!!!SACCHARIN





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Durch Zufall entdeckte im Jahr 1878  Dr. Constantin Fahlberg der für   Ira Remsen an der Johns Hopkins Universität in Baltimore arbeitete, einen künstlichen Süßstoff das Saccharin. Fahlberg erhielt 1884 das Reichspatent und eröffnete in Magdeburg die erste Fabrik zur Herstellung von Saccharin.  1885 trat Fahrenberg   auf der Ausstellung  in Antwerpen mit einer Erfindung  auf chemischen Gebiet hervor. Er zeigte ein neues Präparat, welches  er gleichfalls Saccharin nannte. Dieses Saccharin steht mit dem Zucker in gar keiner chemischen Verwandtschaft.  Der Stoff aus welchem er erzeugt wird , ist das aus Kohlen Teer genommene Toluol. Nachdem dieses letztere  mehreren Manipulationen unterworfen wurde, erscheint es schließlich als Saccharin. Der Chemiker halten diesen Körper  allerdings nicht für berechtigt, den Namen Saccharin zu führen. Sie nennen ihn daher Pseudo Saccharin. Dessen ungeachtet  darf die Familie Zucker stolz sein auf diesen Eindringling. Übertrifft  er ja doch in der Haupteigenschaft  -  in der Süßigkeit nämlich – bei weitem den Zucker , denn er ist fünfhundert mal süßer als Zucker! Man betrachtete diese Erfindung als eine reine Wohltat für die Menschheit. 

Dass  der Entdecker  des Saccharins ein Deutscher und die einzige Fabrik  wo  daselbst in großartigen Maßstabe erzeugt wird – selbst bei Magdeburg – in Deutschland ist. Scheint in den Augen der anderen Völker ein Fehler zu sein, welchen die Gegner des betriebsamen Deutschlands nicht übersehen konnten. Die größte Opposition kam aus  - Frankreich. Ein französisches Journal motivierte die Schädlichkeit des Saccharins ganz einfach mit dem Ausspruch: Das Saccharin ist unser Verderben wie alles was aus Deutschland kommt.

Vor ihm hatte   der französische Chemiker Eugene Melchior  Peligot bei der Einwirkung von Kalk auf Zucker eine organische  Verbindung, welcher er den Namen Saccharin gab, weil sie die gleiche Zusammensetzung wie der Zucker hatte. Es fehlte ihr jedoch die Haupteigenschaft ihres chemischen Verwandten, der süße Geschmack. Dieses Saccharin hingegen war sehr bitter. Die Wissenschaft, die  Chemiker   und Fabrikanten nehmen von der Entdeckung  Peligots ehrenvolle Notiz. Die Weltgeschichte ging jedoch stillschweigend darüber  hinweg.





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Das sehr süß schmeckende Pulver   ist bis zu  500 mal süßer als der Haushaltszucker.   Es löst keine Karies aus und hat keinen Brennwert. Verwendet wird Saccharin  für Lebensmittel, Getränke und Kosmetika sowie Arzneimittel.







Der Engländer William  Murdoch, der Sohn  eines Mühlenbesitzers zu Old Cumnock in Ayrshire war und im Jahr 1777 als  gewöhnlicher Arbeiter in die Fabrik von Bulton und Watt eintrat, war es, der im Jahr 1798 in dieser Fabrik praktisch  die Beleuchtung mit Steinkohlengas einführte, wofür er auch im Jahr 1808 von der Royal  society durch Verleihung eines Preises  ausgezeichnet  wurde. William Murdoch  darf  daher als  der eigentliche Schöpfer der technischen Anwendung dieses Beleuchtungssystems  und das genannte Jahr, 1798  als der Zeitpunkt des Beginns desselben angesprochen werden, die Gasflamme zu feiern. Allerdings kamen zunächst eine Reihe von Jahren der schwersten Prüfungen für das neue Beleuchtungssystem, und zwar insbesondere als man daran ging, dasselbe in London zur öffentlichen Straßenbeleuchtung  einzuführen.








