!!!Film

[{Image src='Film1.jpg' height='300' class='image_left' caption='Film: Szene aus "Sodom und Gomorrha", 1922. Foto.\\© Copyright Verlag Christian Brandstätter, Wien, für AEIOU.' alt='Filmszene "Sodom und Gomorrha", 1922' width='233'}]

Ab 27. 3. 1896 wurden Aufnahmen der Brüder Lumière in Wien vorgeführt, zunächst in der französischen Botschaft, dann öffentlich in Wien 1, Kärntner Str. 45. Die kurzen [Dokumentarfilme|AEIOU/Dokumentarfilm] von ein paar Minuten Länge erweckten nicht nur Aufmerksamkeit beim zahlenden Publikum (darunter am 17. 4. 1896 auch Kaiser Franz Joseph), sondern animierten auch österreichische Experimentierfreudige zur Stummfilmproduktion als neuer Kunst. Zunächst wurden ausländische Filme von Wanderkinos (darunter J. Agostini, J. Bläser, L. u. A. Geni, K. Lifka) und einigen ständigen Kinos (1903 gab es 3 in Wien) präsentiert; 1908 gilt als Geburtsjahr des österreichischen Spielfilms, als der Fotograf [Gustav Anton Kolm|AEIOU/Kolm,_Gustav_Anton] gemeinsam mit dem Schauspieler H. Hanus den nicht mehr erhaltenen Streifen "Von Stufe zu Stufe" hergestellt haben soll. Die von Kolm 1910 gegründete "Erste Österreichische Kinofilmindustrie" (später "Wiener Kunstfilmindustrie Ges. m. b. H.") drehte den ersten österreichischen [Dokumentarfilm|AEIOU/Dokumentarfilm], die erste österreichische Wochenschau sowie Spielfilme (unter anderen "Die Ahnfrau", 1910; "Der Müller und sein Kind", 1911). Stars des Stummfilms waren C. Cartellieri, L. Haid, A. Milety und M. Sonja. Der bekannteste Filmpionier war der böhmische Adelige 
[Alexander Kolowrat-Krakowsky|AEIOU/Kolowrat-Krakowsky,_Alexander_Sascha_Joseph_Graf], der 1913 mit seiner ["Sascha-Film"|AEIOU/Sascha-Film] in Wien den ersten Großfilm, "Der Millionenonkel" mit A. Girardi (Regie: H. Marischka), produzierte. 1916 ließ er in Wien-Sievering das erste Großatelier erbauen. In seiner Ära kamen unter anderen F. Freisler, K. Hartl, W. Reisch und G. Ucicky zum [Film|Thema/Medien]. Inspiriert durch C. B. de Milles Arbeiten in den USA begann Kolowrat in den 20er Jahren mit einigen Monumentalprojekten, unter anderen "Sodom und Gomorrha" (1922) und "Die Sklavenkönigin" (1924), Regie führte jeweils M. Kertesz. Die Sascha-Film bemühte sich um Absatzmärkte in den USA und den Gebieten der ehemaligen österreichisch-ungarischen Monarchie (Bosna in Belgrad, Radius in Budapest, Petef in Warschau, Slavia in Prag, Doria in Bukarest). Durch die Übernahme einer Vertretung der Paramount in Österreich 1918 bildeten sich die ersten Berufsvereinigungen (Regisseure, Operateure, Darsteller).

 
1919 wurde die Vita-Film-AG gegründet, im selben Jahr begann der Bau der Rosenhügel-Studios, 1922 entstanden neue Ateliers (Listo Filmatelier, Schönbrunner Atelier, Astoria, Dreamland Atelier). 1923 verhinderte die Inflation den Absatz der Filme, die Vita-Film musste schließen. Der Überflutung des Markts mit ausländischen Filmen (1925 waren es 1200) wurde mit einer Kontingentierung (1926) entgegengetreten. 1925 geriet die Filmindustrie in eine schwere Krise, die durch die Etablierung des Tonfilms zunächst noch verschärft wurde. Im Juni 1928 wurden in der Wiener Urania erste Kurztonfilme dokumentarischen Inhalts vorgeführt, ein Jahr später hatte am 23. August in Graz die erste österreichische Tonfilmproduktion Premiere "G´schichten aus der Steiermark" von H. O. Löwenstein). Um die Produktion von Tonfilmen durchzuführen, liierte sich die Sascha 1930 mit der Tobis zur Sascha-Tobis-Film. 1933 prägte W. Forst mit "Leise flehen meine Lieder" einen neuen Stil, den Wiener Musikfilm, der dem Tonfilm zur Hochblüte verhalf ("Maskerade", 1934; "Bel Ami", 1939; "Operette", 1940 und viele andere). 1934 wurde die Kontingentierung neu geregelt, danach mussten die Tobis-Sascha-Wochenschau und österreichische Kulturfilme obligatorisch gezeigt werden. Die eigenständige österreichische Filmproduktion fand im März 1938 durch den Anschluss ein Ende.

[{Image src='Film2.jpg' class='image_right' caption='Film: Werner Krauß, Hans Moser und Willi Forst bei einer Regiebesprechung zu "Burgtheater", 1936. Foto.\\© Copyright Verlag Christian Brandstätter, Wien, für AEIOU.' alt='Regiebesprechung, 1936' width='300' height='253'}]
 
Von den Höhepunkten der Stummfilmära bis in die 60er Jahre (zum Teil auch danach) setzte der österreichische Film immer wieder auf den Ausstattungsfilm, bei dem Architekten wie A. Berger, J. von Borsody, F. Jüptner-Jonstorff, H. Ledersteger und W. Schlichting sowie Kostümbildner wie F. Adlmüller, L. Bei, C. Flemming, Gerdago, L. Hofer und E. Kniepert in einer Mischung aus historischer Genauigkeit und phantasievoller Überzeichnung vergangene Epochen zitierten, Akzente in der zeitgenössischen Mode setzten oder deren Trends miteinbezogen.

