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Gödel, Kurt#

* 28. 4. 1906, Brünn (Brno, Tschechische Republik)

† 14. 1. 1978, Princetown (USA)


Mathematiker


Kurt Gödel wurde am 28. April 1906 als Sohn von Rudolf Gödel und Marianne Handschuh in Brünn geboren.

Er litt seit seiner Kindheit unter einem schlechten Gesundheitszustand und Angstneurosen.

Nach dem Besuch von Volks- und Bürgerschule und dem Staatsrealgymnasium in Brünn, kam er 1924 nach Wien, nachdem er 1923 die österreichische Staatsbürgerschaft angenommen hatte.

Hier studierte er zunächst theoretische Physik und besuchte Vorlesungen von Heinrich Gomperz und von Philipp Furtwängler, wandte sich jedoch bald der Mathematik zu. Er schloss sein Studium 1929 mit einer Dissertation ("Die Vollständigkeit der Axiome des logischen Funktionenkalküls") unter Hans Hahn ab.

Schon bald nahm er an den wöchentlichen Sitzungen des Wiener Kreises, der von Moritz Schlick ins Leben gerufen wurde und sich mit den methodischen Grundlagen des Denkens auseinander setzte, teil. Inspiriert von diesen Gesprächen und dem Mathematischen Kolloquium von Karl Menger begann Gödel mit seinen Arbeiten, die die mathematische Logik revolutionieren sollten.

Er veröffentlichte 1931 in den vom Mathematischen Institut herausgegebene "Monatsheften für Mathematik und Physik" seine bahnbrechende Arbeit "Über formal unentscheidbare Sätze der Principia Mathematica und verwandter Systeme ".

Mit der als "Satz des Jahrhunderts" bezeichneten Arbeit liefert er den "Gödelschen Beweis": dass das menschliche Denken nicht mechanisierbar ist und in der Mathematik keine widerspruchsfreien Theorien existieren ("Unvollständigkeitstheorien" - jedes formale System, das zumindest eine Theorie der natürlichen Zahlen enthält, enthält unentscheidbare Aussagen, die nicht beweisbar und deren Negation ebenfalls nicht beweisbar ist).

Mit seinen Sätzen zur Unvollständigkeit machte er die Hoffnungen auf einen Beweis der Widerspruchsfreiheit der Mathematik zunichte, den etwa sein berühmter Kollege David Hilbert bis dahin angestrebt hatte.

Seine bahnbrechende Arbeit führte zur Anerkennung als einem der wichtigsten Logiker seiner Zeit. In Wien kam er zwar nicht über eine Dozentur hinaus - nach seiner Habilitation lehrte er von 1933 bis 1938 als Dozent an der Universität – aber er wurde u.a. nach Princeton in das neu gegründete 'Institute for Advanced Study' eingeladen. Von 1933 bis 1934 reiste er zum ersten Mal nach Amerika, nochmals 1935 und 1938, 1938 war er in Göttingen und 1939 in Notre Dame.

Die anstrengenden Reisen taten dem Wissenschaftler jedoch nicht gut - in dieser Zeit begann sich seine psychische Erkrankung in der Form von Depressionen, Zwangsvorstellungen und Verfolgungswahn bemerkbar zu machen.

Die politischen Unruhen an der Universität und die Ermordung des Gründers des Wiener Kreises, Moritz Schlick, 1936 waren weitere Tiefschläge, Gödel erlitt einen Nervenzusammenbruch. Nach seiner Genesung 1938 heiratete Gödel - sehr zum Missfallen seiner Familie - seine langjährige Freundin Adele Porkert, eine um 6 Jahre ältere Nachtclubtänzerin.

1938 - nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten - wurde ihm die Lehrbefugnis aberkannt und er verlor seinen Posten an der Universität. Obwohl er eigentlich nicht verfolgt wurde, wollte er gemeinsam mit seiner Frau Adele in die USA auswandern.

Mit der transsibirischen Eisenbahn reiste das Paar quer durch Russland und Asien und saß wochenlang in Japan fest, bis es in die USA weiterreisen konnte. 1940 siedelte sich Gödel schließlich in Princeton an, nach Europa reiste er nach dieser abenteuerlichen Reise nie wieder.

Gödel begann sich hier in Princeton immer mehr mit philosophischen Problemen zu beschäftigen. Bis 1976 lehrte er in am Institute for Advanced Studies, wo er 1942 Albert Einstein kennen lernte, mit dem ihn bis zu dessen Tod eine enge Freundschaft verband.

1953 erhielt er an der Universität Princeton eine Professur.

Er veröffentlichte jedoch immer seltener, er vereinsamte - abgesehen von seiner Freundschaft mit Einstein - immer mehr und konnte ab den 1960ern keine Vorlesungen mehr halten.

Dass er an seiner psychischen Erkrankung nicht schon früher zerbrochen war, dürfte vor allem das Verdienst seiner Frau Adele gewesen sein. Gegen Ende seines Lebens war Gödel fest davon überzeugt, dass er vergiftet werden sollte. Nur Adele konnte noch dafür sorgen, dass er sich halbwegs normal ernährte. Als Adele Gödel 1977 aufgrund eines Schlaganfalls selbst in ein Krankenhaus eingeliefert wurde, verweigerte er völlig die Nahrungsaufnahme.

Er starb am 14. Jänner 1978 in Princeton an Unterernährung.

Kurt Gödel war einer der bedeutendsten mathematischen Logiker des 20. Jahrhunderts, dessen Ergebnisse von fast revolutionärer Bedeutung für die theoretische Mathematik waren und der wesentliche Beiträge zur Mengentheorie und zur Allgemeinen Relativitätstheorie leistete.

Er wohnte 1924 bis 1927 in Wien 8, Florianigasse 42, 1927/28 in Wien 9, Währinger Straße 33-35, 1928/29 in Wien 8, Lange Gasse 72, von 1930 bis 1937 in Wien 8, Josefstädter Straße 41 und von 1937 bis zu seiner Emigration in Wien 19, Himmelstraße 41-42.


Gedenktafel Kurt Gödel
Gedenktafel Kurt Gödel,
Lange Gasse 72

Gedenktafel Kurt Gödel
Gedenktafel Kurt Gödel, Florianigasse 42

Gedenktafel Kurt Gödel
Gedenktafel Kurt Gödel,
Währinger Straße 33-35

Gedenktafel Kurt Gödel
Gedenktafel Kurt Gödel,
Josefstädter Straße 41

Gedenktafel Kurt Gödel
Gedenktafel Kurt Gödel,
Himmelstraße 41-42


Weiterführendes#

Auszeichnungen, Ehrungen (Auswahl)#

  • Einstein Award, 1951
  • Ehrendoktorat der Yale University, 1951
  • Ehrendoktorat der Harvard University, 1952
  • National Medal of Science, 1974
  • Mitglied der National Academy of Sciences of the United States
  • Fellow der the Royal Society
  • Fellow der the Royal Academy
  • Ehrenmitglied der Londoner Mathematical Society

Werke (Auswahl)#

  • Über formal unentscheidbare Sätze der Principia Mathematica und verwandter Systeme, 1931
  • Ausgabe: Collected Works, 3 Bände, 1990-95

Literatur#

  • Nachruf in Monatshefte Mathematik, 1980
  • D. R. Hofstaedter, Gödel, Escher, Bach, 1985
  • J. W. Dawson, K. Gödel, Leben und Werk, 1999
  • John L. Casti & Werner DePauli. Gödel - A Life of Logic,2000

Quellen#



Redaktion: I. Schinnerl