!!!ONNO KLOPP




[{Image src='Onno Klopp Gemeinfrei.png'class='image_left'height='300' caption='Onno Klopp / Gemeinfrei ' alt='Gelehrter' width='231'}]



Ein Freudenfest fand am 9. Oktober 1902 in  Wien Penzing statt. wo einer der größten Historiker der Gegenwart seinen 80. Geburtstag feierte, Der Jubilar der sein Leben der Geschichtswissenschaft gewidmet hatte, kann mit berechtigtem Stolz auf seine Leistungen von 50 Bänden teils selbst verfasster, teils herausgegebener Arbeiten vorweisen, ein Wissensschatz der die Menschheit auf diesem Gebiet bereichert hatte.

Onno Klopp beging seinen Ehrentag  im Kreis seiner Familie in körperlicher und geistiger Frische.

Der Gefeierte wurde am  9. Oktober  1822 zu Leer in Ostfriesland geboren, entstammte einer Kaufmannsfamilie und sollte so wie seine Brüder  der kaufmännischen Tradition folgen. Onnos Interesse galt jedoch dem Studium wo er in Emden das Gymnasium besuchte. Als Siebzehnjähriger  war sein Ziel die  Universitäten  in Bonn, später noch Berlin und Göttingen. Hinzu kam ein  dreijähriges Studium protestantische Theologie, dann ging er zur  Philosophie über und machte  1846 in Göttingen das Staatsexamen, bekam die Stellung als Kollaborator am Rechtsgymnasium in Osnabrück, wo er bis 1859 verblieb.

Inzwischen  hatte Klopp  1848 geheiratet, die 16 jährige Agnes, die Jüngste von  12 Kindern   des Kreiseinnehmers Ferdinand Beckmann in Osnabrück. Ihr Vater hatte als reicher Kaufmann in Hamburg durch den Betrug und die Flucht  seines Teilhabers  den größten Teil seines Vermögens verloren. Man zog nach Osnabrück.  Agnes besuchte jenes Gymnasium  in dem Klopp  seit  1845 als Lehrer angestellt war. Er wurde  mit der Familie  Beckmann  befreundet,  und hielt, 25  Jahre alt , um die Jüngste der Töchter an.  Am  30: Dezember  1847 fand die Verlobung statt und am 25. September 1847 wurde die Ehe in der protestantischen Kirche geschlossen. Es war eine Mischehe, denn sie war Katholikin und nach dem kirchlichen  Gesetz nicht in Ordnung, darunter litt sie sehr bis 1868  in  Rom die kirchliche Regelung ihrer Ehe erfolgt war. Gott stand für sie fast an erster Stelle. Sie  bekamen 8 Kinder. Zwei Töchter sind Nonnen geworden. Eine weitere Tochter starb mit 17  Jahren.

Im Revolutionsjahr  1848   begann er sich für historische Studien zu interessieren und promovierte in Jena. In Osnabrück folgen die ersten 4 Bände „Deutsche Geschichtsbibliothek“,  „Sagen und Charakterzüge aus der Völkerwanderung“, „Sagen und Charakterzüge aus der Kaiserzeit“, „Leben des Admiral de Ruyter“ sowie  „Geschichte  Ostfrieslands“ in drei Bänden.

Ab 1859 lebte Onno  Klopp in Hannover. Hier erschienen seine neuesten Werke  „Tilly im 30jährigen Krieg“  und „Friedrich II., und die deutsche Nation“.

Von  König Georg V.,  erhielt er  1863  den Auftrag zur  Herausgabe des literarischen Nachlasses von Leibniz im Archiv von Hannover. Es erschienen 13 Bände die historisch politische Serie. Die Ausgabe der Leibniz-Papiere blieb allerdings unvollendet, weil die seit 1866 preußische  Archivbehörde Klopp den Zutritt  zum Archiv verweigerten, 

König  Georg  V., nahm Onno Klopp 1866 in den Feldzug gegen Preußen als Historiographen mit. Vor  der Katastrophe von Langensalza war es Klopp gelungen sich durch die  feindlichen Vorposten  bis  ins bayerische Hauptquartier durch zu kämpfen, um im Auftrag seines Königs die Heeresleitung zur Vereinigung mit der  hannoveranischen Armee  aufzufordern, was nicht  geschah.  Der Feldzug für Hannover   nahm daher einen unglücklichen Ausgang und so kam  Klopp mit seinem entthronten König  nach Wien.

