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Böhler, Albert#

* 28. 8. 1845, Frankfurt am Main (Deutschland)

† 10. 10. 1899, Wien


Industrieller


Albert Böhler
Albert Böhler, Foto um 1890.
© Bildarchiv d. ÖNB, Wien, für AEIOU
Böhler war der Sohn eines Frankfurter Kaufmannes. Während die Halbbrüder aus erster Ehe den Familienbetrieb in Deutschland übernahmen, beschloss er zusammen mit seinem Bruder Emil ein eigenes Unternehmen zu gründen.

1870 reisten sie zunächst nach Wien und dann weiter in die Steiermark, wo sie mit der k. und k. Gussstahlfabrik des Freiherrn F. Mayr von Melnhof in Kapfenberg einen Alleinvertretungsvertrag für dessen Stahlprodukte aushandeln konnten.

Die Firma hieß fortan ‚Gebrüder Böhler & Co.', wobei G. Kiefer als Mitbegründer in das Handelsregister eingetragen wurde.


Als Böhler das Werk 1872 an die k. und k. priviligierte Innerberger Hauptgewerkschaft verkaufte, verblieben die Alleinvertretungsrechte für die Stahlprodukte dennoch weiterhin bei den Brüdern Böhler.


Im selben Jahr expandierte Böhler durch den Kauf der Bruckbacher-Hütte in Rosenau, einem Walz- und Schmiedewerk. Außerdem beschlossen die Brüder Böhler den jungen Berliner Kaufmann F. Foerster als Gesellschafter in die Firma aufzunehmen, von dem sie sich eine Kapitalspritze für neue Expansionen erhofften.


Tatsächlich konnten sie kurz darauf die k. und k. privilegierte Feilen- und Gussstahlfabrik in Hainfeld (NÖ) kaufen, um neben Stahl auch qualitativ hochwertige Bearbeitungswerkzeuge anbieten zu können.


Im Jahr 1875 trat Friedrich, der jüngste der vier Brüder, nach seiner Ausbildung als zusätzlicher Gesellschafter in das Unternehmen ein.


Als 1882 Bruder Emil an den Folgen einer Operation starb, wurde das Hauptwerk an die neu gegründete Österreichisch-Alpine Montangesellschaft verkauft.


1894 übernahm Böhler zusammen mit seinen Brüdern das Werk das Gussstahlwerk Kapfenberg samt den dazugehörigen Hammerwerken von der Österreichisch-Alpine Montangesellschaft.


Der Name "Böhler-Stahl" etablierte sich durch die sehr hohe und gleich bleibende Qualität des steirischen Stahls und das wirtschaftliche Geschick der Brüder Böhler als weltweit bekannter Markenbegriff.

Böhler-Stammwerk in Kapfenberg
Böhler-Stammwerk in Kapfenberg
© A.Garger (commons.wikimedia)

Man gründet 1896 Vertretungen in Budapest und Prag.

Nach dem Tode Böhlers 1899 wurde in Berlin die "Böhler Aktiengesellschaft" gegründet.

Nach dem Anschluss Österreichs an Nazi-Deutschland mussten die "Böhler-Werke" ihren Beitrag zur Rüstungsindustrie leisten und wurden mit den anderen österreichischen Stahlherstellern zusammengeschlossen.

Nachdem nach Kriegsende 1945 die Kapfenberger Werke durch russische, aliierte Soldaten besetzt worden waren, wurde in manchen Werken ein Großteil der Maschinen demontiert, das Stammwerk in Kapfenberg wurde jedoch weitgehend verschont.

So konnte bereits im Juni 1945 wieder mit der Produktion begonnen werden, nachdem die russischen Besatzer von den Briten abgelöst worden waren.

Mit dem Verstaatlichungsgesetz von 1946 wurde das Unternehmen dem neuen österreichischen Staat einverleibt und der erzwungene Zusammenschluss mit den anderen österreichischen Stahlerzeugern wieder aufgehoben. Die in den darauf folgenden, schwierigen Jahrzehnten eingefahrenen Verluste mussten vom Staat gedeckt werden.

1973 fusionierte die Regierung unter Bundeskanzler B. Kreisky alle österreichischen Stahlerzeuger – i.e. Böhler, Voest, Alpine Montan und Schoeller-Bleckmann – zu einem einzigen Stahlkonzern mit dem Namen "Voest-Alpine AG". Doch schon 1975 erfolgte eine Umstrukturierung: Böhler, Schoeller-Bleckmann und die steirische Gussstahlwerke AG in Judenburg wurden zur "VEW" zusammengefasst, die eine Tochtergesellschaft der "Voest-Alpine AG" blieb.

Als 1980 die Stahlindustrie weltweit in einer Krise steckte und Österreich die enormen Verluste der verstaatlichten Industrie kaum mehr decken konnte, setzte Minister Lacina den gesamten Vorstand der "Voest-AG" ab. 1988 wurde die "VEW" aufgelöst, blieb jedoch als Teil des "Voest-Alpine"- Konzerns bestehen. Als die "Voest-Alpine" 1991 die schwedische ‚Uddeholm’- Gruppe kaufte, vereinigte sie sie mit den "Böhler-Werken".

Nachdem 1995 der "Voest-Alpine"- Konzern in seiner bisherigen Form aufgelöst wurde, ging der "Böhler-Uddeholm"- Konzern schließlich selbst an die Wiener Börse.

Noch immer sind sie einer der weltweit führenden Hersteller für Edelstahl und Werkzeugstahl.

Literatur#

  • Wolfram- und Rapidstahl (1904), O. Böhler
  • Geschichte der Gebrüder Böhler & Co. AG 1870 – 1940 (1941), O. Böhler
  • Das Steirische Eisenbuch. Beiträge zur Geschichte des österreichischen Eisenwesens Band I (1937), H. Kloepfer et al., Leykam Verlag Graz, 171 S.
  • 500 Jahre Erlachhammer (1946), (Hrsg.) Gebrüder Böhler & Co. AG/ Edelstahlwerk Kapfenberg
  • Festschrift 1870 – 1970. 100 Jahre Böhler Edelstahl’ (1970), (Hrsg.) Gebrüder Böhler & Co. AG
  • Ex-Staatsunternehmen auf Fusionskurs (2007), Zeitungsartikel in ‚Der Standard’, 30. März 2007, S. 18

Quellen#

  • O. Böhler, Wolfram- und Rapidstahl, 1904
  • Das große Buch der Österreicher – 4500 Personendarstellungen in Wort und Bild (1987), ed. W. Kleindel & H. Veigl, Verlag Kremayr & Scheriau, Wien, 615 S.
  • Personenlexikon Österreich (2002), (Hrsg.) E. Bruckmüller, Buchgemeinschaft Donauland (u.a.), Wien, 575 S.
  • Österreichisches Biographisches Lexikon
  • Böhler_Uddeholm
  • Böhler-Bleche Mürzzuschlag
  • Böhler Edelstahl
  • Böhler Welding
  • Wirtschaftsblatt


Redaktion: N. Miljković