Verwandten des Sterbenden waren bereits anwesend darunter befand sich auch der Schwiegersohn Graf Keglevich. Gegen 10 Uhr am Abend war Falkenhayn tot. Seit mehreren Jahren litt der Graf an einem Blasenleiden, das vor zwei Jahren eine Operation notwendig machte, die glücklich verlief. Den letzten Sommer hatte er im Salzkammergut und auf seinen Besitzungen verbracht. Die Eröffnung des Parlamentsgebäude wollte er nicht versäumen und kam nach Wien. Die Krankheit machte sich wieder bemerkbar und fesselte ihn seither ans Bett.

Es war erst ein halbes Jahr her, dass der Tod seines Bruders Franz betrauert werden musste.

Nun verfassten sämtliche Zeitungsblätter Nachrufe, auch die Arbeiter Zeitung, die ihre Abneigung kaum zu verbergen suchte. Der Präsident Dr. von Fuchs hielt also den Nachruf für das verstorbene Mitglied des Abgeordnetenhauses. Einer Demonstration gleich verließen die Sozialdemokraten, die Deutschfortschrittlichen, Deutschnationalen und die Schönerianer, den Saal, als der Präsident mit seiner Rede begann. Einige Herren des Jungtschechenklub erinnerten sich der guten Dienste, die ihnen Herr Falkenhayn geleistet und begleiteten den Auszug der Abgeordneten mit Pfui. Sie waren scheinbar über die Pietätlosigkeit der oppositionellen Parteien hier an den Tag legten entrüstet.... Ja man dürfte von einer unvornehmen Handlung persönlicher Gehässigkeit sprechen. Mit Falkenhayn steht die Sache ganz anders. Falkenhayns Namen bezeichnet das System der blutigsten Grausamkeit und Rücksichtslosigkeit, das je ein österreichischer Minister den Arbeitern gegenüber ausgeführt hat; an seinem Grab stehen die Schatten von hunderten hingemordeter Bergarbeiter, die ihren Tod im Schacht fanden durch die Schuld der arbeiterfeindlichen Borniertheit diese „hervorragenden Vertreters der katholischen und konservativen Grundsätze“, wie ihn der Präsident zu nennen beliebt. Und wenn das nicht genügt: Falkenhayn ist der Taufpate der schmachvollen Lex Falkenhayn, die dem österreichischen Abgeordnetenhaus die ärgste Schändung zufügte, die je ein Parlament getroffen hat. Die Abgeordneten, die im Sinne des Falkenhaynschen Antrages an der Stätte der Gesetzgebung geprügelt, gezerrt, vergewaltigt, hinausgeworfen wurden, sie hätten sich nur selbst beschimpft, wenn sie an einer Ehrbezeugung für den Schänder des Parlaments teilgenommen hätten......

Wir haben das offene Grab selbst des Grafen Falkenhayn respektiert, aber wenn man uns höhnt und den Mann zu preisen wagt, dessen Spuren die Gräber von Ostrau und Karwin bezeugen, wenn den Mann im Parlament zu rühmen unternimmt, der diesem Parlament die schlimmste Schmach zugefügt hat, so schweigt jede Pietät.....Und die Wahrheit über den Grafen Julius Falkenhayn ist: dass er ein Frevler war und niemals das geringste Gute seinem Wirken entstammt ist.

Graf Falkenhayn wurde am 20. Februar 1829 geboren. Zuerst wählte er die militärische Karriere und machte alle Kriege mit bis er beim letzten Feldzug schwer verwundet wurde. Bald darauf erhielt er den Orden der Eisernen Krone dritter Klasse mit der Kriegsdekoration und 1850 avancierte er zum Rittmeister. Nach sieben Jahren verließ er die Armee um sich seiner Güter in Ungarn und Oberösterreich der Landwirtschaft zu widmen.

