!!!GUNNAR  TOLNÄS





[{Image src='Unbenanngunnar.png'class='image_left'height='400' caption='Gunnar Tolnäs' alt='Schauspieler' width='334'}]



Die Welt des Films, in deren  Scheinwelt Schönheiten kommen, Berühmtheiten  verschwinden in den Abgrund der Vergessenheit. Nur wenige können  sich für längere Zeit behaupten, oder wurden ausgezeichnet, indem  sie vom Publikum  zu  Lieblingen  auserkoren wurden.

Zu diesen wenigen darf  sich in ganz hervorragendem Maße  wohl Gunnar Tolnäs zählen.  Ihm kann es nichts anhaben, auch wenn er längere Zeit  nicht gefilmt hat;  sollte wieder ein neuer Film mit ihm kommen, so strahlt seine Berühmtheit  in unvermindertem Glanz und der Applaus klingt so intensiv wie immer.

Gunnar Tolnäs wurde am 17. Dezember  1881 in Kristiania  geboren. Der Künstler studierte erst Jus und Medizin und wurde in der  letztgenannten Wissenschaft  auch zum Doktor promoviert. Am gleichen Tag erfolgte auch sein Theater Debüt, für das er sich ohne Wissen seiner  Eltern vorbereitet hatte.

Nach  einiger Zeit ausschließlicher Bühnentätigkeit  wurde der Künstler von Svenska Biograph  in Stockholm für den Film engagiert. Seither teilt Gunnar Tolnäs seine Tätigkeit zwischen Bühne und Film. 
Noch ahnte er nicht, dass er in der ganzen Welt  einer der gefeierten Männer  sein werde. 

Als der eleganteste und populärste Kino Darsteller der Welt gilt der  Norweger Gunnar Tolnäs. In  der gegenwärtigen Saison  wird  sich Tolnäs wieder in vielen  erstklassigen  Filmen zeigen, unter anderem auch am 24. Jänner  1919  in dem Film „Die Lieblingsfrau des Maharadscha“, zweiter  Teil, und es ist  ein Verdienst der Nordisk  Film Co.,  dass sie uns die  Begegnung mit diesem genialen Künstler so oft vermittelt.

Gunnar Tolnäs Norweger von Geburt und  Aussehen, wurde vor zehn Jahren an das Nationaltheater in Kristiania engagiert. Nur wer die skandinavischen Verhältnisse richtig abwägt, kann begreifen, wie ehrenvoll ein solcher Ruf in so jungem Alter war.

Tolnäs ward an diesem Theater anfangs mit Rollen beschäftigt, die seiner  Jünglingsnatur lagen. Er war Lyngstrand in Ibsens „Frau vom Meer“, Arne Kraft in „Paul Lange und Tora Parsberg“ von Björnson, Leutnant Hamor   in „Ein Fallissement“ und der idealste Prinz Paris, der je die schöne Helena geraubt hat. Er wurde bald  das Entzücken von ganz Kristiania. Seine wunderbare Stimme, die einen ganz eigenen, bezaubernden Reiz hat, seine jugendliche Schlankheit, sein rätselhaftes Auge woben einen romantischen Schimmer um seine Gestalt. Sein Können war ebenso dehnbar, wie es unerschöpflich war. Heute spielte er den  Cassio in Shakespeares Othello, morgen war er der liebenswürdigste Fairfax der Gheisa. Tragödie, Schauspiel, Lustspiel und Operette, alles schien seinem Temperament zu liegen, als sei er für jede einzelne dieser Kunstgattungen vorbestimmt, und ob er nun im Kostüm oder im Frack auftrat, immer schien er mit dem Menschen, den er darstellen wollte,  auf das engste verschmolzen. So wurde aus dem Jüngling ein Mann, aus dem feurigen, aber jugendlich unreifen Arne Kraft der abgeklärte, vergrübelte Paul Lange, aus Fairfax der Welt verächtliche Lord Windermere, aus dem Leutnant Hamor der wahnsinnige König Sigurd Jörsalfär, eine der gewaltigsten  und schwierigsten Rollen der  Weltliteratur. Und was er als Jüngling  versprach, das hielt er als Mann. Dieser Schauspieler, der als jugendlicher Liebhaber wie kein zweiter gefeiert ward,  wurde nun der starke, oft bis zur Dämonie gesteigerte Eroberer.



