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Auenbrugger, Johann Leopold#

Edler von Auenbrugg


* 19. 11. 1722, Graz

† 18. 5. 1809, Wien


Arzt


Leopold von Auenbrugger
Leopold von Auenbrugger. Gemälde von P. Künl, 1867
© Gesellschaft der Ärzte, Wien, für AEIOU

Leopold Auenbrugger wurde am 19. November 1722 in Graz als viertältestes von sieben Kindern von Sebastian Auenbrugger und dessen Gattin Maria Theresia, geborene Koschutnik, geboren.

Zu dieser Zeit war sein Vater der "Mohrenwirt", ein bekannter und auch recht wohlhabender Bürger in Graz.

Leopold Auenbrugger wuchs vorerst im Umfeld der väterlichen Gaststätte auf, allerdings wollte der Vater, dass Leopold "etwas Besseres" werden sollte und schickte ihn aufs Jesuitengymnasium. Nach Beendigung der Gymnasialzeit ermöglichte er ihm ein Medizinstudium in Wien.

Noch während seiner Studienzeit kam es 1743 zu einem raschen wirtschaftlichen Abstieg der Familie Auenbrugger. Der Vater und wenig später auch dessen älteste Tochter starben, das Haus und alle weiteren Besitztümer gingen verloren.

Aus der Studienzeit von Leopold Auenbrugger weiß man wenig; 1746 war er im Dreifaltigkeitsspital am Rennweg in Wien als 'Kostschüler' eingeschrieben, ein Jahr später bekam er ein Stipendium. Im November 1752 promovierte Leopold Auenbrugger und war danach im Spanischen Hospital als Arzt tätig.

1758 wurde er dort dann Primararzt, verlor jedoch 1762 diese Anstellung und widmete sich von nun an ausschließlich seiner Praxis.

Inventum novum
Titelblat "Inventum novum"
© Dr. Wolfgang Regal, Wien

Leopold Auenbrugger ehelichte 1754 Marianne von Priesterberg. 1783 suchte er um Verleihung eines Adelsprädikats an, welches ihm auch im Jahr darauf durch Josef II verliehen wurde. Er durfte sich nun "Edler von Auenbrugg" nennen.

Am 18. Mai 1809 starb Auenbrugger in Wien im Haus Neuer Markt Nr. 9 an Altersschwäche.


Entdeckung der Perkussion

Von 1754 an beschäftigte sich Leopold Auenbrugger sieben Jahre lang mit den Schallunterschieden, die er beim Beklopfen der menschlichen Brustwand feststellen konnte. Ihn beschäftigte das Phänomen des dumpfen Tones an Stellen, wo durch Flüssigkeit oder feste Masse das Volumen der Luft vermindert ist. Experimentell wies er nach, dass die Schalldämpfung soweit reichte, wie die darin enthaltene Flüssigkeit. Um diese Theorie zu untermauern, experimentierte er vorerst mit Fässern, die er unterschiedlich hoch mit Wasser angefüllt hatte, später waren es auch Leichen, in deren Brustkorb er Wasser injiziert hatte. All diese Versuche führten letztlich zu jener Entdeckung, die als "Perkussion" (vom lat. percussio: Schlag, Stoß) in der medizinischen Diagnostik ihren festen Platz hat.

1761 erschien in Wien jene Schrift, die Leopold Auenbrugger berühmt machte, natürlich in lateinischer Sprache. Ihr Titel lautete: "Inventum novum ex percussione thoracis humani ut signo abstrusos interni pectoris morbos detegendi" ("Neue Erfindung, mittels Beklopfen des menschlichen Brustkorbs Zeichen zur Erkennung verborgener Krankheiten der Brusthöhle zu gewinnen").


Es waren aber seine beiden Wiener Lehrer Gerard van Swieten und Anton de Haen, die eine ablehnende Haltung gegenüber dieser Methode einnahmen. Erst Maximilian Stoll, der Nachfolger de Haens setzte sich mit der Perkussion auseinander. Der Durchbruch mit dieser Methode gelang aber erst, als der Leibarzt Kaiser Napoleons, Jean Nicolas Corvisart (1755-1821), 1808 eine neuerliche französische Übersetzung herausbrachte und den Verdienst Auenbruggers besonders hervorhob. Auenbrugger konnte diesen Triumph noch erleben.

Auenbrugger mit Gattin
Auenbrugger mit Gattin. Ölbild
© Dr. Wolfgang Regal, Wien

Die Schrift "Inventum novum" hatte Auenbrugger bekannt gemacht. Doch der rege Forschungsgeist Auenbruggers hatte sich darüber hinaus mit vielen anderen medizinischen Problemen beschäftigt. Im selben Jahr (1761) hatte Auenbrugger eine Arbeit über die Lungenkrankheiten der Steinbrucharbeiter veröffentlicht, 18 Jahre später (1779) erschien in Wien die Schrift "Heilart der epidemischen Ruhr im Jahre 1779".


