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Ganglbauer, Petra#

* 16. 4. 1958, Graz


Autorin, Radiokünstlerin


Ganglbauer Petra
Ganglbauer Petra
© Josef Ondracek
Petra Ganglbauer wurde am 16. April 1958 in Graz geboren.


Sie studierte von 1976 bis 1982 Anglistik, Germanistik, Geschichte und Medienkunde an der Universität Graz.

Ihre literarische Laufbahn begann sie 1982 in Graz, zunächst als Mitherausgeberin der Literaturzeitschrift "perspektive" und in dem von Gerald Ganglbauer gegründeten und von ihr 1984 bis 1989 mitbetreuten "gangan-Verlag", einem Kleinverlag für experimentelle Literatur.


Petra Ganglbauer arbeitet als freiberufliche Autorin und "Radiokünstlerin" in Wien und Burgenland und veröffentlicht Lyrik, Prosa, Essays, Hörspiele und Hörstücke. Zudem arbeitet sie an verschiedenen Projekten mit Klang- und BildkünstlerInnen, befasst sich mit Konzeption und Durchführung von (Schreib-)Werkstätten und Co-Konzeption des Lehrgang 'TEXT:KUNST', Textcoaching und Unterricht im Rahmen des Lehrgangs 'Wiener Schreibpädagogik'. Sie unternimmt immer wieder ausgedehnte Projekt-Reisen.

Petra Ganglbauer ist Präsidentin der Grazer Autor/inn/enversammlung (GAV) und Präsidentin des Berufsverbandes Österreichischer Schreibpädagoginnen (BOeS). Darüberhinaus ist sie als Vizepräsidentin des Vereins für interaktive Raumprojekte und Vorstandsmitglied der Dokumentationsstelle für neuere österreichische Literatur (DOKU) tätig.

Auszeichnungen, Ehrungen (Auswahl)#

  • Landesliteraturstipendium Steiermark
  • Literaturförderungspreis der Stadt Graz
  • Literaturförderungspreis der Stadt Wien
  • Theodor-Körner-Förderpreis
  • verschiedene Arbeitsstipendien, Reisestipendien, Rom-Stipendium
  • Werkzuschuss der LVG Literar Mechana
  • mehrere Staatsstipendien
  • HALMA-Stipendium für Bulgarien und Irland
  • nominiert für den Droste Preis
  • Sonderpreis der Edition Art Science (anläßlich des Feldkircher Lyrikpreis)

Werke (Auswahl)#

Bücher
  • Zusammenzuraffen wäre also nichts, Gedichte, gangan Verlag, 1987
  • Die zertanzte Zeit, Gedichtzyklus, in: DIE FEMDEN LÄNDER MEIN EIGENES LEBEN. Wiener Frauenverlag, 1991
  • Briefe ohne Gesicht, Prosa, Wiener Frauenverlag, 1992
  • Wiener Vorlesungen zur Literatur, gem. mit Peter Pessl: Edition Freibord, 1995
  • Täter sind Risse. Betrachter. Prosa, Wiener Frauenverlag 1996
  • Lippenverreißung, (k)ein klang, gem. mit W.Seidlhofer, Edition Gegensätze, Herbst 1998
  • Tränenpalast, Roman, Milena Verlag 1999.
  • schräger garten texte, Edition DAS FRÖHLICHE WOHNZIMMER, 2001
  • Meeresschnee,Gedichte, herbstpresse 2001
  • Niemand schreit, Prosa, Milena Verlag, 2001
  • Manchmal rufe ich dorthin, Prosa, Milena Verlag, 2004
  • Glöckchen. Nachtprogramm. Texte. Mit Zeichnungen von Gerda Sengstbratl. Edition Das Fröhliche Wohnzimmer, 2005
  • Der Himmel wartet, Prosa, Milena Verlag, 2006
  • Im Schonungslosen, Gedichte mit Fotografien von Elisabeth Wörndl, edition ch, 2007
  • Mit allen Sinnen. In: Das literarische Sprachlabor. Workshopkonzepte für den Deutsch-Unterricht. Hrsg.: Stefan Krist, Patricia Brooks und Günter Vallaster. Praesens Verlag, 2009
  • Verantwortung dem Resultat gegenüber. Petra Ganglbauer im Gespräch mit der Künstlerin Gertrude Moser-Wagner, In: Widerspruchmeter, Konzepte Projekte Interventionen, Katalog, Bibliothek der Provinz, 2009
  • Die Überprüfung des Meeres, Edition Art Science, 2010
  • Noch tiefer als du. Auf der CD: EinFach zuhören. Lyrik nach 45. Paderborn, 2009
  • Die Überprüfung des Meeres, Edition Art Science, 2010
  • Verhältnis zum Wort. In: Zeitenwende. Hrsg. Michael Bohringer, Susanne Hochreiter. Praesens, 2011
  • Permafrost. Prosa. Mitter Verlag, 2011
  • Ringhörig. Edition Art Science, Wien - St. Wolfgang, 2013
  • Augentexte. Verlag der Buchhandlung beim Augarten, Wien, 2014

