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Glaser, Eduard#

* 15.3.1855, Deutsch-Rust (Podbořanský Rohozec Podboransky , Tschechische Republik)

† 7. 5. 1908, München


Karthograph des Gebietes von Mekka und Erforscher des sagenhaften Saba


Eduard Glaser
Eduard Glaser
© Archiv Senft

Er studierte am Polytechnikum in Prag Geodäsie und Mathematik und widmete sich gleichzeitig dem Erlernen des Arabischen. 1877 ließ er sich in Wien nieder und reiste 1883 in das südliche Arabien, das er von Sana'a aus in mehrere Richtungen durchforschte. 1885/86 unternahm er seine zweite Reise, 1887/88 eine dritte Reise nach Arabien: Schilderungen im Alten Testament (1. Buch der Könige, Kapitel 10) hatten ihn bewogen, sich auf die Suche nach Marib, dem sagenhaften alten Saba, zu begeben.


Bis zum Zweiten Weltkrieg war Österreich in der Südarabien-Forschung führend - einen Höhepunkt erreichte diese Forschung durch die Reisen von Eduard Glaser und des Franzosen Joseph Halévy, die zusammen etwa 2500 Inschriften kopierten oder nach Europa brachten. Auf Basis dieses epigraphischen Materials konnte die altsüdarabische Sprache und Geschichte erforscht werden.


Eduard Glaser schreibt über seine Suche nach dem sagenhaften Saba:


Passstraße im Jemen
Passstraße im Jemen
© Wolfgang Klesl, Wien
Diese Schilderung hat nicht nur auf die Dichter und Geschichtsschreiber aller Zeiten, sondern auch auf jeden, selbst den einfachsten Leser der Heiligen Schrift, anregend gewirkt. Wie hätte, da ich, der ich mir die Erforschung des Sabäerlandes zur Lebensaufgabe gemacht habe, achtlos an ihr vorübergehen können. So war es dann auch von dem Tage an, an welchem ich den Boden Arabiens betrat, mein Sinnen und Trachten, Marib, die "Metropolis Sabaeorum" des Strabo. die "Regia omnium Mariaba" des Plinius, diese einstige Hauptstadt des Sabäerreiches zu sehen, die Trümmer ihrer Herrlichkeit zu bewundern und den Schleier zu lüften, der ihre sagenhafte Vergangenheit mit unwiderstehlichem Reiz umfing.


Erst seine dritte Reise in das Gebiet (Oktober 1887 bis September 1888) sollte ihm endlich ermöglichen, seinen alten Traum zu verwirklichen und Marib zu erkunden. Er landete in Aden und benötigte mehr als 40 mühsame Tage, um nach Sana'a zu gelangen, von wo es schließlich noch fünf weitere Tagesreisen bis Marib waren.Glaser schildert seine Eindrücke wie folgt:

Obwohl wir keine Zelte mit hatten, sondern ganz nach Beduinenart unter freiem Himmel lagerten, schliefen wir dennoch köstlicher als Fürsten in den Palästen. Der Gedanke, endlich bis in die Nähe Maribs, meines vieljährigen Forschungszieles, gelangt zu sein, ließ mich in einem Entzücken schwelgen, welches nur derjenige nachempfinden kann, welcher selbst ähnlich opfervollen Bestrebungen gehuldigt hat...


Auf diesen Reisen sammelte Glaser über tausend Inschriften und tätigte wichtige geographische Beobachtungen. Die Österreichische Akademie der Wissen­schaften veröffentlichte Eduard Glasers "Reise nach Marib". 1890 ernannte ihn die Universität Greifswald zum Ehrendoktor. 1892 führte ihn eine weitere Reise nach Arabien, in deren Verlauf er das Gebiet von Hadramaut bis Mekka kartographisch aufnahm, auch sammelte er Sprachproben vom eigenartigen semitischen Volk der Mahra. Die "Sammlung Glaser" befindet sich im Kunsthistorischen Museum und in der Österreichischen Nationalbibliothek in Wien.


Aus "Punt und die südarabischen Reiche" eine Leseprobe über die Herkunft des Goldes aus dem sagenhaften Saba:

