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Haselsberger, Sebastian #

1894 - 4. April 1944

Der in Scheffau (Tirol) geborene Sebastian Haselsberger empfing 1916 die Priesterweihe. Er wurde 1929 Pfarrer in Erl und engagierte sich dort im Theaterverein der Passionsspiele u. a. als Kassier. Anfang der 1930er Jahre war der Verein hoch verschuldet; die Lage verschärfte sich, als wegen der Tausendmark-Sperre durch die NS-Regierung ab Mai 1933 Besucher aus dem nahen Bayern ausblieben. Damit eröffnete Hitler einen Wirtschaftskrieg gegen Österreich; kurz danach folgte eine Serie von terroristischen Anschlägen durch NS-Gruppen. In dieser Situation entschloss sich Haselsberger, durch eine Brandlegung des Festspielhauses im Juni 1933, mit der er eine Aktion von Nationalsozialisten vortäuschen wollte, an die Versicherungssumme zu gelangen. Seine Haushälterin, die er dazu anstiftete, brachte allerdings die abgesprochenen Hakenkreuze verkehrt an, so dass ein Versicherungsbetrug naheliegend erschien. Haselsberger musste Erl verlassen, der Prozess wegen des Verdachts der Brandstiftung wurde allerdings eingestellt. Zu einer Verurteilung zu vier Monaten Kerker wegen Diebstahls und Betrugs in anderen Fällen kam es erst 1937 in Salzburg. Nach dem "Anschluss" strengte das NS-Regime erneut einen Prozess gegen ihn an, der nach einem Geständnis spektakulär mit 15 Jahre Kerker für den Brandstifter von Erl endete (Schlagzeile der "Neuesten Zeitung" in Innsbruck, NS-Gauverlag, vom 29. 10. 1938). Die Strafe büßte er in Innsbruck und Garsten (bei Steyr) ab. 1943 wurde er ins KZ Mauthausen eingeliefert. Für den 4. April 1944 vermerkt das Totenbuch: auf der Flucht erschossen. Ob Haselsberger nicht nur als NS-Opfer, sondern auch als Märtyrer gelten könnte, ließe sich nur aus seiner Haltung während der fünfjährigen Haft erschließen.

SCHEFFAU AM WILDEN KAISER (DIÖZESE SALZBURG), PFARRKIRCHE

Quelle: Dietfried Olbrich