!!!Das Schwefelbad in Bad Goisern

[{Image src='marie valerie jung.png'class='image_left'height='270'caption='Erzherzogin Marie Valerie, Archiv Graupp'alt='Erzherzogin' width='221'}]



__[Bad Goisern|AEIOU/Bad_Goisern_am_Hallstättersee]__  am Hallstättersee, in einer Region die alle Reize von Naturschönheiten in sich vereinigt und eine Vielfalt an Ausflugsziele bietet. Umschlossen  von hohen, malerischen Gebirgszügen, von denen der Krippenstein, mit dem Däumling im Süden, der hohe Saarstein im Osten,  und endlich der Predigtstuhl im Norden,  jedem Besucher des Salzkammergutes in bester Erinnerung sind.

Am Südabhang des Predigstuhl begann man im Jahre 1872  mit den Bohrversuchen auf die Ausläufer   des Ausseer  Salzgebirgstockes zu treffen. Man kam bis zu einer Tiefe von 639  Wiener Fuß. Im Jahr 1876  nachdem  bis dahin kein nennenswertes  Resultat erzielt worden war, traf man  bei einer Tiefe von 404 Metern auf eine  deutlich schwefelhaltige Quelle, welche  aber damals mit  Rücksicht auf den Zweck der Bohrung keine weitere Beachtung  geschenkt wurde. Erst als im vorigen Jahr  die Bohrarbeiten gänzlich aufgelöst wurden – es ist gewiss nicht  uninteressant  zu bemerken,  dass das ganze  Bohrloch  eine Tiefe von 656 Metern  besitzt – dachte man daran die Quelle, deren Wasser  bis dahin schon bei vielen Hilfesuchenden seine gewünschte Wirkung getan hatte, abzufangen, zu isolieren und der Menschheit zuzuführen. In einer Tiefe von 186 Metern wurde die Quelle  mittels eines Kautschukringes  abgefangen und  weiters  durch  Einsenken  von 62 Röhren a 3 Meter Länge und 10 cm Durchmesser von dem  Zuflüssen  befreit, welche Arbeit  erst vor zirka einem Monat  beendet  wurde. Über die chemische Zusammensetzung  der Quelle ist bis dato  nichts Bestimmtes  bekannt, da  die Untersuchung  der isolierten Schwefeltherme erst zu  bestimmen war.  Mit Sicherheit ist konstatiert, dass sie eine Temperatur  von 18 Grad   und in der Stunde  60 bis 62 Hektoliter Menge  zu Tage fördert. Eine Analyse  der Quelle fehlte noch. Man hoffte  auf einen tüchtigen Unternehmer, der sich dieser Quelle annahm.

Die Kosten der Bohrung von 1871 bis 19,. Jänner 1872 beliefen sich auf 16.444 Gulden und als man im Juli 1875  den Dampfbetrieb einsetzte, stiegen die Auslagen  für die  Periode 1876 bis 1877 auf 30.000 Gulden.

!!Eine warme Schwefelquelle
Aber noch eine  andere Entdeckung machte man. Man war auf eine warme Schwefelquelle gestoßen. Schon während der Bohrung nach Salz stellte man fest, dass die  Temperatur zunahm, bei 200 Meter Tiefe 4  Grad  und schließlich sich auf 6 Grad erhöhte bis man bei  308 Meter Tiefe  1876 die Schwefelquelle erreichte, welche einen starken Gehalt von Schwefelwasserstoff, Eisen und Kohlensäure  enthielt, wobei die Bohrwerkzeuge und das Gestänge mit einem schwarzen Niederschlag von Schwefeleisen überzogen wurden. Da sich weder in diesem Jahr   noch bei späteren Versuchen das ersehnte  Salzlager sich zeigte, so wurden  1880  die Arbeiten gänzlich eingestellt. Ihre Aufmerksamkeit galt nun der aufgefundenen Schwefelquelle.

Die Zeitungen zeigten sich über die neuen   Quellen  sehr interessiert und meinten das Salzkammergut  würde bald um einen neuen  bedeutenden Kurort  reicher sein.


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Statt des Salzes hatte man interessante geologische Aufschlüsse erzielt, andererseits die Entdeckung zweier warmer Schwefelquellen. In der Tiefe von 300 Meter fuhr man  die erste, in jener  von 400 Meter,  nachdem  sich vorher reichlicher  Schwefelschlamm,  der mit Kristallen von Schwefelkies  gemischt, gezeigt hatte,  die zweite, ungleich heißere Schwefeltherme an. Ab da quoll dem Bohrschacht ohne Unterlass  eine 70 bis 80  Hektoliter  mit dem unverkennbaren Geruch von Schwefelwasserstoff  behafteten Wassermenge.
 
!!Ein volkstümliches Heilmittel

Die Bevölkerung  neugierig geworden, probierte das neu gewonnene Heilwasser aus und alsbald war es ein volkstümliches Heilmittel, besonders  für Hautkrankheiten. Im März 1880 wurde die Tiefbohrung eingestellt und die Quelle samt Gebäuden   bald darauf dem Forst Ärar, dem Ackerbauministerium übergeben.

Die Fassung der Quellen  und deren Isolierung von dem Zugwässern  war nun die  nächste Aufgabe, welche vom Salinen Ingenieur von Balzberg gelöst wurde. 

Seit Mai 1881 ist die  Nutzung der Thermen welche mit einer Steigkraft von 10 Meter über den Tagkranz  empor quellen, vollständig gesichert.

