!!!DER DREHER PAVILLON



[{Image src='Pavillon.png'class='image_left'height='400' caption='Dreher Pavillon,Weltausstellungs Zeitung' alt='Wien' width='493'}]


1873: Als Dreher der König der Biere, von kleinen Anfängen beginnend, eine  totale Umgestaltung der heutigen Brauerei begann, ahnte er vielleicht  selbst kaum, welche Tragweite für die wirtschaftliche Entwicklung Österreichs die Reform dieses Industriezweiges haben würde. Seitdem, namentlich nach der Pariser Weltausstellung im Jahr 1867, wo Drehers Biere glänzende Triumphe feierten,  hat Österreich, das alte Heimatland der Biere, Bayern längst überflügelt. Und so war es  wohl natürlich, dass Drehers Beteiligung an der Wiener Weltausstellung dem Bier trinkenden Publikum aller Länder das größte Interesse einflößte und diese Erwartung ist auch nicht getäuscht worden. Drehers in geschmackvoller Einfachheit erbauter Pavillon erhebt sich zwischen dem Industrie-Palast und der Maschinenhalle, in der Nähe der Pavillons des Fürsten Schwarzenberg und des Herzogs von Coburg.

Die vier Portale, welche sich in der Form von Faßteilen repräsentieren, werden von Arbeiterbüsten mit dem Schurzfell getragen, während die dazwischen befindlichen Wandteile Charyatiden-Ornamentik aufweisen nebst einem Kranz, unter welchem sich der Name Anton Dreher befindet. Die Flaggen gezierte Kuppel bildet einen verhältnismäßig großen  Kupfer Bottich,

Über die Vorzüglichkeit der Dreher Biere noch eine Zeile zu schreiben, hieße Eulen nach Athen tragen und wir begnügen uns daher, einige Daten über das Dreher  Etablissement mitzuteilen.

Die Brauerei Klein Schwechat wurde bereits im Jahr 1632 gegründet und verblieb in ziemlich bescheidenen Verhältnissen, bis Anton Drehers Vater die Brauerei als elterliches Erbe übernahm und im  Jahr 1836 den ersten kräftigen Impuls zur Vergrößerung  des Etablissement gab. Bis zu dieser Zeit wurde der kleine Kreis  von Biertrinkern mit dem sogenannten „obergährigen Bier“ abgefunden, bis der tätige, reformfreudige  Anton Dreher dieses Produkt wegen der Unmöglichkeit  es längere Zeit in gutem Zustand zu erhalten, verwarf, gründliche Neuerungen in dem ganzen  Bereitungs-Prozeß einführte und „untergähriges Bier“, das bis dahin nur in Bayern erzeugt wurde, welches durch die Aufbewahrung in dazu  geeigneten Räumen an Güte und Geschmack noch gewann, zu bereiten begann. Es ist dieses dasselbe Bier, welches sich unter den Namen „Lagerbier“ einer Anerkennung erfreut, für welche das Wort Beliebtheit zu schwach ist.

Im Jahr 1850 musste Dampfkraft herbeigeschafft werden, um mit dem stets wachsenden Konsum Schritt halten zu können, was mit mehreren neuen Verbesserungen im  Verein, die Klein-Schwechater Brauerei zum Rang der ersten auf dem Kontinent erhob.

Bald wurde auch die Herrschaft Micholup bei Saaz in Böhmen wegen ihres vortrefflichen Hopfen angekauft und darauf eine untergährige Brauerei errichtet.

Anton Dreher wollte sich aber keinerlei Konkurrenz über den Kopf wachsen lassen und da die mittlerweile in Ungarn entstandenen   untergährigen Brauereien seinen Export nach diesem Land zu beeinträchtigen drohten, kaufte er im Jahr  1862 eine damals erst kürzlich in Steinbruch bei Pest gegründete Brauerei, verbesserte und erweiterte dieselbe und machte sie in kurzer Zeit zur ersten Brauerei Ungarns.

Im Dezember 1863 starb Anton Dreher und zwei Direktoren und Vermögens Verwalter samt dem Testament Exekutor übernahmen während der Minderjährigkeit seines Sohnes die Geschäfte, erzielten auf der Pariser Ausstellung 1867 beispiellose Erfolge und ermöglichten es durch die von ihnen konstruierten Eiswaggons, das Bier bis in die wärmsten  Klimazonen versenden zu können. Außerdem kauften sie die Brauerei in Triest.

Der jetzige Besitzer, Anton Dreher, übernahm die Leitung der Geschäfte im Jahr 1870 und führte mehrere nötig gewordene Vergrößerungen und Zubauten aus. Er hat den  unternehmenden tüchtigen Geschäftsgeist seines Vaters und hat in vielen Beziehungen die größten Brauereien der Welt in vielen Hinsichten weit übertroffen.

Die Brauerei Klein-Schwechat bei Wien hat einen Flächenraum von 48.000 Quadrat-Klafter. Während der Wintermonate werden täglich 1800  Wiener Metzen Malz und 4800 Eimer Bier erzeugt. Die Kühlschiffe, welche die Abkühlung des Gebräus bewerkstelligen, haben einen Flächenraum von 557  Quadrat-Klafter. Die gesamten  Gährbottiche fassen nicht weniger als  74.000, während die Lagerkeller 520.000 Eimer Bier fassen. Die Eisräume können 930.000 Ztr. Eis in sich aufnehmen. Die zum Betrieb nötigen Kräfte bestehen in sechs Dampfmaschinen, einer Wasserkraft und einer Lokomobile, ferner in  270 Brauern, 120 Bindern, 40 Maschinisten und 120 Hilfsarbeitern.

Die hier gebrauten Biere heißen: Abzug-, Lager-, Märzen- und Bockbier. Die Klein-Schwechater Erzeugnisse wurden ausgezeichnet:  Wien 1857 mit der großen goldenen Medaille, in London  1862 mit der großen   Bronze-Medaille, in Paris 1867 mit der großen  goldenen Medaille, und endlich in Amsterdam 1869  mit dem großen Diplom.

Der Klein-Schwechater Brauerei reiht sich der Größe nach an:  Brauerei Steinbruch, Brauerei  Micholup und dann die Brauerei in Triest.

Die vier Brauereien erzeugten vom 1. Oktober 1871 bis 1. Oktober 1872 das Quantum von 1,096.245 Eimern.

Die in diesen Etablissements verwendete Gerste, Hopfen und Malz, die Malzkeime und Treber, die anderen Getreidesorten eigener Fechsung, verschiedene Fässchen, nebst den in Flaschen verwahrten Proben der erzeugten Biersorten, als Wände Inschrift angebrachte allgemeine Daten, werden jedermann zu instruktivem Beschauen dieser Ausstellung animieren.

Herr Anton Dreher, der intelligente Leiter dieser Brauereien, dürfte nach seinen Erfolgen auf der Wiener Weltausstellung vom Bierkönig zum Bierkaiser avancieren.

QUELLE :  Wiener Weltausstellungs Zeitung, 26. Juni 1873, Österreichische  Nationalbibliothek ANNO

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