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Mitten in sein rein bühnenmäßiges Schaffen fiel seine erste Bekanntschaft mit dem Film. Er spielte zunächst in seinen Sommerferien im Atelier der Svenska Biografteatern in Stockholm. Seine innere Stellung zu den  Film, die er spielen sollte, schwankte, einiges lockte ihn, anderes ließ ihn kalt. Da ward seine Bekanntschaft  mit der Nordisk Films Co., vermittelt. Der geniale Blick der künstlerischen Leitung erkannte sofort, was aus Gunnar Tolnäs der künstlerischen Entwicklung harrte. Man gab ihm die Rolle  Dr. Voluntas in dem Film  „Der moderne  Faust“ und verhalf  ihm dadurch zu seinen ersten großen Erfolg auf der Leinwand. Dieser hoch vornehme, geniale, böse Weltmann mit der merkwürdigen und unvergesslichen Maske ist eine Meisterleistung, die in dieser Feinheit  und Biegsamkeit des Ausdrucks kein lebender Filmschauspieler imstande wäre. Er war ganz anders als  Pailander, der immer gelacht und immer gescherzt hatte.  „Er ist hochmütig“ sagten die einen, „er ist eisig und unnahbar“ die anderen. Aber beide Parteien hatten unrecht, und beide sahen es ein. Sein scheinbarer Hochmut ist weiter nichts als stille Abwehr,  die nur die lautersten Menschen in seine Welt eintreten lässt, seine eisige Unnahbarkeit ist nur eine Waffe, und sie entsinkt ihm, wenn er einem Menschen von wirklichem Wert gegenüber tritt. Dann leuchtet es in seinem Auge auf , dann erhellt sich sein schönes , ernstes Gesicht, und um seine Augen spielt ein Lächeln der Güte.

Allein trotzdem Tolnäs in der Raserei  des Schmerzes, der Verzweiflung und der Eifersucht die höchsten Gipfel künstlerischen Ausdrucksvermögens erklommen hat, ward er der Heros des Films durch ein ganz anderes Spiel. Sein leicht ironischer, immer überlegener, ritterlich, würdevoller Maharadschah war es, durch den er sich den Platz ganz nahe an der Sonne errang, durch ihn schuf er einen Typus, der in der schauspielerischen Kinematographie klassisch werden wird.

Die  Erfolgsskala seiner Werke  hat die  Nordisk Films Co., darüber belehrt, in welchen Rollen sich ihn sein Publikum am meisten ersehnt, und sie hat die Auswahl der Manuskripte nach diesem Idealbild  getroffen.






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„Der kolossale  Erfolg des ersten.  Teils dieses sehr merkwürdigen Films dürfte auch dem zweiten Teil beschieden sein. Wieder bilden die  reiche Ausstattung, das mystische  Sujet und die glanzvolle Darstellung  Gunnar Tolnäs die Hauptanziehung. Die Symbolik des Stückes, der Sieg der Unschuld über die Schuld, der Sieg des Guten über das Böse, ist mit meisterhafter Geschicklichkeit ausgebaut. Man wird nicht allein von der äußeren Aufmachung angezogen, sondern auch zum Nachdenken angeregt.   Die tiefe Weisheit der Brahmanen öffnet den Ausblick in die Welt der Metaphysik und lässt das Befreiende ihrer geistigen Kraft ahnen. Gunnar Tolnäs ist der beste Repräsentant für die Darstellung vergeistigter  Liebe, Lilly Jacobson  seine  verständnisvolle Partnerin. Man  muss sich freuen, so wertvolle Filmwerke erstehen zu sehen, die eine Bereicherung nach jeder Seite hin  bilden.

Gunnar Tolnäs Weg führte ihn auch nach Wien. Das Kino Journal berichtete darüber: „Der große nordische Filmkünstler ist am 29. Jänner 1926, mittags in Wien eingetroffen und hat zum ersten Mal  den Boden unserer Stadt betreten,  die ihm als Kulturstätte der Kunt und auch des Films  bereits gut bekannt war. Seitdem Gunnar Tolnäs für den Film tätig ist, ist sein Name in Österreich und speziell in Wien bekannt und seiner großen dramatischen Kunst ist die gebührende Würdigung zuteil geworden. Das österreichische Publikum das sonst mit der Vergebung des Epithetons „Liebling“ nicht allzu  freigebig ist, hat ihn zum Film Heros  gestempelt und Filme mit Gunnar Tolnäs haben ihre nie versiegende Anziehungskraft. Er ist nicht nur der Nachfolger seines zu früh heimgegangenen Konnationalen  Waldemar Psylander, man kann sagen, dass er ihn in künstlerischen Hinsicht übertroffen hat. Er  repräsentiert die  eigene Note der nordischen Kunst, die durch komprimiertes Spiel, durch die Transponierung seelischer  Emotionen in die Gebärde so vorteilhaft von der künstlerischen Auffassung anderer Nationen absticht und die nordische Filmkunst zum Ausgangspunkt eines führenden Genres gemacht hat. Gunnar Tolnäs als Interpret  dieser Kunst hat viel beigetragen, das künstlerische Niveau des Films  zu heben und wenn dies bei seiner Anwesenheit in Wien anerkannt wird und dem Künstler ein solenner Empfang bereitet wurde, entspringt dies dem Bedürfnis, dem Gast die gebührenden Ehren zu erweisen.

Herr Edthofer hat die Leitung  des Arrangement übernommen und alles darangesetzt um dem Gast einen würdigen und liebenswürdigen  Empfang zu bieten.

Der Empfang am Franz Josephs Bahnhof gestaltete sich zu einer  begeisterten Kundgebung des Wiener Publikums für seinen Liebling. Nicht nur die Damenwelt war vertreten, auch die Präsidenten  vom Bund des Lichtspieltheaters waren hier anzutreffen, Der norwegische  Generalkonsul Werner  Werenskiöld, und der dänische  Generalkonsul Lars Christian Jacobsen mit den Damen sowie die Presse Vertreter.




