!!!KLOSTER SEELAU





[{Image src='Stiftskirche.png'class='image_left'height='300' caption='Stiftskirche' alt='Seelau' width='244'}]



August 1907: Eines der ältesten Stifte Böhmens  wurde dieser Tage von einer verheerenden Feuersbrunst heimgesucht. Das altehrwürdige Prämonstratenser Stift Seelau in Böhmen wurde am Montag den 12. d. M., zum großen Teil eingeäschert und hierdurch nicht bloß ein  in die  Hunderttausende gehender materieller  Schaden verursacht, sondern auch eine Menge Altertümer von unschätzbarem Wert vernichtet.

Das Stift Seelau liegt am Zusammenfluss der Bäche  Zeliwka und Trnawka im Caslauer Kreise in einem von Wald bewachsenen Auböden  und Felsen umgebenen Tal und ist von der  Station Deutsch-Brod  der österreichischen Nordwestbahn erreichbar, indem man von dieser Station mit der Lokalbahn bis  Humpoletz fährt und von da eine 10 Kilometer lange Tour  per Wagen zum genannten Kloster  selbst macht.

Das Stift  Seelau wurde im Jahr  1139  von dem böhmischen Herzog Sobeslaus I., und dessen Gemahlin Adelheid zunächst für die geistlichen Söhne des hl. Benedikt gegründet. Der erste Abt  Reginhard erbaute nach Ausrodung des Walddickichts hier unweit  des neu gegründeten Konvents eine Pfarrkirche, die vom Prager Bischof Otto zu Ehren der Apostelfürsten Peter und Paul geweiht wurde.  Die  Dotation des Stiftes war eine sehr  reichliche und wurde nachher noch vermehrt. Die Äbte führten bald auch das  Patronatsrecht über die Pfarrpfründe in  Humpoletz und Iglau aus. Zu Beginn des 13. Jahrhunderts traf das Stift das erste Brandunglück, worauf eine neue  Konventskirche erbaut wurde. Seit der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts hatte aber schon das Stift an  seinem Vermögensbestand manche empfindliche Einbuße zu erleiden. Um das Jahr 1375  wurde das Stift Seelau aber von einem Brand schwer heimgesucht, der seine Konventskirche abermals einäscherte. Um sie wieder herzustellen, sah man sich genötigt Grundstücke zu veräußern. Auch in den Hussitenkriegen hatte das Stift viel zu leiden; am 6. Mai  1420 wurde es ausgeraubt und geplündert. Bald kehrten  jedoch Abt und Brüder wieder in das Kloster zurück.

Im Jahr 1461 verlieh der  apostolische Legat Kardinal Besarion den Seelauer Äbten die Befugnis Kelche zu konsekrieren, Chorkappen, Almuzen und Superpolizzen zu benefizieren, und das Recht diese Kleidungsstücke im Chor, Kapitelsaal und im Konventsgebäude zu tragen.

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Im nächst folgenden Jahr 1462 ermächtigte Papst Pius II., die Äbte von Seelau ihren Professen die niederen geistlichen Weihen zu spenden. Damals wurde das Chor-, und Presbyterium  völlig hergestellt, mit Malerei verziert und darin der bis heute noch bestehende Hochaltar aufgebaut.

Eine Katastrophe trat  für das Kloster Seelau ein, als König Georg von Podebrad im Jahr 1468 alle in Böhmen gelegenen Erbgüter des Klosters Seelau dem Burian Trcka verpfändete, bis ihm das Kloster 3000 Schock Prager Groschen bezahlt  haben würde. Burian Trcka nahm darauf Seelau in Besitz, da das Stift nicht in der Lage war,  diese hohe Summe zu bezahlen. Im Jahr 1567 ging der alte Konvent ein. Dann wechselte das Stift wiederholt seine Besitzer. Erst Kaiser Ferdinand II., restituierte das Stift dem  Prämonstratenserorden, dem es bis zum heutigen Tag gehört.

Am 7. Juli 1760 beherbergte das Stift Kaiser Leopold I., der sich mit seiner Familie vor der in Wien hausenden Pest nach Prag, Pardubitz und über Seelau nach Linz zurückzog. Am 16. Juni  1712 wurde das Stift von einer Feuersbrunst heimgesucht, die auch den Konvent und die Kirche ergriff und stark beschädigte, indem auch die Gewölbe einstürzten. Bald wurde jedoch wieder Kirche und Kloster restauriert und reich ausgeschmückt. Unter Kaiser Josef II., stand es auch auf der Aufhebungsliste, doch gelang es der Intervention des Papstes Pius VI., die Aufhebung zu verhindern.



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Das Stift Seelau hat auch die Wissenschaften eifrig gepflegt und unter anderen auch das Gymnasium in Deutschland geleitet. Die Bibliothek zählt an 10.000 Bände; und auch eine Reihe seltener, Inkunabeln zählt das Stift sein eigen. Die Konventskirche hat bis jetzt dasselbe Aussehen, welches sie bei der Wiederherstellung nach dem Brand von 1712 erhalten habe. Gegenwärtig zählt das Stift 18 Chorherren und 8 Kleriker. Der Gebäudekomplex ist ein ziemlich ausgebreiteter. Er zählt außer der zweitürmigen Kirche, dem weitläufigen, einstöckigen Konvent die zweistöckige sogenannte alte Burg Trckas,die Prälatur, zwei Beamtenhäuser ein Bräuhaus, ein Gartenhaus, große Stallungen, Schupfen, eine Scheuer udgl., mehr.