Das Gutachten des Kunstkollegiums der medizinischen Fakultät spricht sich dahin aus, dass die Schwefeltherme von Goisern nach ihrer Temperatur  sowohl als nach ihrem Gehalt an Schwefelwasserstoff  und freier Kohlensäure, ferner  an Chlor, Jod- und Brom Alkalien jedenfalls  ein sehr wertvolles Heilmittel bilde und dass die praktische Verwertbarkeit  derselben keinen Zweifel unterliegen kann. Ihr Wirkungskreis  wird insbesondere  auf rheumatische  und Gicht Affektionen, Skrofulose, , Syphilis und verschiedene chemische Hautkrankheiten bezogen.  Die ansässigen Ärzte konnten später auch bei Frauenkrankheiten  gute Resultate erzielen. Bei chronischen Lungenkatarrhen war man mit Trinkkuren sehr erfolgreich.

Der Ackerbauminister stellte  im Jahr 1882  den Betrag von  11.000 Gulden für die Erbauung einer Badelokalität über der Schwefelquelle  zur Verfügung. Durch den Ankauf des Forstgrundes  von mehr als 6 Joch an die Gemeinde Goisern auf 10 Jahre,  pachtweise zu überlassen.

Wie bekannt, hat sich eine vorwiegend aus Einheimischen bestehende Aktiengesellschaft gebildet, die vom hohen k k Forst Ärar ausgiebig unterstützt wird und durch den Bau einer Badeanstalt mit Trinkhalle und durch die Herstellung von Parkanlagen, Wegen usw. der Goiserer Quelle bald jene Ruf verschaffen wird, welche sie  durch ihre heilbringenden Wirkungen und durch die herrliche Lage des Ortes im Herzen des so einmaligen  Salzkammergutes beanspruchen kann.

Wie das Linzer Tagblatt am 2. August 1884 wie folgt meldet: 
„Se. Majestät der Kaiser hat der Aktiengesellschaft „Heilquellverein in Goisern“ über deren Bitte die allergnädigste Bewilligung zu erteilen geruht, die Schwefelquelle nach dem Namen  Ihrer k. und k. Hoheit der durchlauchtigsten Frau Erzherzogin Marie Valerie benennen zu dürfen.“ 

Inzwischen  war in Goisern die Nachfrage nach  Wohnungen für  Sommerfrischler sehr gestiegen.  

Einige Tage vorher wurde Goisern von den Ministern Taaffe, und  Falkenhayn  besucht.



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!!Errichtung einer Badeanstalt
Nachdem die Quelle und ihre Heilkraft einen derart durchschlagenden Erfolg zeigte, reifte die längst gehegte Absicht, die Heilquelle durch Errichtung einer Badeanstalt bequemer erreichbar zu machen. So bildete sich ein eigener  „Heilquellverein“  der bereits 1884 die angestrebte Anstalt vollendet präsentieren konnte.

Die Einweihung fand am 18. August, dem Geburtstag des Kaisers in feierlicher Weise statt. 

1894 wurde das Badegebäude erweitert, die Zuleitung des Quellwassers in moderner, technisch vollendeter Weise umgestaltet  Dazu kam noch ein eigenes Restaurant.1898  erfuhr die Anstalt abermals eine Vergrößerung, man hatte eine in der Nähe befindliche Villa angekauft und diese in eine  Dependance verwandelt.

Die Lage der Heilanstalt war, wie es sich zeigte, gut gewählt, denn es bot  sich einem von dort eine prächtige Aussicht,  und war umgeben von gesunder  herrlicher Waldluft. In den angrenzenden Parkanlagen mit den Schatten spendenden  Buchen, Eschen und Kastanien die für wohltuende Kühle sorgten.

Das Badehaus mit seinen 21  Kabinen die mit allem Komfort ausgestattet, eine Trinkhalle, sowie das Ordination Zimmer des Badearztes und die Kanzlei der Badeverwaltung. Im ersten Stock befanden sich  20 Fremdenzimmer, weitere 25 Fremdenzimmer  in der Dependance.

Für die Vermietung war Georg Scharsching zuständig. Die Zimmer waren zu einem Tagespreis von  1.60 Kronen aufwärts zu mieten, pro Monat zahlte man ein Zimmer mit Bett 40 bis 70 Kronen, mit zwei Betten 80 bis 90 Kronen. Ein Wannenbad I. Klasse  kostet  samt Wäsche  1.60 Kronen, ein solche II. Klasse 1.20 Kronen, im Abonnement  waren die Preise günstiger. Offiziere, Beamte und Ärzte und deren Familienangehörigen erhielten 50 Prozent Nachlass.

Die kaiserliche Familie kam immer wieder gerne hierher und dinierte in der Goiserer Mühle.

Nimmt  man Einblick in die Chronik von Goisern fällt einem sofort auf, dass nur das Jahr 1874  aus dieser Zeit noch erwähnt wird,  die sogenannte  Geburtsstunde der Schwefelquelle, dann ist man bereits im Jahr 1931. Die Habsburger und ihr Wirken wird darin mit keinem Wort erwähnt. Sie sind aus der Geschichte Goisern eliminiert.

__QUELLE:__   Linzer Volksblatt 1884, Linzer Tagblatt 20. August 1880, Linzer Tages Post  26. September  1882, Badezeitung  1. Mai 1881, Grazer Volksblatt   17. Dezember 1882, ANNO Österreichische Nationalbibliothek Archiv I.Ch.Graupp

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