!!!KAISERS LEIBJÄGER


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1932: Mit Ludwig Egger der dieser Tage  in Mürzsteg gestorben ist, ist eine der letzten markanten Persönlichkeiten aus der engsten Umgebung Kaiser Franz Josephs zu Grabe getragen worden. Seit dem Tod seines Herrn, dem er  durch mehr als dreißig Jahren treu gedient hatte, lebte  Ludwig Egger in seiner Heimat Mürzsteg mitten in seinem geliebten Wald,  durch den er seinen Kaiser so oft geführt hat, als Verwalter der Jagdschlösser und Jagdhütten, die ebenso wie er einsam von vergangenen Zeiten träumen.

Ludwig Egger war ein echtes Kind der grünen Steiermark. Schon beim Militär war der forsche Bursch einer der besten Schützen. So war es eigentlich selbstverständlich, dass er, nachdem er ausgedient hatte, in die Försterschule in Gußwerk eintrat, die er mit vorzüglichem Erfolg absolvierte. In seiner ersten schmucken Jägeruniform streifte er einmal durch die Wälder seiner Heimat, just zu der Zeit, als einige Herren vom Wiener Hof dort jagten. Der  frische Försterbursch erregte die Aufmerksamkeit der hohen Herren und kurz darauf bekam er die Aufforderung von der Hofjagdleitung, sich um einen Posten bei dieser zu bewerben. Als ihn dann bei  der nächsten Mürzsteger Jagd Kaiser Franz Joseph sah, bestimmte er den Ludwig Egger zu seinem Leibkammerdiener. Von da ab  war der junge Förster ständig um seinen kaiserlichen Herrn. In Wien teilte er sich mit dem Leibkammerdiener Ketterl den Dienst. Sowie aber sein Kaiser nach Gödöllö, Ischl, Eisenerz oder Mürzsteg zur Jagd fuhr, nahm er sofort den Posten des Pürschführers ein. Auch wenn hohe ausländische Fürstlichkeiten als Jagdgäste ein kaiserliches Revier besuchten, musste Ludwig Egger dabei sein. Als der russische Zar in Mürzsteg jagte, gab Kaiser Franz Joseph ihm seinen Pürschführer mit. Ludwig Egger musste damals über direkten Befehl seines kaiserlichen Herrn dem Zaren auf Schritt und Tritt folgen und ihn nie allein lassen.

Der  deutsche Kaiser hatte den munteren und stets witzigen Pürschführer sehr gern und unterhielt sich oft stundenlang mit ihm. Bei den Kaisermanövern, die 1900 in Ungarn stattfanden, war Ludwig Egger schuld daran, dass Kaiser Franz Joseph einige Stunden in großer Besorgnis um seinen hohen Manövergast war. Kaiser Wilhelm war damals  vom Grafen Erdödy auf eines der  im Manöverfeld gelegenen Schlösser eingeladen worden. Er nahm sich als einzigen Begleiter im leichten Jagdwagen den Ludwig Egger  mit,  ohne seine Suite zu verständigen. Gegen Mitternacht  musste man dem Kaiser melden, dass Kaiser Wilhelm unauffindbar sei. Husarenpartrouillen wurden nach den Verschollenen ausgesandt, die endlich gegen  3 Uhr morgens sehr gemächlich in ihrem Gig ankutschiert kamen.

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Auch einen traurigen Tag gab es für Ludwig Egger. Es war damals,  als Kaiser Franz Joseph die Jagd  in Mürzsteg plötzlich abblasen ließ. Ludwig Egger stand an diesem Tag hinter seinem kaiserlichen Herrn am Anstand, als plötzlich  das Geschoß von einer Büchse  knapp an Kaiser  Franz Joseph vorbei in  den Mantel eines der Leibjäger schlug.  Es stellte sich heraus, dass Kronprinz Rudolf  in seinem Jagdeifer  den ihm zugewiesenen Stand verlassen hatte und in die  Schusslinie  des Kaisers geriet. Als ein Wild auftauchte, fehlte der  Kronprinz und hätte fast seinen  kaiserlichen  Vater getroffen. Kaiser Franz Joseph war über diesen Vorfall  stark verstimmt, und es war das letzte Mal. dass er mit dem Kronprinzen gemeinsam gejagt hat.

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Egger galt bis in sein  hohes  Alter als ein Meisterschütze ersten Ranges. In Mürzsteg, wo er überaus beliebt war, ging die Sage, dass seine Büchse noch nie ein Wild gefehlt hätte. Der russische Zar, wie auch andere hohe Jagdgäste sahen ihm gern zu, wenn er auf die Scheibe schoss und immer ins Schwarze traf. Als sein Kaiser starb, litt es ihn nicht mehr im Hofdienst. Das Ritterkreuz des Franz Josephs Ordens war die äußere  Anerkennung,  die man dem Leibbüchsenspanner des verblichenen Kaisers verliehen hat. Dass er ausersehen wurde, die kaiserlichen Jagdgüter weiter zu verwalten, war ihm die größte Freude.

Eigenartig ist , wie ein oft im Scherz ausgesprochener Wunsch Ludwig Eggers sich bei seiner Beerdigung erfüllte. Er sagte häufig, dass er bei seinem Begräbnis sehnlich einen tüchtigen Regen wünsche, damit dieser die Leidtragenden bald von seinem Grabe verscheuche und ihnen so die Möglichkeit nehme, zu lange in Trauer bei seiner letzten Ruhestätte zu verharren. Als Ludwig Egger nun mit allen Ehren, die ihm Mürzsteg und die ganze Umgebung seiner Heimat zu bieten vermochte, bestattet wurde, ging ein starker Platzregen über den Friedhof nieder, und es wurde so, wie der alte Leibjäger es sich gewünscht hat. In das kaiserliche Jagdschloss in Mürzsteg wird nun ein neuer Verwalter einziehen. Das Andenken Ludwig Eggers aber wird in seiner steiermärkischen Heimat weiterleben.

__QUELLE;__ Grazer Tagblatt ÖNB Bildmaterial I. Ch. Graupp


https://austria-forum.org/af/User/Graupp Ingrid-Charlotte/KAISERS_LEIBJÄGER

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__Siehe auch__

> [Kaiser Franz Josef und die Jagd|User/Lanz Ernst/Kaiser_Franz_Josef_und_die_Jagd] (Essay von Zentner E.)

-- [Lanz Ernst|User/Lanz Ernst], Samstag, 7. August 2021, 14:32

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