!!!RÖMISCHER SCHATZFUND


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Bei den Erdarbeiten für die Verlängerung des Fleischmarktes bis zur Judengasse geriet man im Februar 1911 im Lazenhof auf ein Gemach eines römischen Baues, der durch ein heftiges Feuer zerstört  war.  Im Brandschutt fanden sich  unter anderem Reste eines Gewandes und eines Sackes der 519 Kupfermünzen und Reste kleiner,  geschmolzener Silberstücke enthielt. Der ältere Teil des Schatzes bestand aus  23 Kupferdenaren aus der Zeit  von 337 bis 382 n. Chr., der  jüngere aus 287  Kupferquinaren meist aus der Zeit von 379 bis in die ersten  Jahre des V. Jahrhunderts; die meisten von ihnen, 133 Stück, entfielen auf die  Regierung  des Kaisers Augustus (+ 408). Der Brand des Gebäudes steht nach allen Anzeichen im Zusammenhang mit dem Einfall der Germanen unter Radagais im Jahr 405. Um diese Zeit muss also das Standlager von Vindobona nicht bloß noch bestanden, sondern auch noch eine ansehnliche Besatzung gehabt haben.

Nur etwa sechs Monate vor der Ausgrabung des Wiener Schatzes, September 1910, wurde im Standlager von Carnuntum in einem ebenfalls durch ein intensives Feuer zerstörten Bauwerk ein ähnlicher Schatzfund gemacht, der die gleiche zeitliche Begrenzung wie der Wiener Schatz zeigt,  also wohl auch mit dem Einfall des Radagais in Verbindung gebracht werden kann, aber insofern von dem Wiener Schatz verschieden ist,  als der ältere Teil des Carnunter Schatzes 297  Kupferdenare, der jüngere nur 18  Kupferquinare enthielt.

Nun deuten erfahrungsgemäß reichere Posten in einem Schatzfund auf eine größere Lebhaftigkeit des Verkehrs und diese wieder, wo  es sich um ein Standlager handelt, auf eine größere Besatzung hin.  Beide Schatzfunde, miteinander verglichen,  führen daher zu Folgerung, dass bis Gratian Carnuntum eine größere, Vindobona nur eine geringe Besatzung hatte,  während nach  Gratian das Gegenteil eintritt,  was in der Tat auch durch die Angaben der Notitia dignitatum,  ein Staatshandbuch vom Jahr 400, bestätigt wird. Während also bis Gratian Carnuntum der militärisch wichtigere Platz war,  tritt gegen Schluss des IV. Jahrhunderts Vindobona  in den Vordergrund.

Dies verrät einen Wechsel in der  Wertung beider Plätze, dessen Gründe nur auf militärischem Gebiet gesucht werden können. In eingehender Darlegung wies der Vortragende nach,  dass Carnuntum durch seine Lage vorzüglich geeignet war, für die Offensive, für Feldzüge in das Germanenland, als Stützpunkt kriegerischer Operationen zu dienen und daher, so lange diese andauerten, die größere bedeutende  Bedeutung behaupten konnte. Als aber  mit der beginnenden Völkerwanderung die Römer in die Defensive gedrängt  wurden, musste das  für diese von Natur aus weit günstiger ausgestattete Vindobona in den Vordergrund treten,  in dem es auch fortan verblieb. Der Träger dieser veränderten Wertung beider Lager in militärischer Beziehung scheint Kaiser  Theodosius selbst gewesen zu sein.
Hofrat Dr. Friedrich von Kenner

__QUELLE:__  Wiener Geschichtsblätter  1912  Heft 3, S 1, ANNO Österreichische Nationalbibliothek, Bild: I. Ch. Graupp


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Sehr geehrte Frau Graupp,

"...Regierung des Kaisers Augustus (+ 408)..."

Kaiser Augustus starb 14 n. Chr. - Hier müsste "Kaiser Arcadius (+408)" stehen

Vgl. [Wiener Geschichtsblätter 1912, Nr. 3, Seite 1|https://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?aid=maw&datum=1912&page=17&size=45&qid=44VOXWODBANZ3X4ESPD57U0W132CTV]

Übrigens, __Arcadius__ nannte sich selbst "Imperator Caesar Flavius Arcadius Augustus(!)".
Jedoch in der allgemeinen Geschichtsschreibung ist er als "Arcadius" und als erster oströmischer Kaiser (Byzantinisches Reich) anerkannt.
(Siehe [Arcadius/Wikipedia|https://de.wikipedia.org/wiki/Arcadius])

Freundliche Grüsse
EL

-- [Lanz Ernst|User/Lanz Ernst], Freitag, 1. Oktober 2021, 16:44


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Ich danke Ihnen Herr Lanz, für das Interesse und Hinweise 

und verbleibe mit besten Grüßen
I.Ch.

-- [graupp Ingrid-Charlotte|User/graupp Ingrid-Charlotte], Samstag, 2. Oktober 2021, 11:35
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