Klopp wollte sich in Wien um eine neue Stelle umsehen, doch  König Georg V., hielt ihn  im Dienst.  Diese Zeit nach 1866 nützte Klopp daher  um eine Reihe von  politischen Broschüren, so „Die Hannoveraner vor Eisenach“, „Das preußische Verfahren  in der Vermögenssache des Königs von Hannover“ uam. Als  2. Auflage erschien 1867 „Friedrich II.,  und seine Politik“.

Im Jahr 1870  verwirklichte Klopp sein Vorhaben und begann mit der Arbeit  zu seinem  14bändign Werk „Der Fall des Hauses  Stuart und die Succession des Hauses Hannover in England“.

Es war im September  1875 als Graf Degenfeld, Adjutant  des Erzherzog  Karl Ludwig,  Klopp besuchte und den Wunsch  des Erzherzogs vorbrachte, dass er   den Söhnen  Franz Ferdinand und Otto  Geschichtsunterricht erteilen sollte. Damit war Klopp in einer nicht angenehmen Situation, denn er befand sich noch im Dienste des  blinden Königs  Georg V., in dessen Auftrag er an einer Abfassung umfangreicher  Geschichtswerke arbeitete. Er musste erst  die Entscheidung des Königs einholen, der gerade in Biarritz weilte, dieser war über den Auftrag weniger  entzückt und lehnte ab.

Nun wandte sich Karl Ludwig selbst  an den König und schrieb ihm einen Brief.
 
Im Februar 1876 konnten endlich  die Geschichtsstunden beim 18jährigen Erzherzog aufgenommen werden. Im Winter fanden die Stunden im erzherzoglichen Palais in der  Favoritenstraße,  im Sommer in der Villa Wartholz statt. 

Klopp war in dieser  Hinsicht kein Neuling, denn er hatte bereits anderen Fürstenkindern Unterricht in Geschichte erteilt.

Seine Unterrichtszeit endete am 24. April 1885 dauerten   neun Jahre, Erzherzog Otto inbegriffen. 

Im Schaufenster  der Buchhandlung  Styria in Graz war von Dezember  1887 das Prachtwerk zu sehen,  welches von Seite des Geschichtsschreibers  Dr.  Onno Klopp und der Buchdruckerei und Verlagsbuchhandlung als Jubiläumsgabe Sr. Heiligkeit Leo XIII., überreicht werden wird.

Im Laufe seiner Forschungen war Klopp der Wahrheit des katholischen Glaubens immer  näher gekommen; endlich zu vollständiger Überzeugung gelangt, legte er am 10. Dezember 1873 das katholische Glaubensbekenntnis in die Hände des Pfarrers von Penzing. Er ließ  seine protestantisch  getauften Kinder katholisch erziehen. Die älteste Tochter starb  1867  nach einem frommen Lebenswandel  im Kloster in Hannover an Typhus.

Obwohl Klopp noch Protestant war, verfasste er bereits anonyme  Schriften  und entwickelte sich zu einem katholischen Geschichtsforscher. Dass es  ihm mit dem Katholizismus ernst war, konnte man daraus erkennen, dass zwei seiner Töchter in kurzem Zwischenraum seine Erlaubnis  zum Eintritt bei den Herz Jesu Ordensfrauen in Bregenz erbaten und erhielten. Seine Söhne besuchten nacheinander das Gymnasium der Jesuiten in Kalksburg,

Nach seiner Tochter, verlor er  1888   den  jüngsten Sohn der  bereits vor seiner  erste  juridischen Staatsprüfung stand. Die zweitälteste Tochter starb als Ordensfrau vom hl. Herzen als Leiterin  der  Schule am Rennweg betätigte. Auch seine Gemahlin ist ihm voraus gegangen.
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Mitte der  Siebziger Jahre begann Klopp mit dem Unterricht   bei  den Erzherzögen Franz Ferdinand und Otto, sowie den Herzog Albrecht von Württemberg in Geschichte. Nachdem König Georg V,, im Jahr  1878  verstorben war, brachte Klopp eine Biographie über ihn  heraus.