Weniger bekannt ist, dass Auenbrugger auch zwei psychiatrische Schriften hinterlassen hat. In der einen, "Experimentum nascens de remedio specifico sub signo specifico in mania virorum", die 1776 in Wien erschienen war, beschrieb er, wie er eine bestimmte Form männlicher Manie mittels einer Kampferkur zu behandeln versuchte. In seiner zweiten Schrift, "Von der stillen Wuth oder dem Triebe zum Selbstmorde als einer wirklichen Krankheit", die 1783 in Dessau erschienen war, ging es um die Darstellung der Melancholie als Ursache zum Selbstmord.

Auenbrugger besaß ein geschultes, feines Gehör. So war es nicht verwunderlich, dass er auch als Musikliebhaber im musikalischen Wien einen bedeutenden Platz einnahm. So veranstaltete der Arzt in seinem Haus beliebte Musikmatineen, an denen auch Haydn und Mozart teilgenommen haben. Zu Antonio Salieris (1750-1825) musikalischem Lustspiel "Der Rauchfangkehrer" (1781) und zu dessen Oper "Der listige Kaminfeger" oder "Die bestraften Spröden" (1790) verfasste Auenbrugger das Textbuch.


Auenbruggers Töchter Franziska und Marianne waren zwei erfolgreicher Pianistinnen. Franziska stand schon 1766 in Wien als Klavierspielerin und Sängerin in hohem Ansehen. Vor allem Joseph Haydn war den Schwestern sehr zugetan. So widmete er ihnen 1780 die Sonaten Nr. 13 und 35 bis 39 seiner Gesamtausgabe. Als Marianne dreiundzwanzigjährig an Schwindsucht starb, verfasste A. Salieri zu ihrem Andenken ein Lobgedicht.


Sonderbriefmarke Auenbruggers (1937)
Sonderbriefmarke Auenbruggers (1937)
© Foto: B. Mader, Graz

Über Auenbrugger existieren unwahrscheinlich viele divergierende Angaben in der einschlägigen Literatur. Schon sein erster Taufname Johann wurde mehrmals fälschlich mit Josef angegeben. Mit sehr unterschiedlichem Datum wiedergegeben wurde auch seine Erhebung in den Adelsstand, letztlich gab es bei seinem Todesjahr eine Differenz bis zu zehn Jahren.

Auszeichnungen, Ehrungen (Auswahl)#

  • Sonderbriefmarke, die 1937 als eine der letzten der Ersten Republik erschien
  • als 1912 das Landeskrankenhaus Graz seinen Betrieb aufnahm, gedachte man des berühmten Mediziners und gab dem gesamten Gelände die Adresse "Auenbruggerplatz"
  • das Siegel der im Jahre 2004 gegründeten Medizinischen Universität Graz weist in seiner linken Hälfte ein Bildnis dieses bedeutenden Mannes auf.


Auenbruggers Spuren in Graz

Folgt man den wenigen Spuren Leopold Auenbruggers in Graz, so kann man an seinem Geburtshaus Griesgasse Nr. 2 eine kleine, kaum auffindbare Gedenktafel mit folgendem Text entdecken: "In diesem Hause wurde Leopold von Auenbrugger am 19. Nov. 1722 geboren"

Sebastian Auenbrugger, der Vater, war der zu dieser Zeit recht bekannte und viel besuchte "Mohrenwirt", der im damaligen Eckhaus Murvorstadtplatz Nr. 431 - dem heutigen Südtirolerplatz - sein Lokal hatte. Dieses Haus - heute das Eckhaus Südtirolerplatz. Nr. 5/ Griesgasse Nr. 2 - war, wahrscheinlich im 16. Jahrhundert, durch den Zusammenbau mehrerer älterer Häuser und Häuserteile entstanden.

Als erster Besitzer dieser Liegenschaft ist im Jahre 1568 der Gastgeb N. Mohrner nachweisbar. Dieser führte in seinem bürgerlichen Wappen einen Mohren und so kam auch die Gaststätte zu ihrem Namen. (Dieser "Mohr" war auch namensgebend für die Apotheke am Südtirolerplatz.)

Zur Zeit Auenbruggers war der "Mohrenwirt" ein von Studenten und Militärs viel besuchtes Lokal.

Den traditionsreichen "Mohrenwirt" gibt es auch heute noch - er befindet sich zwar nicht mehr in der Griesgasse, sondern in deren nördlicher Fortsetzung, in der Mariahilfergasse 16, wo er eine gut besuchte, bürgerliche Gaststätte ist.


