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JOSEF LASSLETZBERGER#

Kapellmeister
Josef Lassletzberger,Ansichtskarte

1902: Der Ausstellungs-Kehraus verlief gestern abends in gemütlicher Weise. Tausende von Besuchern hatten sich in den Räumen der Ausstellung Rendezvous gegeben. Besonders stark war der Promenadeplatz besucht, wo die Musikkapelle der Hunderte ihr Abschiedskonzert veranstaltete. Kapellmeister Lassletzberger der sich die Sympathien der Olmützer im Sturm erobert hat und dem man hier ein freundliches Andenken bewahren wird, hat für das Abschiedskonzert ein sehr gewähltes Programm zusammengestellt, welches den stürmischen Beifall des Publikums entfesselte. Der Enthusiasmus erreichte seinen Höhepunkt als die Musikkapelle den Musik-Pavillon verließen, die Menschen bildeten einen Kordon um den Pavillon, man wollte die Musiker mit ihrem Dirigenten nicht fort lassen. Bis zur Dokoupil Bierhalle staute sich die Menge. Der Kapelle blieb nichts anderes übrig und stimmte noch zwei Märsche an, die mit nicht endenden wollenden Heilrufen aufgenommen wurden. 1909: Vor einiger Zeit rief die Flucht des Militär-Kapellmeisters Lassletzberger vom 84. Infanterieregiment nach Amerika einiges Aufsehen hervor. Leopold Ortner, ein junger Musikeleve, hatte nämlich beim Garnisonsgericht die Anzeige erstattet, der Kapellmeister habe ihn zu Sittlichkeitsverbrechen missbraucht. Da der Militär-Kapellmeister nicht dem Heeresverband angehören, wurde die Anzeige dem Kreisgericht Krems abgetreten. Herr Lassletzberger behauptete, es liege ein Komplott der Musiker vor, die Anzeige beruhe auf Erfindung und in der Befürchtung, trotzdem verurteilt zu werden, wanderte er in seiner Aufregung nach Amerika aus. Von dort aus richtete er aber nach kurzer Zeit eine Eingabe an das Justizministerium und bat unter Beteuerung seiner Schuldlosigkeit um freies Geleite. Das wurde ihm bewilligt und so hatte er sich vor einem Erkenntnissenat des Kreisgerichtes unter Vorsitz des LGR Sonauer wegen Verbrechens nach § 129 zu verantworten. Als Verteidiger intervenierte Dr. Ritter von Mühlwerth. Der Angeklagte blieb jedoch dabei, die Anzeige sei ganz aus der Luft gegriffen. Ortner sei das Werkzeug der Mitglieder der Kapelle gewesen, die ihn seiner Strenge wegen beseitigen wollten.

Der unter Eid vernommene Ortner erklärte nunmehr zum Erstaunen des Gerichtshofes, alle seine bisherigen Angaben seien unwahr, es ist derartiges nie vorgekommen. Einige der Musiker hätten ihn verleitet, und gedrängt, diese falsche Anzeige zu erstatten. Dabei blieb er, trotz der eindringlichsten Wahrheitsmahnungen seitens der..... Gemäß dem Antrag des Verteidigers wurde der Kapellmeister frei gesprochen und der Präsident verkündete den Beschluss, den Akt gegen Ortner wegen Verleumdung an die Staatsanwaltschaft zurückleiten.

1912: Am 1. Jänner fand im Deutschen Haus in Brünn, ein Militärkonzert mit folgendem Programm statt. „Esdutiantina“ ein wunderschöner Walzer von Emile Waldteufel, Offenbachs „Orpheus in der Unterwelt“ folgte darauf, „Lohengrin“ von Richard Wagner, die nächste Nummer, „Walzerperlen“ ein Potpourri das Lassletzberger selbst zusammenstellte. „Zigeunerliebe“ von Franz Lehar war als nächstes zu hören, auch an Carl Michael Ziehrer wurde mit dem Walzer „Singen, Tanzen, Lachen“ gedacht, ein völlig Unbekannter mit einem Potpourri „Festzug populärer Wiener Frauen“ war von Bednarz und zum Abschluss ertönte „Stelldichein“ eine Mazur von Lassletzberger. Rauschender Beifall folgte stets den melodiösen Produktionen und Lassletzberger quittierte den Applaus durch wiederholte Zugaben.

1945: gab es auf der Ringstraße vor der Oper ein Promenadenkonzert indem Josef Lassletzbergers Marsch „Kreuz und quer“ vorgetragen wurde.

Josef Lassletzberger wurde am 30. September 1862 in Melk geboren, Er war nicht nur Kapellmeister, auch Komponist. Von seinem Vater erhielt er Unterricht in Violine, Klavier und Blasinstrumenten. Ab 1883 diente er im IR Nr. 84 bei dem berühmten Komponisten Karl Komzak der ihn weiter in Harmonie- und Instrumentationslehre ausbildete, und zu seinem Stellvertreter erkor. In seiner Geburtsstadt Melk, im Stift, wirkte er als Kammermusiker. Als Musikkapellmeister wurde er nach Krakau versetzt, dann nach Krems, bis zum Ende der Monarchie konzertierte er in Czernowitz. Er starb am 8. Juni 1939 in Zelking.

QUELLEN: Mährisches Tagblatt, 16. September 1902, Czernowitzer Tagblatt, 30. Dezember 1911, Neue Zeitung, 22. Oktober 1909, Bukowinaer Nachrichten, 21. März 1913, Österreichische Nationalbibliothek ANNO

https://austria-forum.org/af/Wissenssammlungen/Essays/Historisches_von_Graupp