Einer der wichtigsten Stoffe im Steinkohlenteer  ist das Benzol, dessen Strukturformel  zuerst Friedrich  August Kekule 1865  gefunden hat.





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Ein Abkömmling des Benzols, also auch ein aus den Steinkohlenteer  hervorgegangener  Stoff,  ist das Saccharin, das Fabrik mäßig  aus dem ,Toluol  hergestellt wird.  Die an der Zuckerfabrikation interessierten Kreise, die Zuckerrübenbauern, die Zuckerfabrikanten nahmen die Entdeckung  dieses Süßstoffes anfangs leicht. Als aber die Likör-, Limonaden-, Mineralwasserfabrikanten, die Zuckerbäcker,  Fruchtkonservenfabriken Saccharin immer allgemeiner  in Gebrauch nahmen, begannen  die  Zuckerfabrikanten stutzig zu werden und dachten auf  Abwehr dieser unerwünschten Konkurrenz.Um die Gesundheit  der Konsumenten besorgt steckten sie sich hinter Ärzte  und glaubten  Saccharin  als gesundheitsschädlich  erklären zu dürfen. Doch die Ärzte konnten keine Gesundheit schädliche Einflüsse  im menschlichen Organismus feststellen. Die Zuckerbarone führten aus,  dass die arme Bevölkerung  ein Anrecht  habe, mit dem Süßstoff  auch ein Nahrungsmittel zu erkaufen, das dem Saccharin, welches den Organismus mit dem Harn unverändert wieder  verlässt, gar kein Nahrungswert innewohnt, dass hier also  ein Vergehen die Lebensmittelvorschriften vorliege, daher  der allgemeine Verbrauch dieses Süßstoffes  zu verbieten sei. 

In der letzten Zeit  haben die verschiedenen Staaten gegen das Saccharin  Stellung genommen. In Portugal wurde es direkt verboten. In Belgien mit einem so hohen Einfuhrzoll belegt, dass dessen Verkauf unmöglich  wird, in Deutschland und Italien wurde dessen Anwendung gewissen Beschränkungen unterworfen, und in Österreich ist die Frage  noch nicht zur Entscheidung gekommen.

Hatte man bei den Harnversuchen keine Schädigung nachweisen können versuchte man es  bei der Verdauung. Da der ganze Verdauung Prozess eine Reihe von  Ferment Wirkungen  darstellt, so  ist das Saccharin als ein Verdauung störender, daher gesundheitsschädlicher Körper zu betrachten.

Der Kampf  gegen das Saccharin  findet seine Erklärung  in der Gefährdung  der Zuckerfabrikation durch dieses neue Präparat. Über die Schädlichkeit, respektive Unschädlichkeit desselben in physiologischer Beziehung  liegen nun wieder eine  Reihe von Beobachtungen vor.

Friedrich William Pavy spricht sich für die   Unschädlichkeit  und Anwendbarkeit  des Saccharins aus, welches für die Diabetiker  unzweifelhaft eine große Errungenschaft sei. 


Erlass und Verordnungen
Verordnungen des k. k. Ministeriums des Innern, der Finanzen und des Handels vom 20. April 1898 das Einfuhrverbot des Saccharins betreffend: Das Reichsratsgesetzblatt für die im Reichsrate  vertretenen Königreiche und Länder XV.,  Stück ausgegeben und versendet am 20. April 1898, bringt folgende Veränderung

Verbot der Einfuhr von Saccharin und der unter anderen Namen in den Handel kommenden ähnlichen künstlichen Süßstoffe, ferner der hiermit  versetzten Syrup

Im Einvernehmen mit dem beteiligten königlich ungarischen Ministerium wird auf Grund des Artikels VI., des Gesetzes vom  25. Mai 1882  R. G. B.  Nr. 47, die Einfuhr von Saccharin   und der  unter anderen Namen.....

Österreich reagierte wie immer spät  und daran hat sich bis  heute nichts geändert.


__Quelle:__ Verschiedene Zeitungen der ÖNB, Bildmaterial: Graupp I.Ch.
https://austria-forum.org/af/User/Graupp Ingrid-Charlotte/SACCHARIN

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