 
Aufgrund der politischen Veränderungen in Deutschland und Österreich in den 30er Jahren, in geringerem Maß auch aus Karrieregründen gingen viele österreichische Filmschaffende in die Emigration, etwa die Regisseure P. Czinner, F. Lang, O. Preminger, J. von Sternberg, E. von Stroheim, W. Reisch, B. Wilder und F. Zinnemann oder die Schauspieler L. Askin, O. Homolka, P. Lorre, C. Mayer, L. Rainer und A. Wohlbrück, der Cartoonist M. Fleischer sowie die Musiker E. W. Korngold, M. Steiner und R. Stolz. Aus unterschiedlichen Motiven kehrten zahlreiche Emigranten nicht mehr nach Österreich zurück.

 
 
Die österreichischen Ateliers wurden in der neu gegründeten [Wien-Film|AEIOU/Wien-Film] zusammengefasst, die zu einer der produktivsten Filmfirmen des Dritten Reichs wurde. Österreichische Themen dominierten, die Handlung spielte zumeist in der Vergangenheit ("Unsterblicher Walzer", 1939; "Brüderlein fein"; "Wen die Götter lieben"; "Wiener Blut", 1942). Mit der alliierten Besetzung Österreichs 1945 wurden die Ateliers beschlagnahmt. 1946 markierte den Neubeginn der österreichischen Filmindustrie. Die Filme bis zum Ende des 2. Weltkriegs waren häufig von Stars wie H. Moser, A. und P. Hörbiger, P. Wessely, H. Holt und anderen getragen und thematisierten zwischenmenschliche Beziehungen und liebenswerte Exzentriker meist in heiterer Form aus dem Blickwinkel der bürgerlichen Welt (nicht selten vergangener Epochen). Die Nachkriegszeit setzte diese Tradition zunächst fort. Neben einer ausgeprägten Welle von [Heimatfilmen|AEIOU/Heimatfilm], die vom Wald- und Berggenre ("Echo der Berge - Der Förster vom Silberwald", 1954) bis zu historischen Themen in operettenhaftem Schema (E. Marischkas "Sissi-Trilogie", 1955-57 mit R. Schneider und weitere k. u. k.-Filme) reichten, behandelte man auch die aktuelle Zeitsituation, von einer Aufarbeitung der jüngsten Vergangenheit ("Der Engel mit der Posaune", 1948, Regie: K. Hartl; "Der letzte Akt", 1955, Regie: G. W. Pabst) bis hin zu neuen sozialen Problemen unterschiedlichster Art ("Wienerinnen", 1952; "Flucht ins Schilf", 1953, beide unter der Regie von K. Steinwendner; "Moos auf den Steinen", 1968, Regie: G. Lhotsky).


[{Image src='Film3.jpg' class='image_left' caption='Film: Szene aus "Exit II.", 1995. Foto.\\© Copyright Wega Film, Wien, für AEIOU.' alt='Filmszene, Exit II.' width='300' height='207'}]

Eine Reihe von Filmpreisen wurde geschaffen, unter anderen der "Sascha-Pokal" für Spielfilme, der Kulturfilmpreis für Dokumentarfilme, weiters Prämiierungen für Werbefilme und die "Goldene Feder" (ab 1954, ein Kritikerpreis an den Regisseur des "Film des Jahres"). Die Interessen- und Berufsvertretungen wurden neu geordnet, der Unterrichtsfilm wurde ins Leben gerufen. Die Filmkrise in den 60er Jahren versuchte man in Österreich durch die Gründung der Stadthallen-Produktionsgesellschaft auszugleichen, der Versuch begann 1961, endete 1966 und brachte unterschiedlichste Produktionen hervor, unter anderen "Unsere tollen Tanten" (1961), "Der letzte Ritt nach Santa Cruz" (1964) und "Der Kongreß amüsiert sich" (1966).

 
Nach 1968 setzte in der österreichischen Filmgeschichte eine vielseitige und uneinheitliche Entwicklung ein. Neben F. Antels kommerziellen und populären Unterhaltungsfilmen (zum Beispiel seine "Wirtinnen"-Serie in den 60er und 70er Jahren) etablierten sich zwar bis in die 90er Jahre österreichische Regisseure (unter anderem "Kassbach", 1979, Regie: P. Patzak; "Der 7. Kontinent", 1979, Regie: M. Haneke; "Der Schüler Gerber", 1981, Regie: W. Glück; "Müllers Büro", 1986, Regie: N. List; "Weiningers Nacht", 1990, Regie: P. Manker; "Indien", 1993, R: P. Harather; "Exit II", 1995, F. Novotny), von einem spezifisch österreichischen Film kann aber nicht gesprochen werden. Von den österreichischen Filmschauspielern erreichten in den letzten Jahren K. M. Brandauer und A. Schwarzenegger größte internationale Bekanntheit.

!Weiterführendes
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!Literatur
* W. Fritz, Kino in Österreich. Der Stummfilm 1896-1930, 1981
* derselbe, Kino in Österreich 1945-83, 1984
* derselbe, Kino in Österreich. Der Tonfilm 1896-1945, 1991






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