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Endlich rollte der Zug mit dem hochgeschätzten Künstler ein, der bei einem Fenster sichtbar wurde, und sich wunderte über diesen Auflauf der Menschenmassen. Als er aussteigen wollte, hob ein unbeschreiblicher  Rummel an. Nachdem er ausgestiegen war musste er unzählige Hände schütteln.  Dann erfolgte die offizielle Begrüßung. Tolnäs war sichtlich gerührt von dem Enthusiasmus der ihm  hier in Wien entgegen brandete.

Tolnäs antwortete in deutscher Sprache mit nordischem Akzent: „Meine Damen und Herren! Ich danke Ihnen herzlich für den schönen Empfang. Er hat mich tief gerührt. Es freut mich, in Wien zu sein, und – ich danke Ihnen nochmals vom ganzen Herzen!“

Um zu dem Auto zu gelangen musste der Schauspieler sich jeden Schritt erkämpfen so sehr wurde er von der Menge bedrängt.  Das Hotel Bristol, das bereits so manchen Künstler beherbergte war sein Ziel. Zur Ruhe kam er auch dort nicht, immer wieder musste er sich auf dem Balkon der begeisterten  Menge zeigen. Direktor Rosner rettete ihn indem er ihn in den Salon holte wo er  die Presse Leute empfangen musste. Einer diesbezüglichen Frage antwortete der Film Gast, dass er sehr gerne in Wien einen Film machen wolle ,jedoch die Rolle muss passen. Die Reise führt ihn dann in die Tschechoslowakei  weiter. Während des Gesprächs hatte man Muse ihn genau zu betrachten. Er sieht bedeutend jünger aus, als man sich ihn vorgestellt hat, mit schönen  blauen Augen, mit interessanten Falten im Gesicht. Noch immer das Ideal der Frauen. Einer der Journalisten wagte die Frage ob er verheiratet wäre. Er war Junggeselle und hatte nicht die Absicht, es  sich mit der Damenwelt zu verderben.

Gunnar Tolnäs  war nach Wien gekommen um am 31. Jänner  1926 im Musikvereinssaal und am 4. Februar 1926  im großen  Konzerthaussaal  Vorträge unter dem Titel „Die Welt im Film“ zu halten.  Dafür herrscht bereits reges Interesse. 

In  Gunnar Tolnäs hatte die Nordisk Film Co., den Star gewonnen, der eine  ganze Reihe  wundervoller Filme zu einem Erlebnis werden lässt.

Auch die Journalisten diverser  Film Journale belagerten ihn und erfuhren; „...dass er Wien aus  den Briefen kenne,  die er aus dieser Stadt erhalten habe. Sie sind anders als die Briefe anderer Städte. Sie sind herzlicher, liebenswürdiger, menschlicher. Er vermutet, dass er hier in Wien  viele Freunde habe....“

Im August 1928 erfuhr man durch die Zeitung, dass Tolnäs durch seinen Wiener  Rechtsanwalt  Dr. Preßburger gegen Max Reinhardt eine Klage eingereicht hatte. Diese Klage ist insofern  von besonderem Interesse, als das Urteil  in diesem Prozeß eine prinzipielle Entscheidung bringen wird, über eine Anzahl von Fällen, die bisher juridisch noch nicht dezidiert geklärt worden sind. Die Klage befasst sich nämlich mit einem Gastspiel Antrag der, nachdem er von Tolnäs angenommen worden war, nicht aufrecht erhalten wurde.

Vor zwei Jahren, als Tolnäs Wien besuchte und  einen Vortrag hielt. Nach diesem Vortrag bekam  der Künstler  einen Antrag von Max Reinhardt an das Theater in der Josefstadt in Hebbels „Herodes und Marianne“ zu gastieren. Die weibliche Hauptrolle  sollte Helene Thimig übernehmen. Tolnäs erklärte sich damit einverstanden. Als jedoch der Termin seines Gastspiels heranrückte wurde der Nordländer von der Direktion verständigt dass das Gastspiel wegen Helene Thimig die in Berlin gastierte und nicht abkömmlich sei. Tolnäs Gastspiel in Wien wurde von Reinhardt noch viermal verschoben bis sich Tolnäs erklärte, sich nicht länger vertrösten zu lassen und seine Klage ankündigte. Man darf gespannt sein.

Aus Oslo wurde  am  12. November 1940  gemeldet, dass der Held des Stummfilms im Alter von 61 Jahren gestorben sei.
Gunnar Tolnäs der in den letzten Jahren nur  mehr selten auftrat und hat sich  wieder  der Bühne  gewidmet.

__Quelle:__  Ill Wochenpost  September 1928  S 5, Die Filmwelt 1925 Nr. 8, Das Kino Journal Nr. 809 S 2, Neuigkeitsweltblatt 31. Jänner 1926 S 5,  und Bilder ANNO Österreichische Nationalbibliothek, 



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