!!!GRILLPARZER  DENKMAL



[{Image src='Grill.png'class='image_left'height='400' caption='Franz Grillparzer,Interessante Blatt' alt='Dichter' width='325'}]


Kaum war Österreichs größter Dichter am 21. Jänner 1872 an Altersschwäche gestorben, als schon  bald darauf dreißig Entwürfe für ein  Grillparzer Denkmal zur Auswahl  und Beurteilung vorlagen.

Im  Arkadenhof des Museums  für Kunst und Industrie sind die Resultate der großen freien Konkurs-Ausschreibung zu sehen, nämlich 30 Modell-Skizzen zu einem Denkmal für den Dichterfürsten des „König Ottokars“ und des „Bruderzwist“.

Die Werke Grillparzers sind noch immer nicht vollständig erschienen, und besonders in Wien, wo eine durch ihre Eigenheiten bekannte Burgtheaterdirektion nicht dafür sorgt, dass der Dichter Grillparzer  die ihm gebührende Erbschaft der Unsterblichkeit voll und ganz antrete, steht der Mensch Grillparzer, oder besser  gesagt der pensionierte, kränkliche, altersschwache Archivdirektor und Hofrat Grillparzer im Vordergrund der Erinnerung.

 Doch wie verschroben die Köpfe so mancher  dieser Künstler die unseren  Grillparzer als einen steinalten, lebensmüden, gebrochenen Mann darstellen,  voll Runzeln und Falten. Wir wollen doch nicht einem Greis ein Denkmal setzen, sondern dem Dichter gilt die Dankbarkeit und Verehrung und wie  er seine Meisterwerke geschaffen hat, er  war jung, zwar keine Schönheit, doch man muss dem Gesicht durch den Ausdruck der Poesie, des Gedankens verklären, hat Kundmann in seinem Schubert bewiesen. Nur ein einziges Modell zeigt Grillparzer als kräftige Gestalt und schon sieht alles besser aus. Dazu  hatten die Künstler eine Vorliebe für  den dunklen schwedischen Granit zum Unterbau, eine entsetzliche Trostlosigkeit. Trotz der großen Anzahl von Modellen ist keines davon zur Ausführung zu empfehlen.  Auch wollte man das Denkmal mit verschiedenen Allegorien schmücken. Nur einer der Konkurrenten hatte die Idee, statt Allegorien, populäre Figuren aus Dramen des Dichters zu entnehmen.

Österreichs berühmten Dichter soll im Volksgarten ein Monument errichtet werden, verdient offenbar das   Blumen umfassende  Rasenfeld westlich vom Theseustempels den Vorzug.


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[{Image src='grill d.png'class='image_block'height='400' caption='Grillparzer Denkmal, Neue Ill. Zeitung' alt='Volksgarten' width='558'}]
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Die Angelegenheit  hinsichtlich des Grillparzer  Denkmals hat in den letzten Tagen bedeutende Fortschritte gemacht, denn nun wurde die Bevölkerung um  Spenden für die neue Zierde aufgerufen. Kaiser Franz Joseph  stellte sich mit einer  dementsprechenden Summe ein.  Sein Bruder Erzherzog  Carl Ludwig hat wie so oft an die Spitze des Unternehmens gesetzt. In das Komitee für das  Grillparzer Denkmal wurden   berufen: Graf Anton Auersperg, Fürst Schwarzenberg, Fürst Kinsky, Graf Alfred Potocki, Minister Stremayr, Unger, Bürgermeister Dr.  Felder, Hofrat Dr. Dingelstedt. Hofrat Arneth, Abgeordneter Dumba, Baron Rothschild, Baron Schey, Baron Todesco. Das Protektorat übernahm Erzherzog Carl Ludwig...

In einem Teil des  Hofgartens, im sogenannten Volksgarten der seit 1817 für das Volk völlig  neu geschaffen wurde, sollte der berühmte Dramatiker seinen Ehrenplatz zugewiesen bekommen. Inmitten einer interessanten Umgebung der großartigsten Paläste hatte er vor sich das neue Burgtheater, ob auch hier seiner gedacht werde?

In goldenen Lettern prangt der Name Grillparzer auf der neuen Sehenswürdigkeit Wiens, die am 23. Mai  1889  feierlich  enthüllt wurde und nur geladenen Gästen Zutritt gewährte. 

Drei Künstler wurden mit  der Verwirklichung des Objektes ausgezeichnet:  Carl Kundmann und dem  noch jungen  Rudolf  Weyr, Hasenauer die Architektur, der als Erbe  der Pläne und Entwürfe Gottfried Sempers.  Zwölf Jahre waren zur Vollendung des Denkmals nötig und es wurde nur heimisches Material verwendet, Laaser und Sterzinger Marmor

Jahrzehnte später  1907  wurde in  einiger Entfernung des Volksgartens  etwas abgeschieden, wie es die Person so sehr liebte,  ein herrliches Denkmal   für die ermordete  Kaiserin Elisabeth enthüllt. 

