!!!SCHLOSS PURGSTALL




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Der Festzug des Katholikentages, der m 10. Juni  1929 in Purgstall abgehalten wird, soll dem Programm gemäß, auch durch das Schloss, das Jahrhunderte lang den Besitz der Grafen Auersperg bildete, geführt werden. Es mag deshalb an der Zeit sein,  einiges aus der Vergangenheit dieses Schlosses mitzuteilen.

Höchst wahrscheinlich haben  schon die Römer, die zur Zeit Christi über diesen Landstrich, das Ufer Noricum herrschten, sowohl hier wie dort feste Kastelle errichtet, um ihre Heeresstraßen, die längs der Donau von Vindobona aufwärts nach Ovilava und Lentia führten, zu sichern. Da in der Nähe von  Pechlarn ihre Donauflottille stationiert war, so war die Sicherung der anliegenden Gebirgsorte von doppelter Wichtigkeit. Bestimmte Nachrichten dafür oder Spuren von Baulichkeiten aus jener Zeit der Römerherrschaft sind indes nicht vorhanden. Bloß der heutige Name „Purgstall“ deutet darauf hin, dass hier in älterer Zeit ein festes Kastell bestand, denn er weist auf einen neu hergerichteten, aus früheren Zeiten  stammenden Platz; da dieser Name  schon um das Jahr 1100 vorkommt, so darf daraus geschlossen werden, dass Schloss Purgstall seiner Entstehung der Gnade des Kaiser Otto II., verdankt, welcher auch die Erbauung der festen Burgen Petzenkirchen, Wieselburg und mancher anderer  Schlösser erlaubte.

Die ältesten Besitzer des Schlosses nennen sich Herren von Purgstalle“. Sie hatten von Kaiser Karl schön früher einen mäßig großen Grundbesitz und Zehentrechte über etwa hundert Bauernhöfe als Lehen, das ist als unveräußerliches aber erbliches Eigentum erhalten. Sie bauten jenen Teil des  Schlosses, der heute als Altschloss bezeichnet wird. Er liegt, wenn man über die Feichsenbrücke in den Hof kommt, rechter Hand  und bildet ungefähr den fünften Teil der jetzigen dort bestehend Baulichkeiten, Kapelle, Neuschloss und mehrere Verbindungsbauten kamen erst später dazu. In Teil des Neuschlosses ist im Jahr 1843 in die Erlauf gestürzt. Er umfasste  in zwei Stockwerke je vier Zimmer, in denen die Kanzleien   des damals noch bestehenden Landgerichtes Neuschloss untergebracht waren.

Die Übergänge über die Feichsen und Erlauf waren durch Aufzugbrücken gesichert, Fallgitter konnten vor die Tore herabgelassen werden, noch heute sind Spuren, die darauf hinweisen, zu sehen – und an der Südseite war durch Ausstemmen des felsigen Untergrundes eine  Verbindung zwischen Erlauf und  Feichsen hergestellt,  die mit Wasser gefüllt, jede Annäherung eines Feindes verhindern konnte. In Wirklichkeit ist kein Fall bekannt, dass das Schloss von einem Feind eingenommen worden wäre. Selbst die Türken, die im Jahr  1683 so arg in der Umgebung hausten, vermochten nicht einzudringen.

Eine Perle des Schlosses bildet die gegen  Ende des 13.  Jahrhunderts in frühgotischen Stil erbaute Schlosskapelle; durch die spätere Erbauung des Neuschlosses in einem Winkelwerk eingeschlossen, kommt sie  nach außen leider nicht zur Geltung. Auf dem Hauptaltar dieser Kapelle, die zwei Seitenaltäre  sind längst verschwunden, befindet sich eine geschnitzte Statue, darstellend die Muttergottes, das Jesukind mit einer Taube in der Hand haltend: dieses Bild stand einst bei dem Volk in großer Verehrung und galt als wundertätig. Auffällig durch die seltene Form Zinnen gekrönte Burg mit Eisengitter ist das aus Marmor gebaute Sakramentshäuschen. Die Kapelle ist 14 Meter lang  und 5 Meter breit.


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Recht malerisch sind die Durchblicke durch den Hof, dessen Wände mit Epheu übersponnen sind.