Seit 1857 war Graf Julius Falkenhayn mit Victoria, verwitweten Gräfin Keglevich, geborene Gräfin Crenneville, vermählt

Seit dem Jahr 1867 wurde der Graf vom oberösterreichischen Großgrundbesitz wiederholt in den Landtag gewählt. Nur kurze Zeit, August bis Dezember 1871 bekleidete er unter den Ministerium Hohenwart die Würde eines Landeshauptmannes in Oberösterreich. Unter seinem Vorsitz kam es zu einem Konflikt mit der liberalen Partei im Landtag die den Landtagssaal unter Verwahrung gegen die Legalität der zu fassenden Beschlüsse verließ. Graf Falkenhayn publizierte auch Bücher und Broschüren. Mit einigen Persönlichkeiten gründete er die bekannte Papierfabrik in Weinbach, Gemeinde St. Wolfgang

Bei den Reichsratswahlen vom Juni 1879 wurde Falkenhayn als Kandidat der konservativen Rechtspartei im Stadtbezirk Wels gegen Dr, Franz Groß gewählt. Bei der nächsten Wahl unterlag er diesem Kandidaten. Am 12. August 1879 trat er als Ackerbauminister ins Ministerium Taaffe, dem er bis zu dessen Sturz angehörte.

1893 wurde er bei Bildung eines Koalitionsministerium Windisch-Grätz wieder zum Ackerbauminister ernannt. Mit dem Rücktritt des Kabinetts Windisch-Grätz verlor auch Falkenhayn sein Amt. Bald darauf wurde er zum Kanzler des Leopold-Ordens ernannt.

Seine Tätigkeit als Ressortminister erfreute sich bei den bäuerlichen Vertretern keiner besonderen Anerkennung und kam er deshalb wiederholt mit denselben in Konflikt. In die Zeit seiner Amtsführung fielen auch die großen Bergwerksstreiks in Schlesien, bei denen auf die Streikenden von den Gendarmen geschossen wurde, was ihm schwere Vorwürfe der Genossen einbrachte. In der Ära Badeni trat Graf Falkenhayn in den parlamentarischen Stürmen des Novembers 1897 mit jenem denkwürdigen Antrag hervor, der dem Grafen Badeni den Anlass bot, die Polizei im Sitzungssaal einrücken zu lassen. Die „lex Falkenhayn“ wird noch lange unvergessen bleiben

Die Arbeiter Zeitung hatte wieder ein Thema um über den Grafen Falkenhayn herzufallen: Graf Falkenhayn hatte heute wieder bewiesen, dass die Bergarbeiter in Österreich keinen schlimmeren Feind haben, als diesen Menschen, der fünfzehn Jahre lang als Minister ihre verdienten Forderung mit der ganzen Erbitterung eines Kapitalistenlakaien bekämpfen durfte. Das bornierte Gehirn des Falkenhayn anerkennt keine Unzufriedenheit, keine Forderung der Arbeiter; für ihn ist der mit elementarer Wucht ausgebrochener Streik ein Werk der „Agitatoren“..... Ischl verliert mit dem Tod Falkenhayn einen besonderen Kurgast. Der Graf erfreute sich einer besonderen Gunst und Freundschaft des Kaisers und war auch ständiger Gast bei den Hofjagden im Salzkammergut.

Graf Falkenhayn hatte sich während seiner langen Tätigkeit große Verdienste um unsere Bodenproduktion erworben. Die größten Erfolge des Dahingeschiedenen liegen vor allem im Ausbau des Meliorationswesens, in der glänzenden Organisation, der Wildbachverbauung im Anschluss an die Hochwasserkatastrophe in Tirol 1882 in der trefflichen Weiterentwicklung des landwirtschaftlichen Schulwesens und Wanderunterrichtes, sowie in der weitgehenden Verbesserung der Staatsdomänen-Verwaltung. Bei seinen Budgetreden kamen auch politische Fragen zur Sprache die mit der Deutschliberalen Partei zu lebhaften Kontroversen führte.

QUELLEN: Arbeiter Zeitung 18. Jänner 1899, 7. März 1896, Wiener Allgemeine Zeitung, 14. Jänner 1899, Neue Warte am Inn, 21. Jänner 1899, Ischler Wochenblatt, 15. Jänner 1899, Österreichische Nationalbibliothek ANNO

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