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Grünmandl, Otto #

* 4. 5. 1924, Hall in Tirol

† 3. 3. 2000, Hall in Tirol

Kabarettist, Schriftsteller


Der studierte Elektrotechniker war zuerst als Textilkaufmann im elterlichen Geschäft tätig (1948-1965), bevor er sich Mitte der 60er Jahre als freier Schriftsteller der Kunst zuwandte. Vor allem Hörspiele führten ihn in das ORF-Landesstudio Tirol, wo er von 1972 bis 1981 die Unterhaltungsabteilung leitete.


1970 erhielt er den Österreichischen Staatspreis für Hörspiele.


In dieser Zeit entstanden auch seine ersten Kabarettprogramme: Am bekanntesten wurden seine zusammen mit Theo Peer erarbeiteten „Alpenländischen Interviews“, in denen er die ernste Form des klassischen Radiointerviews für erstaunliche Kurzgrotesken nutzte.


1976 trat er beim "steirischen herbst" mit seinem ersten Solo-Kabarett-Programm "Der Einmannstammtisch" auf.


Für seinen raffinierten szenischen Monolog „Ich heiße nicht Oblomow“ schließlich erhielt Grünmandl 1987 den "Deutschen Kleinkunstpreis".


Weitere Programme folgten: "Ich bin ein wilder Papagei" (1981), "Ich komme aus der Wirtschaft" (1984), "Ein Fußbad im schwarzen Meer" (1985), "Politisch bin ich vielleicht ein Trottel, aber privat kenn' ich mich aus" (1987), "Ich bin der Kaiser Nero" (1990), "Kreisverkehr" (1992) und "The mountain singers" (1997) - eine Koproduktion mit der Gruppe Akkosax.


Grünmandl trat überwiegend in Österreich und Bayern auf (auch gemeinsam mit Gerhard Polt in den Münchner Kammerspielen), er wirkte aber auch in Fernseh- und Radiosendungen mit. Daneben schrieb er Drehbücher und Beiträge für Fernsehsendungen, Kolumnen und Theaterstücke, u.a. "Tirili", eine Posse mit Gesang, geschrieben und dargestellt von Grünmandl und Georg Kreisler mit Ensemble (1993).


1996 gründete Grünmandl in seinem Heimatort Hall in Tirol ein Zimmertheater, wo er an jedem Wochenende eines seiner alten Kabarettprogramme spielte.


Otto Grünmandl, der Meister der spröden wie feinsinnigen Erklärungsmodelle, war vom Publikum hoch geschätzt - egal ob er über das labyrinthische Wesen der Straßenverkehrsordnung sinnierte oder über die Fälle, bei dem das alpenländische Inspektoreninspektorat aktiv werden musste.


Als Schaupieler und Kabarettist war uns der Autor bekannt, man kennt auch seine Hörspiele sowie Film- und Fernseharbeiten; aber es gabt noch einen ganz anderen Otto Grünmandl, einen sensiblen Schriftsteller, der im stillen Kämmerlein leise seine Gedanken in Lyrik oder in Prosa ausdrückte. "Hinter den Jahren" - einen sprechenderen Titel hätte man sich für diese diese Sammlung schwerlich ausdenken können. Erst kurz vor seinem Tod hat Grünmandl sich entschieden, seine Gedichte vorzutragen, und auch das nur ein einziges Mal, im Oktober 1999. Diese Veranstaltung war zugleich Otto Grünmandls letzter öffentlicher Auftritt.


Am 3. März 2000 ist Otto Grünmandl in Hall in Tirol gestorben.


