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HOTEL KRANTZ#

Wien
Hotel Krantz,Ansichtskarte

1917: Das neue Kaffeehaus im Hotel Krantz ist kürzlich eröffnet und damit eine Schöpfung ihrer Bestimmung übergeben worden. Ein Hotel das an Eleganz, Vornehmheit des künstlerisch verfeinerten Geschmacks, Anwendung der modernsten technischen Errungenschaften und Bequemlichkeit des Publikums anbelangt. In den anderen Millionenstädten Europas wird man seinesgleichen kaum finden. In erster Linie kulinarischen Genüssen dienend, ist es aber auch als Stätte geistiger Erholung gedacht und das Leben im neuen Konzert-Kaffeesaal spielt sich innerhalb eines Rahmens ab, dessen Ausstattung in allen Details sowie in ihrem Gesamteindruck den Besitzer des Hotels Krantz ebenso ehrt wie die Künstler, die sich ihrer Aufgabe in so mustergültiger Weise entledigt haben.

Die Räume des weit über die Grenzen Österreichs hinaus als vornehmes Etablissement bekannten und geschätzten Hotel Krantz bestehen nun aus dem herrlichen Majolikasaal mit seinen Nebenräumen, in welchen sich schon seit Jahren die elegante Gesellschaft Wiens Rendezvous gibt, und dem oberhalb dieses Saales befindlichen Konzert-Kaffeehaus der Frühstück- und Trinkstube, welche die ganze,vom Neuen Markt zur Kärntner Straße sich erstreckende Parterrefront des Hotels umfassen. Dieses Werk in dieser gegenwärtigen Zeit, in welcher die Materialbeschaffung und das Heranziehen von Arbeitskräften mit so vielen Schwierigkeiten verbunden ist, ins Leben zu rufen,war keine kleine Aufgabe, und wenn es dem fortschrittlich gesinnten Besitzer des Hotels, dessen künstlerischer Veranlagung wir auf Schritt und Tritt begegnen, doch gelungen ist, es durchzuführen, so ist dies ein gültiger Beweis für seine Tatkraft einerseits, für sein Verständnis andererseits, sich mit schaffensfreudigen Künstler zu umgeben, die mithalfen, eine Stätte zu schaffen, welche im wahrsten Sinne des Wortes eine Zierde unserer Residenzstadt geworden ist.

Das Wiener Kunstgewerbe in seiner fortschreitenden Entwicklung wendet schon seit Jahren der Raumkunst seine besondere Aufmerksamkeit zu und erzielte in der Innenausstattung von Wohnungen sowie auch in öffentlichen Lokalen große Erfolge. Ein Kaffeehaussaal ist so recht der Ort, an welchem der Architekt und der Kunstgewerbetreibende ihre Leistungsfähigkeit betätigen können, denn, soll das Werk den Meister loben, so müssen die Räume harmonische Gliederung, Schönheit und Behaglichkeit verbreiten. Mit der Vollendung des neuen Konzertkaffee Saales im Hotel Krantz ist es dem Architekten Franz Matuschek, dem Schöpfer dieses Werkes, gelungen, die erwähnten Bedingungen in glänzender Weise zur Geltung zu bringen.

Architekt Matuschek hielt sich an keine bestimmt Stilart, sondern bildete durch Zuhilfenahme von Säulen und Pfeilern eine Halle, in deren Bogen Galerien untergebracht sind, die frei mit den oberen Räumlichkeiten in Verbindung stehen. An Stelle des Marmors, welcher bisher in Nachahmung der Pariser Kaffeehäuser zur Verkleidung der Wände diente, wurden hier edle heimische Holzarten verwendet und damit prächtige Wirkungen mit warmen Ton erzielt. Helles Kirschholz. Spiegelglatt geschliffen, umrahmt Pfeiler und Türrahmen füllt sockelartig die Wandflächen und ist zuweilen zu reizenden Schränkchen verwendet, die dem Raum einen vornehmen, anheimelnden Charakter verleihen.

Den Glanzpunkt des Ganzen aber bildet das Orchester mit dem herrlichen, von Professor Franz Zelezny geschnitzten Bogen, der schwebenden Putten darstellt, die in den Wolken eine kleine Musikkapelle bilden, während links unten eines mit Malerei beschäftigt, gegenüber ein anderes mit Klöppel und Stemmeisen h hantiert und einen Jünglingskopf entstehen lässt.

Wien
Konzert Kaffeesaal,Sport u.Salon
Wien
Majolikasaal,Sportu.Salon

Hier in diesem Teil des prachtvollen Raumes waltet Konzertmeister Willy Kleinberg verständnisvoll seines Amtes und bringt die verschiedensten Schöpfungen der Tonkunst zu exzellentem Vortrag. War er doch Schüler Hellmesberger. In diesem stimmungsvollen Raum mit dem ihn eine innere Harmonie verbindet, kommt Kleinbergs schöngeistiger Sinn voll zur Geltung.

Die Ausstattung des Kaffeehauses stammt von der Firma Heinrich Seifert und Söhne und der ausgezeichnete Ruf den die Firma genießt ist wohlbegründet. Sehr gefällig sind die kleinen Tischlampen und die ampelartigen Luster. Das reichlich gespendete Licht wird durch Seidenschirme und Glaskörper angenehm gedämpft.

An das Kaffeehaus schließt sich Frühstück- und Trinkstube an, ausgestattet mit grüner Holztäfelung der Wände, die ein gemütliches Wohlbefinden erzeugt. Die Stuckornamente der Decke sind von grünen Ranken durchzogen, der Luster eine gefällige Holzschnitzerei.

Wien
Hotel Krantz Halle

In den wenigen Wochen ihres Bestehens sind die Räume der Treffpunkt der eleganten Wiener Gesellschaft geworden. Es ist ein hoch erfreuliches Zeichen aber auch dafür, was das österreichische und speziell das Wiener Kunstgewerbe zu schaffen fähig ist.

QUELLE: Sport und Salon, 1. April 1917, daraus Bilder, Österreichische Nationalbibliothek,ANNO

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