Eine Sehenswürdigkeit für den Botaniker ist der von Graf  Herbert von Schaffgotsch vor Jahren angelegte und seither  persönlich gepflegte alpine Garten sowie auch die an der Südseite  vor dem Schloss befindlichen  Parkanlagen.  C. Schachinger

Über Gespenster wurde einst viel berichtet. Nicht zuletzt habe sich auch, wie manche Zeitungen zu melden wissen, infolge gänzlichen  Verfalles alter Geisterbehausungen, unter den bisher  obligaten Schlossgeistern eine drückende Wohnungsnot bemerkbar gemacht, Letzterer Übelstand scheint auch  bei dem herrlichen Schloss Purgstall im Erlauftal allmählich zutage zu treten. Nicht sosehr  der berüchtigte Zahn der Zeit, als vielmehr die zeitweise nicht ganz harmlosen Wellen der grünen Erlauf arbeiten beständig an der Zerstörung des altehrwürdigen Baues.

Der Name der ersten  Ritter   der Feste Purgstall ist nicht überliefert. In 13. Jahrhundert  werden die Herren von Eisenbeutel und  Heußler als Besitzer des Schlosses genannt. In dieser Zeit fällt die Erbauung der gotischen Schlosskapelle. Diese enthält als zierliches Schmuckstück ein turmförmiges, zwei geschossiges „Sakramentshäuschen“, das seinerzeit zur Aufbewahrung des Allerheiligsten diente. 1374 geht das Schloss  in den Besitz der Herren von Wallsee über, das Schloss und Markt Pugstall mit Wehrtürmen, Graben und Ringmauer umgeben und so zu einem gut befestigten Platz umgestalten. Durch Kauf kommt das Schloss  1492 an das angesehene Geschlecht der Auerspergs. Der Käufer Volkard von Auersperg, stand in Hofdiensten und es wird berichtet, dass er  beim Leichenbegängnis Kaiser Friedrich III., den Ritterhelm getragen. Er ist Stifter und Ahnherr der späteren Freiherrn aus Grafen  Auersperg  in Niederösterreich.



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Aus der Geschichte des Schlosses  tritt die Person  Volkhards von  Auersperg am lebhaftesten hervor, weil er das  auffallendste Grabdenkmal besitzt, das jetzt, von allen Besuchern beachtet,  unter dem Musikchor  der Pfarrkirche steht. Die Inschrift desselben lautet:  „Hier ruhet in Gott der wohlgeborene Herr Volkhart Freiherr  zu Auersperg, Weichselbach und Wolfpassing, Herr der Herrschaft Peilnstein auf Mainberg und Waasen am Wasser der Pielach, obrister Erbkämmerer  in Krain und der windischen Mark,  dreier  allerdurchlauchtigsten und großmächtigsten Kaiser, auch zu Ungarn und Böhmen Königen, Kaiser Ferdinand I., hochlöblicher und gottseligster Gedächtnis gewesener  Fürschneider, Stallmeister und Rat, Maximilian II., gewester  n.ö. Regierungsrat , Kaiser Rudolf II.,  gewester Rat welcher  bei seinen Lebzeiten dieses Epitaphium ihm und seiner geliebten Gemahel, auch ihrer beiden eheleiblichen lieben Kindern zu löblicher Gedächtnis hat machen lassen. .. Gott verleihe allen Christgläubigen Seelen ein seliges Ende und ihnen eine fröhliche Auferstehung, Amen“

Don Volkhard ist bekannt, dass er in Wittenberg studierte, wo er Luther, der dort um  jene Zeit lebte, kennenlernte. Er galt nach seiner Rückkehr in die Heimat als einer der eifrigsten Vorkämpfer  für Luthers Lehre. Als die Wellen der Reformation auch in Österreich hochgingen,teilte sich in Purgstall die Familie Auersperg in die Linien Neuschloss, welches der neuen Lehre anhing, und Altschloss, das katholisch blieb.  Weikhard, der Stifter der Familie Neuschloss, war  „Oberst zu Pferd mit einem Fähnlein“, das ist 400 Mann. Die Söhne des dritten  Besitzers  Purgstalls, die Alt- und Neuschloss  unter sich teilten, lebten in fortwährendem Unfrieden.

