!!!MAHMUD RUSTIMO


[{Image src='Rudolf.png'class='image_left'height='400' caption='Kronprinz Rudolf mit Mahmud Rustimo,gemeinfrei' alt='Wien' width='316' popup='false'}]



Die verstorbene Fürstin Pauline Metternich besaß eine  außergewöhnliche  Fotosammlung  bemerkenswerter Persönlichkeiten aus Gesellschaft und Politik, diese ist nun im Besitz ihrer  älteren Tochter  Sophie  Fürstin zu Oettingen. Metternich hatte auf verschiedene Fotos Bemerkungen dazu geschrieben. So hatte sie auf ein vergilbtes Foto: „Neger der Kaiserin von Österreich“ Auf dem Bild  erblickt man   einen putzigen, etwa achtjährigen Mohrenknaben in weißen Kostüm, mit einem geschlossenen  Sonnenschirm in der Linken. In seinem schwarzen Gesicht fällt vor allem der wulstig vordringende Riesenmund auf, ober dem aus der muldig zurück weichenden Gesichtsmitte  ein drollig geknetetes, wie aufs Geratewohl hin gepapptes  Affennäschen hervorlugt, während auf dem wollhaarigen Schädel des Kleinen  ein viel zu großer Fes  zu den  beiden  Augen herabwuchtet, gleichsam um deren rührend dreinglotzende Herzenseinfalt liebevoll  zu überschatten. Das ist der kleine  Mahmud, später Rudolf  Rustimo genannt, der gewesene Lieblingsmohr der Kaiserin Elisabeth, den sie vor mehr als einem halben Jahrhundert, im Wiener Welt Ausstellunngs Jahr 1873, vom  Khediven Ismail-Pascha, dem Vollender des Suezkanals, zum Geschenk erhalten hatte.

Mahmud  Rustimo betätigte sich damals als ägyptische Staffage Person in einem Ausstellungsnebengebäude, genannt „Das Haus von Kairo“, von wo ihn die Kaiserin, deren Gefallen der drollige Kauz wach rief, zu ihren Kammerdiensten heranzog, wie man  etwa den Entschluss fasst, possierliche Hausaffen, sprechende Papageien oder niedliche Zwergpinscher in sein Heim zu ziehen.

„Der schwarze Käfer“ so nannte ihn die  Kaiserin, rückte alsbald zum Gespielen der damals  fünfjährigen Erzherzogin Marie Valerie vor, wurde sogar mit ihr beim Dambrettspiel sitzend  fotografiert.

Rustimo also wurde bei Hof sehr verhätschelt, ja sogar bei den Ausfahrten der Kaiserin mitgenommen. Begreiflicherweise musste diese Verhätschelung in dem kleinen Mohren, dessen Ahnen allenfalls äthiopische Seeräuber, wenn nicht gar Menschenfresser gewesen sein mögen,  gewisse nordafrikanische Rasseneigenheiten, wie kratzbürstige Wildheit und  Arbeitsscheu  auslösen. Der kleine Wildling wurde am 1. Februar 1884 zum „Kammeransager“ ernannt. Da er sich als solcher nicht bewährte, gab man ihn zur Hofbuchbinderfirma Groner-Jank in die Lehre. Doch auch dort erwies sich Rustimo auch bei den Handgriffen der Buchbinder Kunst störrisch und unbrauchbar. Auch erlitt in der Folge Rustimos Gesundheit einen argen Stoß, da er von Trunk- und Spielsucht befallen, die Nächte durch jubelte. Auf diese Weise entartete der einst so  herzige Berberknabe zu einem schwammig, aufgedunsenen, recht hässlichen anzusehenden Menschengewächs in Schwarz. Die  Peripetie in seinem Lebensdrama nahte, der Held fiel, fiel wenn auch nicht glanzvoll, so doch auf die Butterseite. Laut „Allerhöchster Entschließung vom 22. Dezember 1890“ wurde Mahmud Rustimo unter Zubilligung seines vollen Aktivitätsgehaltes von 600 Gulden in den Ruhestand versetzt, musste aber bald darauf Anfang Jänner  1891 als unheilbarer Trinker an die Versorgungsanstalt Ybbs an der Donau abgegeben werden. Man hat ihm dorthin sogar seine gesamte Wohnungseinrichtung, wie sie ihm in der Hofburg zur Verfügung stand nachgesendet. Und dort, in jenem Versorgungshaus ist Rudolf Rustimo „der schwarze Käfer“, mit ungefähr 27 Jahren, am 27.  Juli 1892 an Herzverfettung gestorben.

QUELLE: Moderne Welt 1926 Jahrgang 8, H 13 Österreichiscche Nationalbibliothek ANNO

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