Hörstücke

  • Faltungen, Schritte: Einschnitte..., ORF-Kunstradio, 1993
  • Dislocation, ORF-Kunstradio, 1998
  • Diffusion, ORF-Kunstradio, 2000
  • Direction, ORF-Kunstradio, 2002
  • Deviation, stills, (Graz 2003) gem. mit Andrea Sodomka, ORF-Kunstradio, 2003
  • Wenn die Stimme Zeit spricht, Hörspiel, ORF, 2004
  • Unser Auge von Wechsel, ORF-Kunstradio, 2005
  • Steine: Eine poetische Versuchsanordnung, ORF-Kunstradio, 2007
  • Ökotonal, ORF-Kunstradio, 2010
  • Mongolei: Geschüttelt, gerührt, ORF-Kunstradio, 2012
  • Was wir hören ist was wir vergessen, LARK, ORF-Kunstradio / Alte Schmiede, 2014 / 2015

Interdisziplinäre Projekte

  • Daphne Nuova: Ein Foto-Video-Textprojekt, gemeinsam mit Elisabeth Wörndl, (Rom- Salzburg) 1994
  • Textpart für "Die Differenzmaschine", Event für Theater gem. mit Sodomka, Breindl u.a., Berlin 1996
  • Die Erweiterung des Raumes (Gesamtkonzeption, Text) gem. mit Elisabeth Wörndl (Lichtbildprojektion) und Reni Hofmüller (Klangkomposition, Internetgestaltung steirischer herbst 1996 (Kunsthaus Mürz, Kunstradio on air, online)
  • Realtime Artemis: Textpart & Partitur. Gem.mit Peter Pessl (Gesamtkonzeption) und Gertrude Moser-Wagner. Live im ORF-RP3 Studio und Kunstradio on air online, 1997
  • Der springende Punkt: Ein Klang-Textprojekt. Idee & Gesamtkonzeption, gem. mit Sodomka, Breindl, Math. MUWA, Graz 1997/98/99/2000
  • Teilnahme an Decodierung. Recodierung. blue box vor der Kunsthalle, 2000
  • INTENTION UND ZUFALL, Autorenprojekt, Co-Organisation: Alte Schmiede, 2001
  • deviation, stills: gem. mit Andrea Sodomka, im Rahmen von Graz 2003
  • In Gesellschaft Zur Gesellschaft: Ein poetisches Versuchsgewebe, gemeinsam mit Lucas Cejpek, Gertrude Moser-Wagner, Pia Janke. Idee und Gesamtkonzeption: Petra Ganglbauer. Alte Schmiede, 2008
  • Regelmäßige Zusammenarbeit mit Michael Fischer (Komponist, Musiker) u.a. bei Connex Context (Radio Orange), TextKlangLandschaften, 2009, im Porgy & Bess, 2012
  • Nisten, ziehen, irren. Konzeption eines Schreiblabors. Regionale, Murau, 2012
  • Mit allen Sinnen. Kooperation mit Andrea Sodomka (Komposition), 2012
  • Lücken. Veza Canetti erinnernd. Intermediales Projekt mit Susanne Hochreiter, Gertrude Moser-Wagner, Ilse Kilic, Margret Kreidl. Idee und Gesamtkonzeption. Wien, Graz, Mattersburg, Innsbruck, 2013
  • Art Contains. Gemeinsam mit Gertrude Moser-Wagner, Institut für Interaktive Raumprojekte / BOeS, Wien, 2015