Auszeichnungen, Ehrungen (Auswahl):

  • Österreichischer Staatspreis für das Hörspiel Rochade, 1970
  • Deutscher Kleinkunstpreis für den szenischen Monolog Ich heiße nicht Oblomow, 1978
  • Deutscher Kleinkunstpreis für Kleinkunst, 1992
  • Stern im Walk of Fame des Kabaretts


Programme:

  • "Alpenländische Interviews" 1970
  • "Der Einmannstammtisch" 1976 (Steirischer Herbst)
  • "Ich heiße nicht Oblomow" 1978
  • "Ich bin ein wilder Papagei" 1981
  • "Ein Fußbad im schwarzen Meer" 1985
  • "Politisch bin ich vielleicht ein Trottel, aber privat kenn' ich mich aus" 1987
  • "Ich komme aus der Wirtschaft"
  • "Ich bin der Kaiser Nero" 1989
  • "Kreisverkehr" 1992
  • "Alpenländische Erfindungen" 1993
  • "The Mountain Singers" 1997

Literatur#

  • Mabuse in "Kottan ermittelt. Mabuse kehrt zurück", 1983, Regie: Peter Patzak, Buch: Helmut Zenker
  • Onkel in "Warum Neger schwarz?", 1989
  • Herr Weindl in "Herr Ober!", 1992, Buch und Regie: Gerhard Polt
  • Tomek in "71 Fragmente einer Chronologie des Zufalls", 1994, Buch und Regie: Michael Haneke
  • Rubacher in "Transatlantis", 1995
  • Julius in "Mutters Courage", 1995, Buch: George Tabori, Regie: Michael Verhoeven
  • Paul Scherzberg in "Die Kommissarin. Rabennest", 1996
  • Brückenwirt in "Das Schloss", 1997, Buch: Franz Kafka, Regie: Michael Haneke, mit Ulrich Mühe, Susanne Lothar


Leseprobe#

aus Otto Grünmandl - Aus der "Reise zum Schwarzen Meer"

A jeda spielt sein eigenes Spiel
der ane zwenig der andere zviel
übertreiben untertreiben
am besten wärs man ließ es blieben
und schaute sich selbst in aller Ruh
über die Achsel beim Schnapsen zu
auf diese Weise wird der Abstand zum Nirvana
imma klana imma klana

Die Politik iss faxiös
auch das Geschäft macht mich nervös
übertreiben untertreiben
gemma lieber Kegel scheiben
denn was hat man schon davon
von der schönsten Diskussion
auf diese Weise wird der Abstand zum Nirvana
imma klana imma klana

Die Liebe freilich sie allein
könnte unser Glück noch sein
übertreiben untertreiben
die Nasen aneinander reiben
herzen küssen leise stöhnen
und sich niemals dran gewöhnen
auf diese Weise wird der Abstand zum Nirvana
imma klana imma klana
(S. 24)

Plötzlich sagte er das Wort vor sich hin:
Durchdringungen.
Der Anlaß war ebenso banal wie skurril.
Er, Jakob Aschenwald, saß in einem Biergarten und beobachtete einen Etrusker, der an einem der Nebentische saß und mit einem offenbar ziemlich stumpfen Messer einen ebenfalls offenbar ziemlich harten Knödel zu halbieren versuchte. Der Etrusker, daran als solcher erkennbar, dass er aussah wie ein blasser Indianer und ein weites kurzärmeliges Hemd trug, auf dem verschiedene Ansichten von Volterra aufgedruckt waren, hatte die Bronzeklinge des Messers am Scheitelpunkt des Ködels angesetzt. Das Messer, es war eigentlich kein Messer, sondern eher eine Art Dolch, Etruskerdolch, war etwas kürzer als ein römische Kurzschwert, also ziemlich lang für ein gewöhnliches Biergartentischmesser. Die Klinge, eine Bronzeklinge war breit und stumpf. (S. 77)

© 2000 Haymon Verlag, Publikation mit freundlicher Genehmigung des Verlags.
LITERATURHAUS


Hörprobe#

Hörprobe Österreichische Mediathek


Ortsname Wörgl.
aus: Ortsnamen und Ansprachen. Ausschnitt; Autorenlesung. Wien, 26.4.1972

Vorlesen

Quellen#


Redaktion: I. Schinnerl