!!!JOHANN WILHELM GANGLBERGER



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1938: Er  wurde nur   62 Jahre alt, der Wiener Kapellmeister, Musikdirektor Johann Wilhelm Ganglberger, der am 20 Jänner im Krankenhaus  in der  Sandwirtgasse nach einer schweren Operation verstorben ist.

Klingt nicht schon sein Name nach Wiener Melodien. Erinnert diese nicht an Stalehner, an Gschwandtner, an Dommayer. Sein Leben reicht in die Vergangenheit, in die Zeit, da das Gemütliche, wirklich noch gemütlich war.

Das war jene Zeit, als  er noch so etwas wie Kapellmeister Vertreter  beim Ziehrer gewesen ist, der als einer der Nachfolger von Johann Strauß dem Wiener Rhythmus seine Huldigung in vieler  noch heute  lebendiger Musik brachte.

Später machte sich Ganglberger selbständig, er stellte ein eigenes Orchester zusammen und so um  1900  begann er im Kasino Dommayer zu spielen, draußen in Hietzing wo einst Strauß und Lanner ihre Walzer dirigiert haben. Die Kapelle Ganglberger war bald sehr bekannt, wer Wiener Musik liebte wurde  bei ihm nie enttäuscht. Seine Erfolge verdankte er in erster Linie seiner Zähigkeit und seiner Kompromisslosigkeit. Als alles in der  Welt im Strudel der öden Jazzmusik untergehen zu drohte, wurde er ein neuer Herold der Wiener Weisen.

Er war im Grunde der offizielle Kapellmeister der Stadt Wien, schon unter Lueger hat im Rathaus die Festichkeiten geleitet, der Rathaus Ball ohne Ganglberger war unmöglich.Später erschien er als Kapellmeister von „Venedig in Wien“, er spielte am Konstantinhügel und im Dritten Kaffeehaus, sein Programm bestand aus  Strauß und Lanner, Waldteufel, Ziehrer, Komzak und später kamen  Lehar, Kalman, Eysler, Leo Fall, Oscar Strauß und andere hinzu.

Sein Ehrgeiz und Verdienst waren: das Festhalten an  der wienerischen Note. Immer wieder spielte er Wien, in den Walzern lebte der Rhythmus der alten Stadt bezaubernd auf.

Ganglberger spielte seine Stücke in jener unkomplizierten Art wie sie eben geschaffen wurden, aus Überschwang, aus Ideen, aus dem Trieb eben Musik zu machen. Er und seine Musiker spielten drauf los, sie  hatten die Musik im Blut und brauchten keine Instruktionen. In ihnen lebt das Wienertum. Das ist der Ruhm der Kapelle Ganglberger gewesen.

Eine Reihe von Kapellen sind verschwunden, mechanische Musik, Radio und Schallplatten haben ihnen den Garaus gemacht. Aus den Prater Restaurants hört man die lärmende Pracht der amerikanischen Schlager und auch das Radio muss dem allgemeinen Wunsch nach moderner Musik Folge leisten.

Ganglberger war das Kind eines einfachen Eisenbahnbeamten.  Er lernte Musik wie es damals noch üblich war, die immer mehr zu seiner Leidenschaft und schließlich  sein Beruf wurde. Heuberger, selbst Komponist wurde sein Lehrer. Ganglberger brachte es so weit, dass er neben Carl Michael Ziehrer als zweiter Dirigent wirken durfte.

Im Sommer 1901 wurde Ganglberger vom Pächter des Casinos Dommayer aufgefordert, ein eigenes Orchester zusammenzustellen und zu leiten. Mit Stolz kam er dieser  Forderung nach, war es doch jene  berühmte Stätte in Hietzing  wo einst Lanner und Strauß  aufspielten. Ganglberger  war mit seinem Orchester überall sehr gefragt, und überlebte auch die Krise als der Rundfunk aufkam, im Gegenteil für ihn gab es dadurch einen neuen Aufschwung, denn er durfte sich rühmen, das einzige ständige, auf keinerlei Anleihen angewiesene Zivilensemble Wiens zu besitzen. Bald erntete  er  mit seinen Radiokonzert große Erfolge, und durfte mit der  200. Aufführung ein Jubiläum feiern.

Zahlreiche Reisen führten ihn in das Ausland, von dem das Orchester mit Lorbeeren heimkehrte. Ganglberger ist und blieb der Walzerstadt Wien  immer treu.  

Als der Ball der Stadt Wien nach Jahren wieder auflebte, erhielt dieser unter seiner bewährten  Stabführung wieder seine Wiener Note, und erst in der Faschingszeit erlebte der Wiener Dirigent  eine Hochblüte.

Als Komponist ist Ganglberger  weniger hervorgetreten, obwohl sein „Teddybär“ große Berühmtheit erlangte, wie auch der „Wilde Rosen-Walzer“. In den letzten Jahren wurde Ganglberger mit dem Ehrenring der Stadt Wien und mit dem Ritterkreuz des österreichischen Verdienstordens ausgezeichnet.

Auch  bei den Gebirgsfreunden spielte Ganglberger mit seinem Orchester auf  um in der Faschingszeit oder bei den diversen Gebirgsvereinskränzchen für gute Laune zu sorgen.  Für sie war er eine vornehme, edle Natur, ein prächtiger Mensch, ein Künstler voll sonnigen Gemüts, sein liebenswürdiges Wesen, seine Volkstümlichkeit, sein Urwienertum,  hatte sehr viel zum  Erfolg der Veranstaltungen beigetragen.  Wenn jetzt wieder die Ballsaison beginnt, werden all die Gäste seiner Gedenken und ihn vermissen. Die Wiener Musik verliert an den Heimgegangenen einen ihrer  verlässlichsten Stützen.

QUELLEN:  Die Stunde, 22. Jänner 1938, Das Kleine Volksblatt, 21. Jänner 1938, Der Gebirgsfreund 1938 Februar, Die Kleine Volkszeitung, 21. Jänner 1938 Österreichische Nationalbibliothek ANNO

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