Sanaa, Hauptstadt des Jemen
Sanaa, Hauptstadt des Jemen
© Wolfgang Klesl, Wien

... Nur drei Goldgegenden kommen überhaupt in Betracht wenn wir von der sudanesischen, der westarabisch-sabäischen und den im entfernteren Asien gelegenen, etwa mit Ausnahme der westarabischen, die ja trotz allem im Auge behalten werden müssen, naturgemäß absehen. Es sind dies in Afrika Sasu und Maschonaland und in Arabien die Region landeinwärts vom Persischen Golf. Nur mit Bezug auf diese drei besitzen wir Nachrichten aus dem Altertum über Goldgewinnung. Das ostafrikanische Goldland Sasu, von welchem Cosmas Indicopleustes im sechsten Jahrhundert nach Chr. berichtet, dass die damaligen axumitischen Könige von dort her im Wege des Tauschhandels Gold bezogen, habe ich nördlich und südlich des Nogalflusses, also bis zum Borlab- oder Bordhabgebirge, und südlich bis in die Nähe der italienischen Besitzung Obbia (Hobia) lokalisiert. Im allgemeinen dürfte es die Gegend östlich vom Rudolfsee sein.Genau begrenzen lässt sich diese Goldregion nicht, wir wissen aber jetzt, dass goldführendes Gestein in größerer oder geringerer Quantität in ganz Ostafrika vorkommt bis tief hinein ins Maschonaland. Ergiebig aber waren die nördlicheren Partien dieser Goldzone nur in Sasu, aber auch selbst hier nicht in besonderem Grade. Immerhin können die Puntfahrer Gold an der ostsomalischen Küste verladen haben. Viel ergiebiger dagegen waren im grauen Altertum die Goldbergwerke des Maschonalandes, von denen wir allerdings keinerlei alte Nachricht besitzen, deren in neuester Zeit (durch Mauch und dann besonders durch Bent) entdeckte und durchforschte großartige Überbleibsel aber gar keinen Zweifel aufkommen lassen, dass hier außerordentlich viel Gold gewonnen wurde, ja dass hier eine mächtige zivilisierte Bevölkerung saß, die staunenerregende Bauten aufgeführt hat.

Staudamm in Marib, 6. Jh. v. Chr., Reste der Staumauer
Staudamm in Marib, 6. Jh. v. Chr., Reste der Staumauer
© Wolfgang Klesl, Wien

Wenn wir nun (aus dem Periplus) erfahren, dass im ersten Christlichen Jahrhundert die Leute von Muza (damals Hafenort am Roten Meer, heute einige Meilen landeinwärts von Mokha) "altem Herkommen gemäß" Azania, d. h. die Küste vom Ras Hafun bis mindestens zum Cap Delgado, in Wirklichkeit aber noch weiter nach Süden, da Rhapta, der letzte große Handelsplatz Azaniens, sicher nicht zugleich der Grenzpunkt war, im Namen des sabäischen Reiches verwalteten, wie sollten wir da nicht voraussetzen, dass mindestens in früheren Jahrhunderten, vielleicht sogar noch zur Zeit Basiles, des Verfassers des Periplus, auch noch das verhältnismäßig so nahe gelegene Maschonaland zu Azania gehörte, Nichts hindert uns, anzunehmen, daß die ägyptischen Puntfahrer mindestens bis Rhapta gekommen sind, wohin Maschonagold gebracht worden sein kann. Aber sie können auch bis zu der viel günstiger gelegenen Sofalaküste vorgedrungen sein. Wer da glaubt, die Ägypter seien für so weite Seefahrten nicht die geeigneten Männer gewesen, der irrt gewaltig, denn ein Blick auf die Abbildung der Schiffe zeigt uns klar und deutlich, dass diese Alten weit bessere Fahrzeuge hatten als unsere heutigen arabischen Schiffer, die mit ihren elenden Sanabik und Dhaus gleichwohl noch ganz andere Fahrten unternehmen.

Marib, Tempel des Mondgottes Almaqah, 7.Jh. v. Chr.
Marib, Tempel des Mondgottes Almaqah, 7.Jh. v. Chr.
© Wolfgang Klesl, Wien
Wenn man aber zugibt, daß die Ägypter das sehr gefährliche Rote Meer befahren haben und dass sie in den Golf von Aden hinaussteuerten, wie kann man sich dann daran stoßen, dass sie auch die ganze ostafrikanische Küste aufgesucht haben. Im Gegenteil, gerade der Besuch der ostafrikanischen Küsten war mit geringeren Gefahren verbunden als die Fahrten im Golf von Aden und im Roten Meer, gefahrloser nicht bloß aus rein navigatorischen Gründen, sondern ganz besonders auch wegen der harmlosen Uferbevölkerung und wegen der einheitlichen Gestaltung der politischen Verhältnisse. Denn das "alte Herkommen" lässt uns erkennen, dass schon in alten Zeiten die gesamten Küsten Ostafrikas einem Willen unterstellt waren. Ob dieser Wille ursprünglich der sabäische war, bleibe einstweilen dahingestellt...

Literatur#

  • Glaser, Eduard Glasers Reise nach Marib, Wien o. J
  • Skizze der Geschichte und Geographie Arabiens von der ältesten Zeit bis zum Propheten Muhammad (nur 2. Band), Berlin 1890
  • Punt und die südarabischen Reiche, Berlin 1899

Quellen#


Redaktion: Hilde und Willi Senft