Filmprojekte-Zusammenarbeit

  • Istigkeit, gem. mit Marc Adrian, 1996
  • Teilnahme an "reflected in your eyes", von Toni Kleinlercher, 2000
  • diffusion, mit Astrid Becksteiner, 2001
  • Kraftgedächtnis, Video, gem. mit Astrid Becksteiner, 2005
  • Love Seat, Video, gem. mit Elisabeth Wörndl, 2009



Leseprobe#

aus
Petra Ganglbauer - "Niemand schreit"


Niemand schreit. Es ist Stille. Die Sonne erreicht mich wieder in Augengegend. Die Luft ist vollkommen ruhig, als wäre das Unruhige abgeglitten. Die Steine liegen dort, wo sie hingehören. Das Lachen ist zurückgekehrt. Besondere Farben lassen mich wieder zur Ruhe kommen. Der Duft spät blühender Linden berauscht mich. Ich hatte meine Dinge verlassen, nun sind sie wiedergekehrt. Das Haus, in dem ich wohne, ist das Haus. Der Garten, ist der Garten. Der Himmel darüber liegt ausgespannnt, als der Himmel. Das Wasser fließt unaufhörlich. Glucksend. Rinnend. Plätschernd. Das Erwachen ist das Erwachen. Meine Stimme ist meine Stimme. Das Dach ist das karmesinrote Dach. Mein Kleid ist kobaltblau. Nun sind die Dinge wiedergekehrt. Ein Wiedererkennen von Kopf bis Fuß. Zunächst mein Gesicht. Es ist mein Gesicht. Das Gesicht, das jeder kennt. Oder nicht kennt. Das Haar. Die grünen Augen. Meine grünen Augen. Der Mund. Niemand schreit mehr. Es ist Stille. Es ist vollkommen. Es ist Gegenwart. Es hat Zeit. Ich habe Zeit. Ich habe mich wieder in der Zeit. Die Straßen sind die geschäftigen Straßen. Die Beflissenheit ist die alte Beflissenheit. Es ist die Beflissenheit. Der Lärm der Kraftfahrzeuge ist der Lärm. Die Vogelstimmen singen, die Vogelstimmen. Nun sind die Dinge wiedergekehrt. Nun bin ich wiedegekehrt. Mitten hinein, in den Verkehrsstau. Hinein in die Auseinandersetzungen. Hinein ins Vergnügen. Mitten hinein und drinnen. Die rote Katze ist die rote Katze. Und wieder. Und immer wieder. Der Elefantenbaum ist üppig. Der Staub auf den Regalen liegt. Ich habe mich erreicht. Ich habe mich eingeholt. Ich bin wieder da. Ich bin zusammengezählt. Ich zähle. Von nun an erzähle ich.
(S.7)


Ahnungen Einsichten
Was rettet, ist nicht die Liebe.
Was rettet, ist nicht die Kunst.
Was rettet, ist nicht der Glaube.
Was rettet, ist nicht die Intelligenz.
Was rettet ist "to be a full time member!"
Ich spreche fremde Leute an.
Stehe winters vor dem Haus, halte ein Papier in Händen.
Bin zugespitzt.
Geschnürt.
Ich bin ein Lockvogel geworden.
Ich trage ein neues, eigenartiges Lächeln mit mir.
Einen unbestimmten Blick.
Ein kesses Kleid mit Aufschrift.
Ich trage die schreienden Farben einer versteckten Sprache.
Was ich will, weiß ich, was sie wollen.
Ich nähere mich meinen Mitmenschen mit Statistiken.
Ich bin Rattenfängerin, nicht einmal freundlich.
Ich bin raffiniert geworden.
Ich verlasse mich auf mein Lexikon der Unsätze und Unwörter.
"Asylantenflut." "Abschaum der Menschheit." "Nestbeschmutzer."
Ich bezwinge ihren Willen mit einstudierten Grimassen.
Wenn sie zu clever sind, stelle ich Wiederholungsfragen.
Damit schließe ich ihnen Augen und Ohren.
(S. 57)


© 2001, Milena Verlag, Wien.
LITERATURHAUS
Publikation mit freundlicher Genehmigung des Verlags

Quellen#



Redaktion: I. Schinnerl