Im Jahr 1882 erschien Klopps Buch  „Das Jahr  1683 und der darauffolgende große Türkenkrieg“  und löste einen Skandal aus und bezichtigten Klopp als  „Tendentiöse Geschichtsfälschung“ Darnach hätte Onno Klopp  der Wiener Bürgerschaft hohes Unrecht angetan, weil er ihr jenen Anteil an der Verteidigung genommen habe, das heute jedes Schulkind kennt; er habe den Ruhm der Bürger Wiens herabgesetzt, ja  sogar dem damaligen Gemeinderat von Wien  „die Absicht unterschoben“ durch erbärmlichen Verrat die Stadt  dem Kara Mustapha in die Hände zu liefern – Er – Onno Klopp  zähle alle Erlässe  Starhembergs auf, die seiner Gehässigkeit dienen können, verschweige aber, dass der Kommandant die übermäßige Kampflust „die auf eigene Faust  unternommenen Ausfälle der Bürger habe verbieten müssen“ Auch verschweige der Schriftsteller ein am 27.  Mai  1684 (also volle 8 Monate nach dem Einsatz!!) erschienenes Dekret, welches den Wienern die Anerkennung ausdrücke, und er verschweige, dass nach der Belagerung der städtische Sekretär und 10 Bürger vom Kaiser ausgezeichnet wurden. Das sind die  entsetzlichen Dinge, die Onno Klopp verbrochen und wofür ihn der Vorwurf  der „tendentiösen Geschichtsfälschung“ und sogar der Schamlosigkeit  gemacht wird, so das Grazer Volksblatt, dann folgen weitere Ausführungen. Mit diesem Vorfall beschäftigen sich zahlreiche Zeitungsblätter. Ein Sturm der Entrüstung schlug dem Gelehrten  deswegen entgegen, man hat ihn wohl missverstanden.

Onno Klopp erwiderte mit einem Schreiben an  den  Bürgermeister von Wien. 

Onno Klopp ist gerichtet! Eine Vereinigung von  Wiener Bürgern stellte eine  unparteiische Prüfung der Anschuldigungen des Herrn Klopp an  und gibt das Resultat ihrer unparteiischen Prüfung in der ersten   Vereinsgabe der  „Bürgervereinigung Liebenberg“ als Winerisches Ehrenkränzlein heraus, der Reinertrag ist für das Befreiungsdenkmal auf dem Kahlenberg gewidmet.

„Charakteristisch für Herrn Klopp als Historiker ist schließlich die Art und Weise, wie er es rechtfertigt, dass er von den beiden Urkunden Kaiser Leopolds in seinem Buch  keine Notiz  genommen hat. Er sagt,  für ihn habe  kein Anlass vorgelegen, dieser lobenden Anerkennung zu gedenken, weil er ja  nicht eine Geschichte der Stadt Wien, sondern eine Geschichte des europäischen Jahres  1683 habe schreiben wollen. Er gesteht also ein, jene Aktenstücke gekannt zu haben, fand es jedoch angezeigt, in sein  Werk  nur die verdächtigende Beschuldigung, aber nicht  die entlastenden Gegenbeweise aufzunehmen“ so das Grazer Volksblatt.

Am  9. August 1903 starb Onno Klopp, ein Mann der auf  ein reichhaltiges Schaffen  zurück blicken konnte, das von vielen Erfolgen gekrönt wurde.   Bis zum März dieses Jahres fühlte er sich ausgezeichnet, ging fleißig spazieren, doch am  14. März wurde er auf dem  Heimweg von einem argen Schwindelanfall  erfasst, konnte jedoch seine Wohnung noch erreichen,  Dr. Egger vom Penzinger Spital  stellte Verkalkung der Arterien fest,  diese Alterskrankheit bedeutete für den 81jährigen  das Lebensende. 

Ein Historiker der sich um die Geschichte Österreichs und der Habsburger unsterbliche Verdienste  erworben hatte.

__QUELLEN:__  Grazer Volksblatt 22. Oktober 1882, S 1, 13.Dezember 1887, S 2, 11. Februar 1883, S 3, Reichspost 11. August 1903, S 1, Salzburger Chronik 12. August 1903 S 1, ANNO Österreichische Nationalbibliothek

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