Auf diese Teilung bezieht sich die  in hiesigen Volkskreisen verbreitete Sage, derzufolge die genannten Brüder gegeneinander  von derartigem Hass erfüllt waren, dass man eilends eine Mauer mitten durch den Schlosshof aufführen ließ, um sie vor Tätlichkeiten zu bewahren. Die Spuren dieser Mauer seien noch jetzt zu finden. Auch das aus Stein gemeißelte Bild  eines Hundes, das vor dem Südeingang  des Schlosses neben  dem Schlossgraben aufgestellt ist, bringt man mit dieser Sage in Verbindung.

Zweihundert Jahre dauerte der Zwist, bis 1763, Graf August, Besitzer von Neuschloss zur katholischen Religion übertrat. Unter ihm hatten die Auerpergs den Gipfel ihres Ansehens erreicht. Infolge seiner persönlichen Tüchtigkeit erfreute er sich der  besonderen Gunst des Kaisers Franz II.,  die sich unter anderem dadurch äußerte, dass der Monarch, wenn er einen Teil des Sommers auf seinem Schloss Weinzierl bei Wieselburg zubrachte, öfters Ausflüge nach Purgstall machte, wo er den Grafen Auersperg zu besuchen pflegte, bei dem er eine Erfrischung einnahm. Letzteres geschah aber gewöhnlich nicht im Schloss, sondern in einem Wäldchen auf der Heide. Dort stand in der Kreuzung zweier Durchschläge ein hübsch ausgestattetes Lusthaus. Als einst der Kaiser in Begleitung seiner Tochter Maria Luise, der nachmaligen Gattin Napoleons, dort weilte, machte er im Gefühl des Wohlbehagens die Bemerkung: „Hier ist es gerade so gemütlich wie in meinem Prater in Wien“ Seit dieser Zeit wird dies Wäldchen der Prater genannt.

Die Gruft der Auersperg befinden sich unter dem Pflaster der Pfarrkirche. Dort liegen die morschen Überreste von ungefähr zweihundert Mitgliedern dieses Geschlechts. Die Särge standen nebeneinander, doch sind sie jetzt fast alle zerfallen. Moderholz, Knochen, Kleiderreste bedecken den Boden. Die Gedenktafeln brachte man an der Wand oder im Pflaster  der Kirche an. 1859 kam das Schloss durch Heirat an die Grafen Schaffgotsch.

Unaufhörlich arbeiten die Wassermengen der reißenden Erlauf bei der Einmündung der Feichsen an der Untergrabung der Grundfesten des Schlosses. Im 19. Jahrhundert hat das Schloss noch einen imposanten Anblick. Seither sind bereits die zwei gedeckten Brücken verschwunden, das Wohngebäude des Torwarts über der Einmündungsstelle der Feichsen abgestürzt, ihm folgte der östliche Trakt in einer Ausdehnung von sieben Fenstern, ferner das überaus wertvolle Schlossarchiv, schließlich  1901 die zum Schloss gehörige Lauttermühle. Nun ist die Einmündungsstelle derartig ausgewaschen, dass ein Absturz des ohnehin mit breiten Rissen durchsetzten Mauerwerkes der Nordostecke des Schlosshofes bevorsteht.

Dennoch bietet auch heute noch das Schloss Purgstall eine Überfülle des Interessanten und Schönen. Der Schlosshof mit seinen Epheu umrankten Arkaden ist zu einem viel besuchten Malerwinkel geworden. Die Wohnräume des Grafen Herbert Schaffgotsch zeigen zahlreiche Jagdtrophäen, die vielen  von ihm hergestellten Intarsien haben auf zahlreiche deutschen Ausstellungen die Bewunderung der Fachkreise erregt. Das großartig angelegte Alpinum mit den aus allen Weltteilen stammenden Gebirgsblumen und Pflanzen ist eine Sehenswürdigkeit ersten Ranges. Der sogenannte chinesische Park seit 1898 sind vom derzeitigen Besitzer selbst gepflanzt worden. Der groß Naturpark bietet herrliche Ausblicke auf Schloss und Markt Purgstall. Alois Fuchslueger

Seit 1933 ist die Familie Florian Schlossbesitzer.

__QUELLE:__ Österreichische Illustrierte Zeitung  19. September  1926 S 7, daraus das Bild, Ybbser Zeitung 9. Juni  1929  S 5, ANNO Österreichische Nationalbibliothek


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