Montag  um 4 Uhr Nachmittag bemerkten plötzlich die in der Scheuer beim Korndreschen beschäftigten Arbeiter in einem anderen Teil der Scheuer ein Feuer. Wie dasselbe entstanden war, ist noch ungeklärt. Es verbreitete sich trotz aller Versuche der Arbeiter dasselbe im Keim zu ersticken, mit unheimlicher Geschwindigkeit und ergriff innerhalb einer halben   Stunde auch  ein Beamtenhaus, die Kirche, das Bräuhaus, die alte Burg, die Prälatur  und die Schupfen. Die Ortsfeuerwehr  war gegenüber dem so ausgebreiteten Brand ohnmächtig; es wurde an die Feuerwehr von Humpoletz telegrafiert, die erst 1 ½ Stunden nach Ausbruch des  Brandes zu erscheinen in der Lage war, weil die  Entfernung eine  gar zu große ist;  doch brachte sie eine Dampfspritze  mit,   die energisch  eingriff. Überdies waren noch 12 Feuerwehren aus Rot-Recitz, Zahrodka, Kilowitz mit ihnen 13 Spritzen erschienen, die sich  mit aller Kraft bemühten, den Brand zu lokalisieren. Doch waren  die Spritzen bis zum Mittag des nächsten Tages tätig, ehe jede weitere Gefahr  beseitigt war. Mächtig schlugen die Flammen empor  und die Feuergarben flogen bis 6 Kilometer weit in die Umgebung. Infolgedessen konnten sich auch die Dorfbewohner an den Löscharbeiten nur wenig beteiligen, da sie ihr eigenes Hab und Gut  behüten mussten. Ein Umstand war für die Löscharbeiten sehr günstig, dass nämlich knapp am Stift ein Teich gelegen ist, der hinreichende Wassermengen hat.

Durch den Brand wurden vernichtet: Die große Scheuer samt der bis jetzt eingeheimsten Fechsung, die alte Burg, die Prälatur, das Bräuhaus, ein Beamtenwohngebäude, der südliche Kirchturm und  mehrere Schupfen. Von allen genannten Gebäuden   ragen  nur  die kahlen Mauern empor.


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In der alten Burg befanden sich die  Kanzleien der Forst- und Ökonomieverwaltung; die ganze Einrichtung derselben wurde vom Feuer verzehrt, noch gelang es, die Geschäftsbücher zu retten. In der Prälatur war eine Bildergalerie  sämtlicher Prälaten, bzw., der Äbte des Stiftes  Seelau vom 14. Jahrhundert bis auf den letzten. Diese Bildergalerie ist gleichfalls total verbrannt. Desgleichen wurden die in  diesem  Gebäude   aufbewahrten alten kunstvollen Möbel, Ornate und anderen Paramente sowie verschiedene wertvolle Gegenstände aus Silber, das nun ganz zerronnen ist, ein Raub der Flammen, ebenso wie das ganze Mobiliar  der Gastzimmer, die sich in einer langen Flucht des ersten Stockwerkes hinzogen. Oberhalb der Prälatur  war an die alte Burg anschließend im zweiten Stockwerk  ein großes Zimmer als Stiftsmuseum eingerichtet. Es enthielt an 500  interessante  alte Gegenstände als Aschenurnen, Musikinstrumente, Waffen und Rüstzeug, Wappen, Uhren, Ringe, Gefäße, Statuetten, Bilder udgl., die sämtlich  mit verbrannten. In aller Eile hatte man viele Gegenstände  in die  Prälatur Kapelle übertragen, da man sie dort für sicher glaubte, doch auch die Kapelle wurde samt Inhalt ganz vernichtet.  Übrig blieb die Kirche mit dem einen Turm und das Konventsgebäude. In einen der Schupfen war der Galawagen des Prälaten aus dem 17. Jahrhunderts und sämtliche Kutschen untergebracht. Auch sie wurden ein  Raub der Flammen. Außerdem gab es ein Glashaus mit prachtvollen exotischen Pflanzen ebenfalls eingeäschert, den Obstgarten hatte es ebenfalls teilweise erwischt. Zum Glück konnte das Vieh in den Stallungen gerettet werden.

Der materielle Schaden wird mit  300.000  Kronen beziffert, die Versicherungssumme von 37.000 Kronen gegenüber steht.  Das Stift hat wohl ein  bedeutendes Stammvermögen, das jedoch nicht angegriffen werden darf., und kein Ausgabevermögen ist vorhanden.

Der Brandplatz ist täglich von  fremden Neugierigen und Einheimischen belagert.

__QUELLE:__Prager Abendblatt der ÖNB, Bildmaterial I. Ch. Graupp


https://austria-forum.org/af/User/Graupp Ingrid-Charlotte/KLOSTER_SEELAU






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