Grillparzer war  Sohn eines Rechtsanwaltes und wuchs vorerst in guten Verhältnissen auf. Als der Vater starb und große Schulden hinterließ, änderte  sich Grillparzers Leben der die Familie erhalten musste. Weitere  schwere Schicksalsschläge überschatteten sein  weiteres Leben, denn Wahnsinn  breitete sich in seiner Familie aus. Ein Bruder  klagt sich in geistiger Zerrüttung des Mordes  an, obwohl nie eine Leiche gefunden wurde, ein anderer Bruder tötete sich aus Gewissensqualen, als Jugendlicher. Zuletzt noch die Mutter, die  sich  im Anfall des Wahns erhängte. Und die Liebe blieb für ihn  vorerst eine Qual.


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[{Image src='sappho.png'class='image_block'height='400' caption='Sappho, Neue Ill.Zeitung' alt='Drama' width='396' popup='false'}]
[{Image src='Traum.png'class='image_block'height='400' caption='Der Traum ein Leben, Neue Ill. Zeitung' alt='Drama' width='353'}]
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Es gelang dem Dichter trotz wiederholter Bemühung nie, in einer der  großen Bibliotheken unterzukommen. Neid, Missgunst, Unverstand haben ihm diesen Weg verleidet. Trotz all dieser Widerwärtigkeit hielt Grillparzer  durch, um endlich seinen verdienten  siegreichen Ruhm zu ernten.

„Die Ahnfrau“ war der Anfang seiner österreichischen Geschichtsschöpfungen die Aufnahme in die Weltliteratur fanden. Bereits mit seinen berühmten  Radetzky  Versen „In deinem  Lager ist Österreich“ ließ er aufhorchen und erntete Anerkennung.

Nach der „Ahnfrau“ folgte die  Tragödie „Sappho“ die  den Ruhm des jungen Dichters vermehrte. Mit der Trilogie „Das goldene Vließ“ gewann er das Publikum abermals.

Der oberste Leiter  des Burgtheaters, der Staatsminister Stadion, erkannte wie auch der Sekretär der Bühne Schreyvogel  das seltene große Talent des Grillparzers.

Doch mit „König Ottokars Glück und Ende“ verhielt es sich anders, die Zensur erhob Einspruch. Man konnte nicht zulassen dass der erste Habsburger Rudolf  derart verherrlicht wurde. Mutwillig verzögerte man   die Aufführung  bis das Stück  gänzlich   in Vergessenheit geraten war und in den Archiven des Burgtheaters verstaubte. Nur ein Zufall hat sie in die Hände der Kaiserin Karolina Augusta in die Hände gespielt, die den Wert erkannte und die Aufführung forderte. Die kaiserliche Zensur hatte Grund bei „Ein treuer Diener seines Herrn“ einzugreifen. Allmählich fiel das Publikum von Grillparzer ab. „Des Meeres und der Liebe Wellen“ zeitigte wenig Erfolg. „Ein Traum ein Leben“ brachte noch einen Achtungserfolg. Im Burgtheater kam das Lustspiel „Weh dem der lügt“ zur Aufführung, doch es war dem Stück kein Erfolg beschieden.

Damit wandte sich Grillparzer von der Bühne ab und schrieb nur mehr für sich.

So entstanden im Geheimen noch die grandiosen Dramen  „Libussa“, „Die Jüdin von Toledo“, „Ein Bruderzwist im Hause Habsburg“, sowie  Epigramme voll Spott und Zorn, voll Laune und Witz, voll Weisheit und Gehalt. All das verblieb ab nun in seiner Lade. Daher geriet sein Name allmählich in Vergessenheit.

Im Burgtheater gab es mit Laube eine neue Direktionsbesetzung, der sich  des großen Dichters Grillparzers wieder erinnerte und brachte nun seine Werke neu auf die Bühne.

Seit seiner Kindheit liebte Grillparzer die Musik und durfte  sich glücklich  schätzen  im Freundeskreis von  Beethoven und Schubert  deren  Kompositionen miterleben zu dürfen und dabei machte er die  Bekanntschaft der Schwestern Fröhlich. 

Grillparzer studierte die Rechte, trat dann  bei der k. k.  Hofkammer ein und hatte es nach 20 Jahren zum Archivdirektor im  Finanzministerium  gebracht, wo er verblieb und nach 40 jähriger Dienstzeit mit dem Titel Hofrat pensioniert wurde. Der Kaiser verlieh ihm das Großkreuz des Franz Josephs Ordens und zu seiner Pension von 1800 Gulden einen außerordentlichen Jahresgehalt von 3000 Gulden. Man ernannte ihn zum Ehrenmitglied und  verlieh ihm das Ehrendoktorrat, und war außerdem Mitglied des Herrenhauses.

QUELLEN:  Vaterland, 1. Februar 1877, Mährisches Tagblatt, 24. Mai 1889, Klagenfurter  Zeitung, 25. Mai 1889, Jörgel Briefe, 27. Februar  1877, Deutsche Musikzeitug  1877, H  3, Bozner Zeitung, 24. Jänner 1872, Blatt für Musik, 1. März 1872, Innsbrucker Nachrichten, 23. Jänner 1872 Österreichsche Nationalbibliothek ANNO.

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