Leopold Auenbrugger heiratete 1754 Marianne von Priesterberg. Ein Ölbild, auf dem das Ehepaar abgebildet ist, befindet sich im Instituto ortopedico Rizzoli in Bologna. Auf diesem Bild hält Leopold Auenbrugger sein berühmtes Werk "Inventum novum" mit aufgeschlagenem Titelblatt in seiner linken Hand.


Anlässlich seines 100. Todestages enthüllte die Wiener Ärzteschaft an seinem Sterbehaus (Wien, Neuer Markt 9) eine Gedenktafel:
"STERBEHAUS DES MEDICINAE DOCTOR
Leopold Auenbrugger
Edler von Auenbrugg
Erfinder der Perkussion DES BRUSTKORBES
geb. 19. Nov. 1722 gest. 18. Mai 1809
A.D. 1909"
In der umrahmenden Verzierung steht noch in Blockbuchstaben "INVENTUM NOVUM", der Titelanfang seines Hauptwerkes.


Gedenktafel Auenbrugger
Gedenktafel am Geburtshaus Auenbrugger
© Dr. B. E. Mader
Geburtshaus Auenbrugger
Geburtshaus Auenbrugger
© Dr. B. E. Mader
Gedenktafel Sterbehaus
Gedenktafel Sterbehaus
© Dr. Wolfgang Regal, Wien


Leseprobe#

aus

Inventum novum

"Ich übergebe Dir, geneigter Leser, ein neues von mir erfundenes Zeichen zur Entdeckung der Brustkrankheiten. Dasselbe besteht in einem Anschlagen an die menschliche Brust, wobei sich aus dem verschiedenen Widerhalle der dadurch hervorgebrachten Töne auf den inneren Zustand dieser Höhle schließen läßt. Weder Sucht zu Schriftstellern, noch übermäßiger Spekulationstrieb, sondern einfache siebenjährige Beobachtung bestimmte mich, das in bezug auf diesen Gegenstand Entdeckte zu regeln, zu ordnen und herauszugeben. Wohl habe ich es vorgesehen, daß ich mit der Veröffentlichung meiner Erfindung auf nichts weniger als unbedeutende Klippen stoßen werde. Denn nie hat es noch Männer, die in Wissenschaft und Kunst ihre Erfindungen neues Licht oder Vervollkommnung brachten, an dem Gefolge der düsteren Genossen des Neides, der Mißgunst, des Hasses, der hämischen Verkleinerung, ja selbst der Verleumdung gefehlt ....".

Literatur#

  • J. Dueret, Auenbrugger als Psychiater, Dissertation, Zürich 1956.
  • Marianne Jantsch, Zweihundert Jahre "Inventum novum". In: Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 11, Wien 1961, S. 199.
  • Wolfgang Regal, Michael Nanut, Das "Inventum novum von Leopold Auenbrugger. In: Ärzte Woche, 17. Jg., Nr. 17, Wien 2003.
  • HMW (= Heilmittelwerke)-Jahrbuch 1952, Wien 1951, S. 75; mit Abb. Auenbruggers, (Abb. XXVIII)
  • Richard Toellner, Illustrierte Geschichte der Medizin, Band 5, deutsche Ausgabe, Salzburg 1986, S. 2709
  • Constant von Wurzbach, Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich, enthaltend die Lebensskizzen der denkwürdigen Personen, welche 1750 bis 1850 im Kaiserstaate und in seinen Kronländern gelebt haben, Erster Theil, Wien 1856, S. 85
  • Erna Lesky, Auenbruggers Kampferkur und die Krampfbehandlung der Psychosen. Zum 150. Todestag Auenbruggers am 18. Mai 1959. In: Wiener klinische Wochenschrift, 71. Jg., Nr. 17, Wien 1959, S. 289-293
  • Wolfgang U. Eckart, Christoph Gradmann (Hsgr.), Ärztelexikon. Von der Antike bis zum 20. Jahrhundert, Beck`sche Reihe Nr. 1095, München 1995, S. 27.
  • Wolfgang Suppan (Hsgr.), Steirisches Musiklexikon, Graz 1962-66, S. 19f.
  • Irmgard Hagendorfer, Landeskrankenhaus - Universitätklinikum Graz. Ein Überblick über die 90-jährige Entwicklung. In: 90 Jahre Landeskrankenhaus 1912 - 2002, Graz 2002, S. 25

Weiterführendes#

Quellen#

  • AEIOU
  • Bernd Mader. Johann Leopold Auenbrugger, Edler von Auenbrugg (1722 - 1809). In: Blätter für Heimatkunde. Heft 2/3 (2005)
  • Whonamedit (dictionary of medical eponyms)
  • Biographisches Lexikon des Kaiserthums Österreich


Redaktion: Mag. pharm. Dr. Bernd E. Mader, I. Schinnerl